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Inspektor Jury steht im Regen

Inspektor Jury steht im Regen

Titel: Inspektor Jury steht im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Bei uns gedeihen doch nur Kletterpflanzen, weil sie dem Mehltau und den Pilzkrankheiten offensichtlich am ehesten widerstehen, die wiederum großartig bei uns gedeihen.» Er sagte dies mit einer Resignation, die langjährige Vertrautheit mit den Wechselfällen von Trockenfäule und Pilzerkrankungen verriet. Dann biß er in sein Gurkensandwich, betrachtete es stirnrunzelnd und legte es kopfschüttelnd wieder auf den Teller zurück.
    «Mein Gott! Ihr seid mir zwei», sagte Pearl und rückte sich das kleine Kissen im Kreuz zurecht. «Ich bezweifle, daß Mr. Plant sich für unseren Garten und unser Land interessiert!» Was vernünftiger klang, als er es von Pearl erwartet hätte. Bis sie dann hinzufügte: «Ich bin mir allerdings sicher, daß Mr. Plant auch einen Garten hat.»
    «Ich bin auch davon überzeugt, daß er einen hat, einen schöneren», sagte St. John etwas traurig. «Darf ich Ihnen nachschenken, Mr. Plant …?»
    «Bitte.»
    «… wenn ich auch sehr bezweifle, daß Sie noch mehr Gin mögen. Er ist wirklich nicht gut. Vielleicht ist der Whisky besser. Ein kleines bißchen?» Er hob die Whiskykaraffe.
    «Der Gin scheint mir ganz in Ordnung, danke.» St. Clair hob verwundert die Augenbrauen. «Tatsächlich? Na denn …» Ein wenig zweifelnd machte er sich ans Nachschenken, während er weiter über die Gärten hier und anderswo sprach. «Natürlich sind Ihre Gärten in Northants erheblich besser als unsere …»
    Melrose lachte. «Also da täuschen Sie sich sehr, Mr. St. Clair. Sussex ist die Gartengegend. Immer gewesen.»
    Während er Melrose das Glas reichte und sich wieder hinsetzte, sagte er: «Oh, ja, in der Tat. Bestimmte Gegenden von Sussex. Aber hier in Somers Abbas läßt die Nässe alles absaufen, was ihr in den Weg kommt.» Er probierte seinen frischen Drink und runzelte die Stirn.
    «Das ist einfach lächerlich, Sinjin. Hören wir doch endlich mit diesem dummen Gartengeschwätz auf …»
    «Du lieber Himmel», sagte Divinity, als sei der Ausdruck von dort oben herabgeschwebt.
    «Wir wollten wirklich, daß die Winslows heute abend kommen …» Eine Malzwhiskyflasche musternd, sagte St. John: «Ich verstehe schon, warum die arme Marion nicht unter Leute gehen wollte …»
    «Arme Marion?» sagte Lucinda. «Ich finde, daß man eher vom armen David sprechen sollte.»
    Sybil beugte sich nach vorn und fragte Melrose nachdrücklich: «Haben Sie gehört, was passiert ist?»
    «Also wirklich, Mutter», sagte Divinity. «Wir sollten uns nicht mit diesem dummen Klatsch abgeben.»
    Stirnrunzelnd stellte St. John die Flasche wieder an ihren Platz zurück und sagte: «Ich habe gar nichts gegen Klatsch oder Gerüchte, solange an ihnen nichts dran ist und durch das Weitererzählen deshalb auch kein Ruf ramponiert werden kann.» Er seufzte. «Aber dieser Fall macht einen allerdings schon stutzig. David Marr hat ja schon immer Pech gehabt – na ja, haben sie das nicht alle? Die unglücklichste Familie, die ich kenne, glaub ich, sogar unglücklicher als meine eigene. Edward war schließlich unglücklich verheiratet, stimmt’s, meine Liebe? Hieß sie nicht Rose? Und hat sie ihn nicht mir nichts, dir nichts sitzenlassen? Doch, ich glaub, so war’s. Und dann war da noch das kleine Mädchen, die arme kleine Phoebe, die bei diesem Unfall ums Leben kam. Und nicht zu vergessen Hugh. Hugh ist Marions Mann. Aber wir sehen ihn selten. Hugh lebt ganz allein in diesem Haus in Knightsbridge und kommt eigentlich nie.» St. John saß da, wurde noch ein bißchen trübsinniger und hielt schließlich inne wie einer, der in einer Höhle ein Streichholz nach dem anderen anreißt, nur um dann zusehen zu müssen, wie eins nach dem anderen und schließlich das letzte erlischt.
    «Hugh lebt ja nicht direkt alleine», sagte Sybil. «Ich glaube auch nicht, daß Marion ihn wiederhaben will …»
    «Ach, dazu sollten wir wirklich nichts sagen, meine Liebe. Wir wissen gar nicht genau, ob Hugh andere Frauen hat. Bestimmt nicht mehr als eine. Und dann gibt es noch den armen David, dem man die Verlobte ermordet hat.»
    «Er war nicht mit ihr verlobt, Daddy», sagte Lucinda.
    «Woher weißt du das denn?» fragte ihre Mutter.
    «Marion hat es mir erzählt. Sie hat sie auf einer Cocktailparty kennengelernt. Im Londoner Haus. David und ein paar andere Leute waren da.»
    «Dann war das Mädchen also schon im Haus?»
    «Und was ist daran so komisch?» fragte Lucinda zornig. «Er hat sie eben mitgebracht.»
    St. John warf einen prüfenden Blick auf den

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