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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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äußersten Ende des Spektrums menschenmöglicher Grausamkeit, aber trotzdem nur ein Mensch.
    »Einige suchen Zuflucht in katatonischem Schweigen«, fuhr Vess fort, »wie zum Beispiel Ariel. Aber da hole ich sie jedesmal heraus. Ariel ist die bei weitem starrsinnigste, aber das macht sie gerade interessant. Ich werde auch sie brechen, und wenn ihr großer Knall kommt, Chyna, wird er umwerfend sein. Herrlich. Intensiv.«
    »Die intensivste Erfahrung überhaupt besteht darin, Gnade zu zeigen«, sagte Chyna und hatte nicht die geringste Ahnung, woher sie diese Worte nahm. Sie klangen wie eine Bitte, und sie wollte nicht, daß er glaubte, sie würde um ihr Leben bitten. Selbst in ihrer Verzweiflung würde sie sich nicht so weit herabwürdigen, daß sie vor ihm kroch.
    Ein plötzliches Lächeln ließ Vess fast wie einen Jungen aussehen, einen Burschen, der Wortspiele und Streiche mag, Baseballkarten sammelt, Fahrrad fährt, Modellflugzeuge baut und sonntags als Ministrant neben dem Pfarrer steht. Sie glaubte, er lächle über ihre Worte, amüsiere sich über ihre Naivität, aber dem war nicht so, wie er mit seiner nächsten Bemerkung klarmachte.
    »Vielleicht … will ich von Ihnen«, sagte Vess, »daß Sie bei mir sind, wenn ich Ariel endlich breche. Statt Sie vor ihren Augen zu töten, um sie zu brechen, werde ich sie auf andere Weise in den Wahnsinn treiben. Und Sie können zusehen.«
    O Gott.
    »Sie sind schließlich Psychologiestudentin, fast schon ein richtiger Magister der Psychologie, nicht wahr? Sie sitzen da und fällen ein so strenges Urteil über mich, sind absolut davon überzeugt, daß mein Verstand ›anomal‹ ist und Sie genau wissen, was ich denke. Tja, dann wollen wir doch mal sehen, ob wir diese modernen Theorien über die Arbeitsweise des menschlichen Geistes nicht mit einem kleinen Experiment über den Haufen werfen können. Das interessiert Sie doch sicher, oder? Wenn ich Ariel gebrochen habe, könnten Sie eine Abhandlung darüber schreiben, die nur ich lesen werde. Mir könnte es Spaß machen, Ihre wohlerwogenen Betrachtungen zu lesen.«
    Lieber Gott, dazu würde es niemals kommen. Sie würde sich so etwas niemals ansehen. Obwohl sie gefesselt war, würde sie eine Möglichkeit finden, Selbstmord zu begehen, bevor er sie in diesen Raum brachte, damit sie zusah, wie dieses hübsche Mädchen … wie es aufgelöst wurde. Chyna würde sich die Handgelenke aufbeißen, die Zunge verschlucken, stolpern, die Kellertreppe hinunterfallen und sich das Genick brechen, irgend etwas. Irgend etwas.
    Vess hatte offensichtlich bemerkt, daß er sie aus ihrer grauen Verzweiflung aufgeschreckt und in nacktes Entsetzen gestürzt hatte. Er lächelte wieder – und richtete seine Aufmerksamkeit auf ihren Teller. »Wollen Sie das nicht mehr aufessen?«
    »Nein.«
    »Dann esse ich es.«
    Er schob seinen leeren Teller beiseite und zog den ihren zu sich heran. Mit ihrer Gabel trennte er einen Bissen des kalten Omeletts ab, steckte ihn in den Mund und stöhnte leise vor Genuß. Langsam, sinnlich, zog Vess die Zinken aus seinem Mund, drückte die Lippen fest um sie, als sie hinausglitten, und streckte dann die Zunge heraus und leckte ein letztes Mal darüber.
    »Ich kann Sie auf der Gabel schmecken«, sagte er, nachdem er den Bissen Ei hinuntergeschluckt hatte. »Ihr Speichel schmeckt gut – abgesehen von einer leicht bitteren Note. Die ist aber sicher kein normaler Bestandteil, sondern die Folge eines übersäuerten Magens.«
    Sie konnte nicht entfliehen, indem sie die Augen schloß, also sah sie zu, wie er den Rest ihres Frühstücks verschlang.
    Als er fertig war, hatte auch sie eine Frage. »Letzte Nacht … warum haben Sie die Spinne gegessen?«
    »Warum nicht?«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Es ist die beste Antwort auf jede Frage.«
    »Dann geben Sie mir die zweitbeste.«
    »Kam Ihnen das widerwärtig vor?«
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Sie sehen das zweifellos als negative Erfahrung – eine haarige, sich windende Spinne zu essen.«
    »Zweifellos.«
    »Aber es gibt keine negativen Erfahrungen, Chyna. Nur Wahrnehmungen. Eine reine Wahrnehmung ist immer völlig wertfrei.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Wenn Sie der Ansicht sind, leben Sie im falschen Jahrhundert. Auf jeden Fall schmeckte die Spinne sehr interessant, und ich verstehe Spinnen jetzt besser. Haben Sie mal etwas von der Weitergabe von Information bei Plattwürmern gehört?«
    »Bei Plattwürmern?«
    »Sie sind doch auf dem Weg, eine überaus gebildete Frau zu

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