Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
Vom Netzwerk:
entfernten Erde verfolgt werden konnten.
    Von Grün rauchte nicht mehr. Er hatte das Rauchen in jener furchtbaren Nacht aufgegeben, in der alliierte Flugzeuge die Wagenkolonne bombardiert hatten, die seine Kollegen und ihn in Sicherheit bringen sollte. Obwohl es ihm während des ganzen Krieges gelungen war, Zigaretten zu organisieren, trug er nicht einmal mehr sein Zigarettenetui. Statt dessen führte er eine merkwürdige alte Kupferpfeife mit sich, die er auf der Straße gefunden und repariert hatte. Abergläubisch wie er war und der Pfeife dankbar, das sie ihn daran erinnerte, nicht wieder mit dem Rauchen zu beginnen, hatte er sich nie die Mühe gemacht, sie zu reinigen und auf ihr zu spielen. Er hatte sie gewogen, ihr spezifisches Gewicht ermittelt, sie gründlich wie ein guter Deutscher vermessen, aber er trug sie in seiner Tasche, auch wenn sie ein wenig unhandlich war.
    Als sie mit der Arbeit fast fertig waren, brach die Strebe.
    Sie konnte nicht brechen, dennoch geschah es.
    Es hätte fünf Minuten und eine Fahrt mit dem Aufzug erfordert, eine neue Röhre zu holen, die als Strebe diente.
    Einem merkwürdigen Impuls folgend, erinnerte sich Hagen von Grün daran, daß sein Glücksbringer bis auf den Millimeter genau die erforderliche Länge und präzise den richtigen Durchmesser besaß. Die Löcher spielten keine Rolle. Er nahm eine Feile, feilte die alte Pfeife zurecht und setzte sie ein.
    Sie schlossen die Hülle des Satelliten und versiegelten sie.
    Sieben Stunden später hob die Rakete ab und brachte den ersten Satelliten in die Umlaufbahn, dessen Sendungen von jedem gewöhnlichen Radio auf der Erde empfangen werden konnten. Während Hagen von Grün die mächtige Rakete bei ihrem Aufstieg verfolgte, fragte er sich: Macht es einen Unterschied, ob diese Löcher nun geöffnet oder geschlossen sind?



Angerhelm
     
    (ANGERHELM)
     
     
    Komisch, komisch, komisch. Es ist wirklich komisch, komisch, komisch, ohne ein Gehirn zu denken – es ist wie ein Trick und doch kein Trick, ohne ein Gehirn zu denken. Sprechen fällt noch schwerer, auch wenn es möglich ist.
     
    Ich erinnere mich noch immer an den Augenblick, als wir den alten Nelson Angerhelm gefunden hatten, ihn vor das Tonband setzten und diese Sätze zum ersten Mal hörten.
    Die Geschichte begann schon lange vorher. Nie ist es mir vergönnt, die Anfänge zu erleben.
    Ich bin der Stellvertreter von Mr. Spatz, und Spatz stutzt nun schon seit achtzehn Jahren die Budgets zurecht. Er ist der Mann, der im Namen des Finanzministers alle Anforderungen für die gemeinsamen Projekte des Verteidigungsressorts und der Geheimdienste bearbeitet.
    Er ist sehr tüchtig. Mehr Leute als man auf einem Korridor des Pentagons hintereinander aufstellen kann, haben ihn um Geld gebeten und sich mit einem Zehntel der ursprünglich verlangten Summe zufriedengeben müssen. Das sagt eine ganze Menge.
    Das Ganze begann einige Monate, nachdem die Russen damit angefangen hatten, diese sonderbaren kleinen Kapseln zu bergen. Die Kapseln wurden von ihren Sputniks abgeworfen. Wir wußten nicht, was sich in den Kapseln befand, als sie aus dem Weltraum zurückkehrten. Wir wußten nur, daß sich irgend etwas in ihnen befand.
    Den Flug der Kapseln konnten wir mit unseren Radaranlagen verfolgen. Unglücklicherweise landeten sie alle auf russischem Gebiet – bis auf eine, die in den Atlantik stürzte. Als die Bergungskosten die Sieben-Millionen-Dollar-Grenze überschritten, brachen wir die Suche ab.
    Der Kommandeur der Atlantikflotte wurde von seinem Geheimdienst-Offizier informiert, daß dennoch Aussicht auf Erfolg bestand, wenn sie nur weitersuchten. Der Kommandeur trug die Angelegenheit in Washington vor, und im Finanzministerium wurde die Mittelanforderung geprüft. Damit trat eine Weile Ruhe ein.
    Vier verschiedene Ereignisse brachten dann die Sache endgültig ins Rollen. Chruschtschow persönlich sagte etwas sehr Seltsames zum Außenminister. Sie hatten sich in London getroffen.
    Am Ende des Zusammentreffens fragte Chruschtschow: »Treiben Sie manchmal Scherze, Herr Außenminister?«
    Der Außenminister wirkte sehr überrascht, als er die Übersetzung hörte.
    »Scherze, Herr Ministerpräsident?«
    »Ja.«
    »Was für Scherze?«
    »Scherze mit Maschinen.«
    »Scherze mit Maschinen sind nicht besonders reizvoll«, gab der Amerikaner zurück.
    Die beiden stritten sich noch eine Weile über die Frage, ob es denn eine gute Idee sei, Scherze zu treiben, wo doch jeder von ihnen mit der

Weitere Kostenlose Bücher