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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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ich ihm ganz beiläufig gesagt, daß er, wenn er das nächste Mal einen Anmeldezettel ausfulle, doch daran denken solle, daß Slough in Buckshire liegt.»
    «Und wie hat er reagiert?» fragte Morse.
    «Ach, hat nur gegrinst.»
    «Kann ich verstehen», sagte Morse nicht ohne Behagen. «Slough liegt nämlich tatsächlich in Berkshire!»
    Mochte es mit seinen Geographiekenntnissen auch nicht weit her sein; was die Modalitäten der Zimmervermietung anging, war Binyon voll auf der Höhe, und Morse war durchaus beeindruckt von seiner klaren, präzisen Schilderung. Die meisten Leute, zwischen achtzig und neunzig Prozent, erkundigten sich zunächst telefonisch, ob ein Zimmer frei sei. Oft blieb dann keine Zeit mehr, sich per Brief die Reservierung bestätigen zu lassen, und in diesen Fällen begnügte man sich mit der Angabe der Kreditkarten-Nummer als Ausweis für Solidität und Bonität. Die Buchung längerfristig geplanter und schon Monate im voraus angekündigter Sonder-Arrangements wie zu Weihnachten oder jetzt wieder zu Silvester erfolgte jedoch in der Regel schriftlich. Die eigentliche Anmeldung verlief dann nach dem üblichen Schema: Man fragte den Gast zunächst nach seinem Namen, prüfte auf der Reservierungsliste, ob tatsächlich ein Zimmer vorbestellt war, und händigte ihm, falls alles seine Ordnung hatte, das Anmeldeformular aus, in das der Familienname, der Vorname beziehungsweise die Vornamen sowie die Adresse, ferner Name und Anschrift des Arbeitgebers, Nationalität, Autokennzeichen und Ausweisnummer einzutragen waren. Der Gast kreuzte an, auf welche Weise er seine Rechnung zu begleichen wünschte, bar oder per Scheck, und setzte dann seine Unterschrift unter das Ganze. Er erhielt nun eine Karte, auf welcher seine Zimmernummer, der zur Zeit gültige Preis sowie Frühstückszeiten und ähnliches vermerkt waren; man fragte ihn, welche Morgenzeitung er bevorzugte, dann bekam er den Zimmerschlüssel. Da das Hotel weder über einen Portier noch über Pagen verfügte, mußten die Gäste in aller Regel ihr Gepäck selber auf ihr Zimmer schaffen; bei älteren oder gebrechlich wirkenden Gästen machte man aber natürlich eine Ausnahme, so daß jemand vom Personal zur Stelle War und mit anfaßte — es würde ein schlechtes Licht auf das Hotel Werfen, wenn womöglich ein Gast unter der Last seiner Koffer auf der Treppe zusammenbrach.
    Gegen Viertel nach acht Uhr traf aus Chipping Norton die Nachricht ein, daß von den fünf Männern mit dem Namen Ballard, die im örtlichen Wählerverzeichnis aufgeführt waren, keiner eine Ehefrau Ann hatte und der Stadtarchivar nach gründlicher Durchforschung aller zur Verfügung stehenden Unterlagen bereit sei zu schwören, daß es in der West Street zu keiner Zeit ein Haus mit der Nummer vierundachtzig gegeben habe.
    Eine halbe Stunde später rief Superintendent Bell vom Revier Oxford Mitte in St Aldate’s an, um sich zu erkundigen, ob Morse Verstärkung brauche. Dieser lehnte jedoch dankend ab; er wußte beim besten Willen nicht, wie er die Männer einsetzen sollte, es sei denn, dachte er sarkastisch, er ließ sie in Chipping Norton eine Tür-zu-Tür-Befragung vornehmen, um herauszufinden, ob vielleicht jemand Angaben machen könne über einen Mann unbestimmten Alters, liiert mit einer Frau, deren angeblicher Name Ann Ballard lautete und ansonsten ohne besondere Kennzeichen: kein Klumpfuß, kein verkümmerter Arm und auch kein in die Stirn tätowiertes Hakenkreuz — natürlich völlig aussichtslos das Ganze. Nicht einmal die Hotelgäste konnten ja, wie Morse und Lewis im Laufe des Vormittags zu ihrem Leidwesen erfuhren, Näheres über Ballard aussagen. Und das war im Grunde genommen nicht einmal erstaunlich, schließlich waren sie ihnen gestern abend zum erstenmal begegnet. Hinzu kam, daß die Frau in seiner Begleitung (seine Geliebte? seine Ehefrau?) nach Ansicht der Hotelgäste zu jener eifersüchtigen, besitzergreifenden Sorte Frauen gehörte, die den ganzen Abend über an ihrem Mann kleben und ihn keine Minute von ihrer Seite lassen. Daß man sich überhaupt an ihn erinnerte, lag wohl vor allem an seiner auffallenden Verkleidung als westindischer Reggae-Musiker und der Tatsache, daß er für dieses unglaublich perfekte Kostüm den ersten Preis beim Wettbewerb der Herren davongetragen hatte. Ansonsten ergab die ganze Befragung im wesentlichen nur ein neues Faktum, daß Ballard nämlich offenbar im Laufe des Abends mehr als nur einen Whisky getrunken hatte. Seine

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