Inspiration – Du sollst mein sein!
sie von oben bis unten musterte, murmelte er unablässig wie eine Litanei. »Du lebst! Dir ist nichts passiert? Es geht dir gut?« Aber er schien gar keine Antwort zu erwarten, überzeugte sich lieber selbst.
Minutenlang standen sie so eng umschlungen in der Diele von Corinnes Wohnung. Keiner war bereit, den anderen loszulassen. Erst langsam beruhigten sich die für beide überwältigenden Gefühle, und Rick ging wieder etwas auf Abstand.
»Ich hab wirklich geglaubt, ich hätte dich verloren. Es war schrecklich, nicht zu wissen, wo du bist, wo dieses Miststück dich gefangen hält, ob du überhaupt noch lebst. Und vor allem nichts dagegen tun zu können.« Ricks großer starker Körper zitterte vor Aufregung, er schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen. Corinne hatte ganz plötzlich das Gefühl, dass diesmal sie die Stärkere, die Ruhigere von beiden war.
Ganz sanft rieb sie seinen Rücken, hob den Kopf und löste sich schließlich von ihm. »Mir geht es gut. Er hat mir nichts getan, außer mich zu betäuben und gefesselt hier unten im Heizungskeller einzusperren. Die Schrammen und Beulen hab ich mir selber geholt, als ich ausgebrochen bin. Du siehst also, es ist so weit alles in Ordnung mit mir. Mir fehlt nichts.«
Rick umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und studierte es, als wolle er sich ihre Züge für die Ewigkeit einprägen. Seine Finger fuhren zart über den Kratzer auf ihrer Stirn, den sie sich beim Auseinandernehmen des Feldbettes geholt hatte. Schließlich war er wieder er selbst, schaffte es, die unendliche Erleichterung beiseitezuschieben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
»Ich muss dem Captain Bescheid geben, dass du wieder frei bist. Und die Suche nach dir abblasen. Das hab ich in all der Aufregung total vergessen. Komm, setzt dich erst mal hin. Ich mach schnell meine Anrufe, und dann erzählst du mir alles, woran du dich erinnern kannst.«
Als Rick seine Meldung absetzte, konnte er Captain Carruthers Erleichterung sogar durch das Telefon spüren. Immerhin kam er jetzt um einen äußerst unangenehmen Anruf bei Senator Wheeler herum. Der Senator wusste von den Geschehnissen der letzten beiden Tage nichts, und wenn alles gutging, dann würde das auch so bleiben. Carruthers hatte während seiner wenigen Kontakte mit ihm ohnehin den Eindruck gewonnen, dass ihm seine älteste Tochter nicht besonders am Herzen lag.
Schließlich setzte sich Rick an Corinnes Seite auf die Couch und sah sie auffordernd an. Plötzlich nicht mehr so ruhig wie noch vor wenigen Minuten, begann sie ihren Bericht. Viel war es dann nicht, was Corinne aussagen konnte. Doch schon während ihrer immer wieder stockenden Beschreibung beschlich Rick ein ganz und gar ungutes Gefühl.
Wieso hatte sie es so einfach geschafft, sich von den Fesseln zu befreien? Bisher war der Kerl niemals nachlässig gewesen. Bislang hatte er keines seiner Opfer überleben lassen. Er hatte nicht ein einziges Mal etwas zugelassen, was er nicht so gewollt hätte, also war Corinnes Entführung wirklich nur ein Ablenkungsmanöver. Wenn man die Zeit bedachte, die seit ihrem Verschwinden vergangen war, dann lag der Mistkerl jetzt wahrscheinlich schon irgendwo in Miguels und Bellindas Nähe auf der Lauer und wartete auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen.
Fast erschrocken fuhr Corinne zusammen, als Rick plötzlich aufsprang und nach seinem Handy angelte. Mit rasender Geschwindigkeit tippte er eine Nummer ein und fluchte gotteslästerlich, als niemand abhob. Dann tippte er erneut und brüllte anschließend fast in den Hörer.
»Haben Sie in den letzten zwei Stunden Kontakt zu meinem Bruder oder Levingston gehabt? … Zuletzt vor einer Stunde? Sind Sie sicher? … Er hat was? … Okay, okay … ja, ich verstehe. Hören Sie, ich bringe gleich Dr. Corinne Wheeler auf die Wache. Auf gar keinen Fall dürfen Sie sie aus den Augen lassen, haben Sie mich verstanden? Organisieren Sie einen Raum, in dem sie sich aufhalten kann und es nicht zu unbequem hat. Aber vorher schicken Sie alle verfügbaren Kräfte zum Haus meines Bruders … genau, Mariners Drive in Santa Ana … ja, ich gehe fest davon aus, dass Dr. Wheelers Entführung reine Ablenkung war. … Keine Zeit für Erklärungen … tun Sie einfach, was ich Ihnen gesagt habe. Ich bin in spätestens einer halben Stunde da.«
Kaum hatte er das Gespräch beendet, zog er Corinne von ihrem Sitz. »Zieh dich schnell an. Du hast es ja gehört, ich bringe dich zum Department und stelle dich unter
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