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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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verließen, trat Morse noch einmal an den Wandschrank, schob die auf Schienen gleitende Tür zur Seite und spähte ins Innere.
    «Mir scheint, die Spurensicherung hat reichlich nachlässig gearbeitet diesmal», sagte er ärgerlich.
    Lewis sah auf die Puderspuren, die noch überall auf dem weißlackierten Holz deutlich sichtbar waren, und sagte beschwichtigend: «Also, da tun Sie den beiden aber unrecht, Sir. Hier außen ist doch überall...»
    «Und was ist mit innen?» sagte Morse ruhig.

    Sarah Jonstone fand in dieser Nacht erst spät Schlaf. Immer wieder trat ihr das Bild des Chief Inspectors vor Augen, und seine bohrenden Fragen klangen in ihr nach. Während des Gesprächs mit ihm hatte sie zunehmend den Eindruck gewonnen, daß jede Vergeßlichkeit beziehungsweise Unkenntnis in seinen Augen eine unverzeihliche Sünde darstellte, und wie er da vor ihr gesessen hatte und in sie gedrungen war, ob ihr nicht irgend etwas Ungewöhnliches aufgefallen sei, war er ihr von Minute zu Minute unsympathischer geworden. Etwas Ungewöhnliches, etwas Ungewöhnliches, etwas Ungewöhnliches... die Worte kreisten unaufhörlich in ihrem Kopf und verursachten ihr tiefe Beunruhigung. Denn ihr war tatsächlich etwas Ungewöhnliches aufgefallen, nur daß sie sich überhaupt nicht mehr erinnern konnte, was es gewesen war, sosehr sie auch darüber nachgrübelte. Ab und zu schien es schon greifbar nahe gewesen zu sein, doch dann war es ihr immer wieder entglitten, schlüpfrig wie ein Stück Seife auf dem Boden einer Badewanne.

Kapitel Dreizehn

DONNERSTAG, 2. JANUAR

    Schnee ist schön — aber nur solange es schneit. Das ist wie mit der Trunkenheit: sie ist angenehm, wenn sie kommt, und scheußlich, wenn sie weicht.
    Ogden Nash

    Morse war zu der Ansicht gelangt, daß es zweckmäßig sei, in den nächsten Tagen die Ermittlungsarbeiten vom Hotel aus zu leiten, und so bezogen er und Lewis am nächsten Morgen einen großzügig geschnittenen Raum an der Rückseite der Dependance, der sich mit seinen vielen Fenstern auch vorzüglich als Klassenzimmer geeignet hätte.
    Lewis hatte eine ruhige Nacht verbracht, hatte nach dem Aufstehen ausgiebig geduscht, danach ein kalorienreiches Frühstück eingenommen und war, als er gegen halb sieben Uhr im Hotel eintraf, voller Energie und Tatendrang. Leider konnte man dasselbe von Morse nicht gerade behaupten. Er traf zwanzig Minuten nach dem Sergeant ein, unausgeschlafen, ungewaschen und ohne gefrühstückt zu haben, und war entsprechend übellaunig.
    Der erste, der an diesem Morgen an dem wackeligen, aus zwei Böcken und einer Platte bestehenden Tisch Platz nahm, war John Binyon. Es war halb acht Uhr.
    «Eine schreckliche Geschichte», begann er jammernd, «eine Katastrophe! Und ausgerechnet jetzt, wo wir erweitert haben.»
    «Nun», sagte Morse mühsam beherrscht, «vielleicht erweist sich der Mord ja auch als Attraktion, und Sie müssen am Ende noch eine Warteliste anlegen, weil sich die Leute nur so danach drängen, in Nummer drei zu übernachten.»
    «Würden Sie sich danach drängen, Inspector?»
    «Ich? Nein, natürlich nicht!» sagte Morse eisig.
    Sie kamen auf das Verhalten von Gästen im allgemeinen zu sprechen, und Binyon vertrat die Ansicht, daß alles in einem rapiden Wandel begriffen sei. Er selbst sei erst seit etwa drei Jahren im Geschäft, und doch eines habe er bereits in diesem kurzen Zeitraum an? Veränderungen feststellen können: «Sie geben sich kaum noch ; Mühe, es zu verbergen — die meisten Frauen stecken sich nicht einmal mehr einen Ring an. Ab und zu, wenn es uns zuviel wird, schicken wir solche Pärchen wieder weg — wir sagen dann, wir seien ausgebucht.»
    «Glauben Sie, daß Sie es in jedem Fall merken, wenn ein Paar unverheiratet ist?»
    Binyon dachte einen Moment nach. «Nein. Nein, das wohl nicht. Aber ich denke, ich könnte mit einiger Sicherheit sagen, ob sie zum erstenmal die Nacht miteinander verbringen oder sich schon länger kennen.»
    «Und woran erkennen Sie das?»
    «Ach, an Kleinigkeiten. Sie bezahlen meist in bar, und dann kommen sie auch des öfteren in Kuddelmuddel wegen der Adresse. Letzten Monat zum Beispiel hatten wir so einen Fall. Ein Mann und eine Frau; behaupteten, verheiratet zu sein, und dann schrieb er als Adresse auf den Anmeldebogen Slough, Berkshire ! »
    «Und was haben Sie getan?» sagte Morse in neutralem Ton.
    «Zunächst gar nichts. Ich war nicht am Empfang, als sie ankamen, aber als er vor der Abfahrt die Rechnung bei mir bezahlte, habe

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