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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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haben, es zu vergessen.«
    »Was war das?« fragte der erste Techniker.
    »Was haben Sie da zum Schluß gesagt?«
    »Sind Sie taub?«
    »Nein«, entgegnete der Techniker pikiert. »Ich habe nur nicht verstanden, was Sie meinten.«
    »Ich sagte, sie wird weniger Chancen als ein Schneeball in der Hölle haben, es zu vergessen.«
    »Also habe ich doch richtig gehört«, sagte der Techniker. »Was ist ein Schneeball? Was ist Hölle? Was hat das mit ihren Chancen zu tun?«
    Eifrig mischte sich der zweite Techniker ein. »Ich weiß es«, erklärte er. »Schneebälle sind Eisgebilde auf dem Neptun. Hölle ist ein Planet in der Nähe von Khufu VII. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie jemand zwischen diesen beiden Dingen eine Verbindung herstellen kann.«
    Tiga-belas sah sie beide mit dem müden Erstaunen des Alters an. Da er nicht das Verlangen hatte, nähere Erläuterungen abzugeben, sagte er freundlich: »Verschieben wir das Thema auf später. Ich wollte damit nur sagen, daß Veesey geschützt sein wird, wenn sie mit dieser Maus verbunden ist. Die Maus wird sie und jeden anderen überleben, und kein Mädchen kann Marcia und die Mondmenschen vergessen. Nicht, wenn es jede einzelne Folge zweimal gesehen hat. Und das ist bei diesem Mädchen der Fall.«
    »Sie wird die anderen Passagiere nicht überflüssig machen? Das wäre nicht gut«, bemerkte der erste Techniker.
    »Nicht im geringsten«, beruhigte ihn Tiga-belas.
    »Nennen Sie mir noch einmal die Werte«, bat der erste Techniker.
    »Maus – eine Drittel Millisekunde bei vierzig Megadyn.«
    »Auf diese Weise wird man sie noch jenseits des Mondes hören«, stellte der Techniker fest. »Sie können derartige Dinge nicht ohne Erlaubnis in die Köpfe der Menschen einpflanzen. Sollen wir eine Sondererlaubnis von der Instrumentalität einholen?«
    »Für ein Drittel einer Millisekunde?«
    Die beiden Männer sahen sich einen Moment lang an; dann runzelte der Techniker die Stirn, verzog den Mund zu einem Lächeln, und die beiden lachten. Der zweite Techniker verstand dies nicht.
    Tiga-belas erklärte es ihm. »Ich fasse das gesamte Leben des Mädchens mit höchster Energie in einem Drittel einer Millisekunde zusammen. Dann wird es dem Mäusegehirn im Innern dieses Würfels einprogrammiert. Wie ist die normale menschliche Reaktion innerhalb einer Drittel Millisekunde?«
    »Fünfzehn Millisekunden …«, begann der zweite Techniker und verstummte dann.
    »So ist es«, nickte Tiga-belas. »Alles, was kürzer ist als fünfzehn Millisekunden wird von den Menschen nicht erfaßt. Diese Maus ist nicht nur zerschnitten und lamelliert; sie ist schnell. Die Lamellierung erlaubt schnellere Prozesse, als es ihre eigenen Synapsen jemals gestattet haben. Bringen Sie das Mädchen her.«
    Der erste Techniker war bereits unterwegs, um sie zu holen.
    Der zweite Techniker hatte noch eine weitere Frage auf dem Herzen. »Ist die Maus tot?«
    »Nein. Ja. Natürlich nicht. Was meinen Sie? Wer kann das wissen?« erwiderte Tiga-belas in einem Atemzug.
     
    Der junge Mann starrte ihn an, aber die Liege mit dem wunderschönen Mädchen war bereits in den Raum geschoben worden. Ihre Haut hatte die rosa Tönung verloren und die Farbe von Elfenbein angenommen, und ihre Atmung war für das bloße Auge nicht mehr feststellbar, aber sie war noch immer schön. Die Tiefenfrostung war noch nicht eingeleitet worden.
    Der erste Techniker begann zu pfeifen. »Maus – vierzig Megadyn, ein Drittel einer Millisekunde. Mädchen, maximale Sendung, die gleiche Zeitspanne. Mädchen, Empfang, zwei Minuten, welche Stärke?«
    »Gleichgültig«, sagte Tiga-belas. »Gleichgültig. Was Sie gewöhnlich zur tiefenwirksamen Persönlichkeitsprogrammierung benutzen.«
    »Erledigt«, nickte der Techniker.
    »Nehmen Sie den Würfel«, ordnete Tiga-belas an.
    Der Techniker hob ihn auf und schloß ihn an die sargähnliche Box neben dem Kopf des Mädchens an.
    »Leb wohl, unsterbliche Maus«, sagte Tiga-belas. »Denk an das wunderschöne Mädchen, wenn ich tot bin, und werde Marcia und die Mondmenschen nicht allzusehr überdrüssig, auch wenn du sie eine Million Jahre lang gesehen hast …«
    »Die Aufzeichnung«, bat der zweite Techniker. Er nahm sie von Tiga-belas entgegen und schob sie in einen gebräuchlichen Dramaprojektor, dessen Überspielkabel allerdings weitaus schwerer waren als jene, die man für gewöhnlich benutzte.
    »Haben Sie ein Kodewort?« fragte der erste Techniker.
    »Ein kurzes Gedicht«, antwortete Tiga-belas.

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