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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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wir den Mörder verhaften und anschließend mit einer Lungenentzündung auf der Intensiv-Station landen, Lewis?» antwortete Morse mit einem Achselzucken.
    Der Sergeant tat, wie ihm geheißen, und spürte plötzlich ein unerklärliches Glücksgefühl.
    Der größte Teil der rechten Zimmerhälfte wurde von den beiden Betten eingenommen. Hinter den Kopfenden verlief ein schmales Plastikbord, in dem Bedienungsknöpfe für Radio und Fernsehen, verschiedene Lichtschalter, Lautsprecher und eine Weckautomatik! untergebracht worden waren, über deren kryptische Bedienungsanleitung Lewis nur den Kopf schütteln konnte. Auf einem Tischchen zwischen den Betten stand ein weißes Tastentelefon, und wie in vielen anderen Hotels hatten auch hier die sogenannten Gideons dafür gesorgt, daß eine Bibel nicht fehlte. Die Decke und die Wände des Zimmers waren in zartem Apfelgrün gehalten, der Boden mit einem dazu passenden Teppich in grau-grünem Karomuster ausgelegt. Das Zimmer wirkte ordentlich und sauber und hätte als makellos bezeichnet werden können — wäre da nicht auf der Tagesdecke des hinteren der beiden Betten jene obszöne, dunkelrote Blutkruste gewesen...
    Um nichts außer acht zu lassen, quetschte Morse sich zum Schluß auch noch in das kleine Badezimmer. Die Wände waren ringsum mit olivgrünen Kacheln gefliest, der Fußboden mit Vinyl ausgelegt, ebenfalls grün, wenn auch eine Spur dunkler als die Kacheln. Direkt gegenüber der Tür an der Schmalseite des Raumes befand sich ein WC, links davon ein Toilettenpapierhalter und ein Papiertaschentuchspender, rechts eine Chromstange, auf der mehrere flauschige, weiße Handtücher hingen — sie sahen unbenutzt aus. An der linken Wand hing ein Waschbecken, darüber eine Konsole mit zwei Zahnputzgläsern sowie einem kleinen Stück Seife in noch unangebrochener rosa Verpackung mit dem Schriftzug Hotel Haworth quer über der Vorderseite. An der anderen Längswand befand sich eine Badewanne mit einer Armatur, die es den Gästen, wenn sie wollten, gestattete, auch zu duschen. In eine der Kacheln war eine Seifenschale eingelassen, die ein zweites Stück Seife enthielt — ebenfalls noch in der Verpackung. Der ganze Raum strahlte nur so vor Sauberkeit; Mandy war offensichtlich ein sehr pflichtbewußtes Zimmermädchen.
    «Das Badezimmer sieht aus, als sei es überhaupt nicht benutzt worden», bemerkte Lewis.
    «Ja, das ist mir auch aufgefallen...», antwortete Morse und ging zurück in den großen Raum. Nachdenklich sah er sich um. «Was ich gerne wüßte...» Er beugte sich zu dem Bord hinter den Betten und drehte an einem der Knöpfe, von dem er annahm, daß er dazu diente, das Fernsehgerät ein- und auszuschalten. Aber er schien sich getäuscht zu haben, die Mattscheibe blieb dunkel.
    «Soll ich den Stecker reintun, Sir?» fragte der praktische Lewis hilfsbereit.
    «Soll das heißen...» Morse versank in tiefes Nachdenken und nahm nur ganz am Rande wahr, daß es auf dem Fernsehschirm zu flimmern begann und ein Nachrichtensprecher erschien, der sich darüber verbreitete, daß es zwischen Shiiten und christlichen Milizen im neuen Jahr bereits wieder zu schweren Zusammenstößen gekommen sei.
    «Also ich weiß nicht, Lewis — können Sie mal das Ding abstellen, man versteht ja sein eigenes Wort nicht — , ich finde das schon sehr merkwürdig... Man sollte doch meinen, daß Leute, wenn sie sich ein Zimmer in einem Hotel mieten, es dann auch in irgendeiner Form benutzen. Ich wette, daß sie nicht mal...» Vorsichtig schlug er die Tagesdecke des am Fenster stehenden Bettes zurück. Kopfkissen und Bettdecke waren da, wo der Tote gelegen hatte, etwas eingedrückt, sahen sonst jedoch völlig unberührt aus. Mit dem anderen Bett war es das gleiche. Möglicherweise hatte jemand für einen Moment auf dem Rand gesessen, aber es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß jemand darin gelegen hätte, ganz zu schweigen davon, daß etwa zwei Leute etwa ein paar vergnügliche Stunden darin verbracht hätten.
    Lewis war unterdessen noch einmal ins Badezimmer zurückgegangen und kehrte nach einer Weile mit einem triumphierenden Lächeln zurück. In der Hand hielt er ein zusammengeknülltes, braunfleckiges Papiertaschentuch. Er hatte es im Abfalleimer gefunden.
    «Sieht so aus, als sei das hier das einzige, was sie zurückgelassen haben, Sir.»
    «Das sind doch nicht etwa Blutflecke, oder?»
    «Nein, ich glaube, das ist nur braune Schminke.»
    «Na, wenigstens eine Spur, Lewis.»
    Bevor sie das Zimmer

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