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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Offenbarungen in sich –, und Chyna wurde von einer überwältigenden, neuen Trauer überflutet, als sie an diesen grimmigen Aspekt der jäh unterbrochenen Reise der Familie Templeton dachte. Die Freundlichkeit, die sie anderen hätten erweisen können. Die Liebe, die sie hätten schenken können. Die Einsichten, die sie gesammelt und weitergegeben hätten.
    Vess war mit dem Saubermachen fertig und kehrte zum Tisch zurück. »Ich habe oben und draußen noch ein paar Dinge zu erledigen – und dann muß ich vier oder fünf Stunden schlafen, wenn ich kann. Ich muß heute abend auf die Arbeit. Ich brauche eine Ruhepause.«
    Sie fragte sich, welcher Arbeit er nachging, sagte aber nichts. Wenn sie ihn dazu ermunterte, sprach er vielleicht über seinen Job – oder über seine hartnäckigen Attacken auf Ariels geistige Gesundheit. Im letzteren Fall wollte Chyna nicht wissen, was sie erwartete.
    »Seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie sich auf dem Stuhl bewegen. Wenn Sie nicht aufpassen, werden die Ketten das Holz verkratzen.«
    »Ich würde doch niemals die Einrichtung entstellen.«
    Er betrachtete sie vielleicht eine halbe Minute lang und sagte dann: »Sollten Sie so dumm sein zu glauben, Sie könnten sich befreien, werde ich die Ketten rasseln hören. Dann muß ich zurückkommen, um Sie ruhigzustellen. Sollte das nötig sein, wird Ihnen nicht gefallen, was ich mit Ihnen anstellen werde.«
    Sie sagte nichts. Sie war solide gefesselt und fest angekettet. An Flucht war nicht zu denken.
    »Selbst wenn es Ihnen irgendwie gelingen sollte, sich von dem Tisch und den Stühlen zu befreien, können Sie sich noch immer nicht schnell bewegen. Und draußen gehen scharfe Hunde auf Streife.«
    »Ich habe sie gesehen«, versicherte sie ihm.
    »Auch wenn Sie nicht gefesselt wären, würden sie Sie zu Boden reißen und töten, bevor Sie zehn Schritt weit aus der Tür gekommen sind.«
    Sie glaubte ihm – doch ihr war nicht klar, warum er die Sachlage so eindringlich betonte.
    »Ich habe einmal einen jungen Mann im Garten freigelassen«, sagte Vess. »Er lief direkt zum nächsten Baum und kletterte hinauf und hatte nur einen bösen Biß in die rechte Wade und einen Kniff in den linken Knöchel abbekommen. Er hielt sich an den Ästen fest und dachte, er wäre eine Weile in Sicherheit, während ich mein Zweiundzwanziger-Gewehr geholt und ihm von der hinteren Veranda aus ins Bein geschossen habe. Er fiel aus dem Baum, und vielleicht eine Minute später war alles vorbei.«
    Chyna sagte nichts. Es gab Augenblicke, da Kommunikation mit diesem verhaßten Ding genauso unmöglich schien wie eine Diskussion über die Vorzüge Mozarts mit einem Hai. Das war einer dieser Momente.
    »Gestern nacht waren Sie für mich unsichtbar«, sagte er.
    Sie wartete.
    Sein Blick glitt über sie, und er schien nach einem losen Glied in einer der Ketten oder einer unverschlossenen Handschelle zu suchen, die ihm bislang entgangen war. »Wie ein Geist.«
    Sie wußte nicht genau, ob man überhaupt erahnen konnte, was dieses Ding dachte – aber im Augenblick schien es sich irgendwie davor zu scheuen, sie allein zu lassen. Und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum.
    »Bleiben Sie ruhig sitzen?«
    Sie nickte.
    »Braves Mädchen.«
    Er ging zur Tür zwischen der Küche und dem Wohnzimmer.
    Als ihr klar wurde, daß sie noch über etwas sprechen mußten, sagte sie: »Bevor Sie gehen …«
    Er drehte sich um und sah sie an.
    »Können Sie mich zur Toilette bringen?« fragte sie.
    »Es macht im Augenblick zu viel Mühe, die Ketten zu öffnen«, sagte er. »Pinkeln Sie in die Hose, wenn es nicht anders geht. Ich werde Sie später sowieso saubermachen. Und ich kann ja neue Sitzkissen kaufen.«
    Er schob sich durch die Tür ins Wohnzimmer und war verschwunden.
    Chyna wollte um jeden Preis die Schmach vermeiden, im eigenen Urin zu sitzen. Sie verspürte einen schwachen Drang, doch er war noch nicht beharrlich. Später würde sie jedoch Schwierigkeiten bekommen.
    Wie seltsam – daß ihr noch immer daran gelegen war, Erniedrigungen zu vermeiden, und sie noch an die Zukunft denken konnte.
    In der Mitte des Wohnzimmers bleibt Mr. Vess stehen und lauscht, ob die Frau in der Küche sich bewegt. Er hört die Ketten nicht scheppern. Er wartet. Und noch immer kein Geräusch. Die Stille beunruhigt ihn.
    Er ist sich nicht sicher, was er von ihr halten soll. Jetzt weiß er so viel über sie – und sie birgt noch immer Geheimnisse.
    Nachdem er sie gefesselt und

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