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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ein.
    Er füllte ihr Glas wieder auf und gab zwei weitere Eiswürfel in das Wasser.
    Obwohl Chyna vor kurzem noch halb verhungert gewesen war, konnte sie den Anblick von Essen jetzt kaum ertragen. Sie wußte jedoch, daß sie essen mußte, und so stocherte sie in den Eiern herum und knabberte am Toast. Aber sie würde niemals alles aufessen können, was er ihr vorgesetzt hatte.
    Vess aß mit Appetit, aber ohne zu schmatzen oder zu schaufeln. Seine Tischmanieren waren tadellos, und er griff häufig nach seiner Serviette, um sich die Lippen abzutupfen.
    Chyna befand sich tief in ihrer grauen Innenwelt, und je mehr Vess sein Frühstück zu genießen schien, desto stärker schmeckte ihr Omelett nach Asche.
    »Sie könnten ziemlich attraktiv sein, wenn Sie nicht so zerzaust und verschwitzt, Ihr Gesicht nicht so dreckverschmiert und Ihre Haare nicht so strähnig wären. Sehr attraktiv sogar. Ein echtes Schmuckstück unter dem Schmutz. Vielleicht werde ich Sie später baden.«
    Chyna Shepherd, unberührt und lebend.
    Es war furchtbar und unheimlich, als Edgler Vess nach kurzem Schweigen sagte: »Unberührt und lebend.«
    Sie wußte , daß sie das Gebet nicht laut gesprochen hatte.
    »Unberührt und lebend«, wiederholte er. »Haben Sie das nicht gesagt … auf der Treppe, als Sie zu Ariel hinabgingen?«
    Sie starrte ihn sprachlos an.
    »Haben Sie es gesagt?«
    Schließlich: »Ja.«
    »Ich habe mir darüber den Kopf zerbrochen. Sie haben Ihren Namen gesagt und dann diese drei Worte, und nichts davon ergab einen Sinn, solange ich nicht wußte, daß Sie Chyna Shepherd heißen.«
    Sie wandte den Blick von ihm ab, schaute zum Fenster. Ein Dobermann streifte auf dem Rasen umher.
    »War es ein Gebet?« fragte er.
    In ihrer Verzweiflung hatte Chyna geglaubt, er könne ihr keine Angst mehr machen, doch sie hatte sich geirrt. Seine Intuition war erschreckend – und zwar aus Gründen, die sie nicht vollständig verstehen konnte.
    Sie wandte dem Blick von dem Dobermann ab und schaute in Vess’ Augen. Einen kurzen Moment lang sah sie den Hund darin, ein dunkler und gnadenloser Ausdruck.
    »War es ein Gebet?« fragte er erneut.
    »Ja.«
    »Glauben Sie tief im Herzen, Chyna, ganz tief im Herzen, daß es Gott wirklich gibt? Seien Sie jetzt ehrlich, nicht nur zu mir, sondern auch zu sich selbst.«
    Irgendwann – vor gar nicht langer Zeit – war sie sich ihres Glaubens so sicher gewesen, daß sie mit ja geantwortet hätte. Nun schwieg sie.
    »Und wenn es Gott gibt«, fragte Vess, »weiß er auch, daß es Sie gibt?«
    Sie nahm einen weiteren Bissen von dem Omelett zu sich. Es kam ihr jetzt fetter vor. Die Eier und die Butter und der Käse waren einfach zu üppig und verklumpten in ihrem Mund, und sie konnte kaum schlucken.
    Sie legte die Gabel beiseite. Sie war fertig. Sie hatte nicht mehr als ein Drittel der Mahlzeit gegessen.
    Vess aß seinen Teller restlos leer, spülte den letzten Bissen mit Kaffee hinunter, den er ihr nicht angeboten hatte – zweifellos, weil er glaubte, sie würde versuchen, ihm das heiße Gebräu in die Augen zu schütten.
    »Sie sehen so sauer aus«, sagte Vess.
    Sie antwortete nicht.
    »Sie kommen sich wie eine furchtbare Versagerin vor, nicht wahr? Sie haben die arme Ariel im Stich gelassen, sich selbst und auch Gott, wenn es ihn gibt.«
    »Was wollen Sie von mir?« fragte sie. Sie meinte: Warum tun Sie mir das an, warum bringen Sie mich nicht einfach um, dann habe ich es hinter mir!
    »Das weiß ich noch nicht genau«, sagte Vess. »Was immer ich mit Ihnen tun werde, es muß etwas ganz Besonderes sein. Ich spüre, daß Sie etwas Besonderes sind, ob Sie es nun selbst glauben oder nicht, und was immer wir gemeinsam tun, sollte … intensiv sein.«
    Sie schloß die Augen und fragte sich, ob sie nach all diesen Jahren Narnia wiederfinden konnte.
    »Ich kann Ihre Frage, was ich mit Ihnen anstellen will, noch nicht beantworten«, sagte er, »aber ich habe eine genaue Vorstellung davon, was ich mit Ariel tun will. Möchten Sie gern hören, was ich mit ihr vorhabe?«
    Höchstwahrscheinlich war sie zu alt, um an irgend etwas zu glauben, und sei es auch nur ein magischer Kleiderschrank.
    Vess’ Stimme kam aus ihrer grauen Innenwelt, als sei er dort schon genauso zu Hause wie in der Außenwelt: »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt, Chyna. Erinnern Sie sich an unsere Abmachung? Sie können Sie entweder beantworten – oder ich schneide Ihnen ein Stück von Ihrem Gesicht ab. Möchten Sie gern hören, was ich mit Ariel

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