Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
gibt Dinge, über die wir nicht mit Außenstehenden reden dürfen.«
    Ihr Antlitz verdüsterte sich, und Tränen traten in ihre Augen, und sie stotterte: »Aber ein Lord der Instrumentalität …«
    Beide Männer spürten ihre Verzweiflung, und jeder bemühte sich auf seine eigene Weise, sie zu lindern. Der Raumlord sagte: »Es ist mir ein leichtes, Dinge zu vergessen, die mich nichts angehen.«
    Lari lächelte ihr zu und legte ihr seine rechte Hand auf die Schulter. »Es ist alles in Ordnung. Er versteht uns, und du hattest nichts Böses im Sinn. Wir werden Kuat nichts davon erzählen.«
    Als er nach dem Abendessen in seinem Zimmer lag, versuchte der Raumlord, diesen Nachmittag zu rekonstruieren. Sie hatten den Rand des Kraters erreicht, und alles war so, wie Madu vorhergesagt hatte – das Blickfeld war scheinbar unendlich groß.
    Der Raumlord wurde überwältigt von dem Gefühl der Unendlichkeit, die eine Bedeutung zu besitzen schien, die er in dieser Stärke auf all seinen Reisen durch Raum oder Zeit niemals zuvor empfunden hatte. Und dennoch quälte ihn im Hintergrund seines Bewußtseins der Gedanke, daß etwas nicht stimmte.
    Teilweise hatte dies etwas mit dem Wald der Buahbäume zu tun. Er war überzeugt, einen Blick auf ein Gebäude erhascht zu haben, während der unbeständige, manchmal böige, manchmal milde Wind in den Buahästen raschelte. Von seiner Entdeckung hatte er den beiden jungen Leuten nichts verraten. Möglicherweise handelte es sich auch dabei um eine autochthone Angelegenheit, über die zu sprechen verboten war, denn sonst hätte es wohl einer von ihnen erwähnt.
    Er kramte in seiner Erinnerung (ja, er spürte tatsächlich, daß sich seine Seele erholte) und fragte sich, ob einer der Palastdiener wohl bereit sein mochte, mit einem Lord der Instrumentalität zu reden. Plötzlich kam ihm etwas in den Sinn, das er bisher nur unbewußt wahrgenommen hatte. Einer der Männer im Katzenstall. Wie war das noch gewesen? Er hatte einen Fisch in den Katzensand gezeichnet und, mit einem Blick in das Gesicht des Raumlords, das Bild beiläufig wieder verwischt. Später hatte er um den Hals des Mannes Metall aufblitzen gesehen.
    Konnte es sich dabei um ein Kreuz des Gottes Hochgenagelt handeln? Gab es hier auf Xanadu einen Anhänger der Alten Starken Religion? Wenn ja, dann hatte er ein Opfer gefunden.
    Oder war es umgekehrt? Der Mann hatte versucht, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Jetzt, wo er darüber nachdachte, war er sich dessen sicher. Nun, zumindest besaß er nun einen potentiellen Partner. Blieb nur noch übrig, sich an den Namen des Mannes zu erinnern.
    Er ließ seine Gedanken frei assoziieren; das Gesicht tauchte vor seinem inneren Auge auf; die Hand des Mannes, wie sie an seinem Hals fummelte … ja, es war ein Kreuz, jetzt konnte er es deutlich sehen … warum hatte er es nicht sofort bemerkt …? Und da war er, er hatte ihn nicht vergessen … ja, der Name des Mannes: Mr-Stokely-von-Boston. Die unangenehme Vermutung, daß es doch einen Untermenschen auf Xanadu gab, plagte ihn. Mr-Stokely-von-Boston machte nicht den Eindruck, daß er von Tieren abstammte, aber der Name besaß einen absonderlichen Klang.
    Lord Kemal bin Permaiswari spürte, daß er nicht bis zum Morgen warten konnte, um seine Bekanntschaft mit Mr-Stokely-von-Boston zu vertiefen. Welchen Vorwand konnte er benutzen, um zu dieser Stunde hinunter in die Katzenställe zu gehen? Noch acht weitere Stunden blieben die Tore von Xanadu verschlossen. Dann erkannte er, daß er wie ein gewöhnlicher Mensch gedacht hatte. Er war ein Lord der Instrumentalität. Wieso sollte er sich dann für irgend etwas, das er beabsichtigte, einen Vorwand zurechtlegen? Kuat mochte der Gouverneur von Xanadu sein, aber im Schema der Instrumentalität war er nur ein winziges Muster.
    Dennoch schien es dem Raumlord geboten, seine Pläne mit äußerster Vorsicht durchzuführen. Kuat hatte bewiesen, wie rücksichtslos er sein konnte, und einige dieser »autochthonen« Angelegenheiten wirkten sehr sonderbar. Ein Raumlord, der aufgrund seines zerrütteten Geisteszustandes »irrtümlich« Pisang trank, mochte ohne weitere Nachforschungen abgeschrieben werden. Und außerdem mußte er das Wohlergehen von Mr-Stokely-von-Boston im Auge behalten.
    Griselda. Das war die Lösung. Er hatte am Nachmittag bemerkt, daß sie verschnupft war … er hatte es sogar gegenüber Madu und Lari erwähnt … und sie hatten es dem Staub oder den Pollen zugeschrieben. Aber dies konnte

Weitere Kostenlose Bücher