Inspiration – Du sollst mein sein!
irgendwelche anderen Tiere. Bis er es dann zufällig mit eigenen Augen gesehen hatte. Starr vor Entsetzen und Schuldbewusstsein traf er seine Entscheidung, diesen Machenschaften ein Ende zu setzen.
Seitdem war er auf der Flucht vor den Männern in schwarzen Kutten, die hinter jeder Ecke auf ihn zu lauern schienen. Roumieres Arm reichte weit, viel weiter, als irgendjemand erwartet hätte.
Wie schon unzählige Male, seit er als Kronzeuge im Prozess gegen Roumiere aufgetreten war, stiegen auch jetzt wieder Zweifel in Roger auf, ob er damals den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, Roumiere umzubringen und selbst spurlos zu verschwinden, am besten nach Mexiko oder Kanada. Es wäre der einfachere Weg gewesen …
Roger seufzte. Diese Überlegungen waren müßig. Zu jener Zeit erschien es ihm wie ein Wink Gottes, als ihm das FBI und die Staatsanwaltschaft Schutz und Straffreiheit anboten, wenn er dabei half, Roumiere und seiner Gruppe das blutige Handwerk zu legen. Er hatte diesen steinigen Weg gewählt und war ihn bis hierhin gegangen. Und er würde diesen Weg weitergehen … an irgendeinem anderen Ort, unter einem anderen Namen, bis wieder irgendjemand irgendwann entdeckte, dass seine ganze Existenz eine einzige Lüge war.
Ein ewiger Kreislauf, der sich erst mit seinem eigenen Tod schließen würde.
* * *
Völlig frustriert schlug Rick mit beiden Fäusten auf sein Lenkrad ein.
Keine verdammte Spur von Corinne. Er hatte zwar den richtigen Riecher gehabt, denn sie war im Park gewesen. Ein Parkwächter hatte sie eindeutig identifiziert, was an sich schon ein glücklicher Zufall war. Der Mann stand wohl auf hübsche Brünette, sonst hätte er sich bestimmt nicht erinnern können. Die Parkwege waren tagsüber voller attraktiver Frauen, die hier ihr tägliches Fitnessprogramm abspulten.
Aber wie lange sie im Park geblieben oder wohin sie danach gegangen war, konnte niemand sagen. Es war absolut unmöglich, ohne eine riesige Befragungsaktion Zeugen aufzutreiben, die sie eventuell gesehen haben könnten. Die vielleicht zufällig bemerkt hatten, ob sie angegriffen und sogar verschleppt worden war.
Nicht eine Spur von ihr, nicht einmal der winzigste Anhaltspunkt, wohin sie gegangen war oder – viel wahrscheinlicher – wohin man sie gebracht hatte.
Und dann war da noch die Frage, die Rick so gut es ging verdrängte: Lebte Corinne überhaupt noch? Oder würde er nur noch ihren verwüsteten Leichnam finden?
Rick fühlte sich völlig macht- und hilflos. Ein Gefühl, das er nur sehr schwer akzeptieren konnte – und schon gar nicht wollte.
20
Den Blick aufmerksam auf den dunklen Gartenbereich hinter seinem Haus gerichtet, lauschte Miguel der Rückmeldung seines früheren Waffenbruders und Freundes Martin Calessian. Sie hatten in ihren fünf gemeinsamen Jahren bei der Navy mehr brenzlige Situationen durchgestanden, als der Durchschnittssoldat in seiner ganzen Laufbahn erlebte, und Miguel wusste, dass er sich auf seinen Freund hundertprozentig verlassen konnte. Wenn Martin draußen auf der Lauer lag, dann sollte der Feind ruhig kommen. Weit würde er es nicht schaffen, schon gar nicht bis an die Seite von Bellinda, denn dort stand Miguel selbst.
Es war ihm immer noch schleierhaft, wie es möglich war, dass sie ihm so schnell derart wichtig werden konnte. Obwohl er sie noch nicht einmal einen Monat kannte, erschien ihm ein Leben ohne sie bereits nicht mehr lebenswert.
Martins letzte Erwiderung zog Miguels Aufmerksamkeit wieder zurück in die Gegenwart. »Erst in einer Stunde? Okay, ich denke mal, das kann ich überbrücken. Melde dich, wenn du da bist. … Ja, bis dann …«
»Kommt dein Freund her?« Bellinda hatte dem Gespräch gelauscht. Sie kam zu ihm ans Fenster und schmiegte sich an seine Seite. Automatisch schlang er den Arm um ihre schmale Taille und vergrub kurz seine Nase in ihrer Haarflut. Er liebte ihren Geruch.
»Ja, aber er kann erst in ungefähr einer Stunde hier sein. Bis dahin sind wir auf uns und Detective Levingston angewiesen, der schiebt nämlich gerade draußen Dienst. Ich glaube aber nicht, dass das zum Problem werden könnte. Solange wir uns hier drin verbarrikadieren, wie ich es Rick versprochen habe, kann uns nicht viel passieren. Wir machen es uns einfach gemütlich und sitzen die Wartezeit ab, aber vorher sage ich unserem Freund da draußen noch Bescheid, dass er bald Unterstützung bekommt.«
»Willst du wirklich rausgehen?« Bellindas Gesicht drückte
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