Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
hervorkroch.
    Dann fiel direkt vor den schwarzen Stiefeln ein dicker roter Tropfen – und ein weiterer, und ein dritter – auf den weizengoldenen Teppich. Plop-plop-plop. Blut. Die beiden ersten wurden von dem dicken Nylonflor aufgesogen. Der dritte behielt, schimmernd wie ein Rubin, seine Oberflächenspannung.
    Chyna wußte, daß das nicht das Blut des Eindringlings war. Sie versuchte, nicht an den scharfen Gegenstand zu denken, von dem es vielleicht getropft war.
    Er ging nach rechts, tiefer in den Raum, und sie verdrehte die Augen, um ihn nicht aus dem Blick zu verlieren.
    Die Überdecke des Bettes war fest in die Ritzen zwischen Matratze und Seitenlatten gesteckt: Kein überhängender Stoff verdeckte den Blick auf seine Stiefel.
    Ohne Decke, die bis auf den Boden fiel, war andererseits auch für ihn der Raum unter dem Bett besser einzusehen. Aus bestimmten Blickwinkeln konnte er sogar hinabschauen und das Muster ihrer Jeans sehen, die Spitze eines ihrer Rockports, den preiselbeerroten Ärmel ihres Baumwollpullis, wo er sich über ihrem Ellbogen spannte.
    Sie war dankbar, daß es sich um ein französisches Bett handelte, das mehr Deckung bot als ein Einzelbett.
    Falls er schwer atmen sollte, erregt oder wütend, wie sie vermutet hatte, als er ins Zimmer kam, konnte Chyna es jedenfalls nicht hören. Da sie ein Ohr fest auf den dicken Teppich gedrückt hatte, war sie halb taub. Holzlatten und Sprungfedern drückten gegen ihren Rücken, und ihre Brust hatte kaum genug Platz, um ihre flachen, vorsichtigen Atemzüge durch den Mund aufzunehmen. Das Hämmern ihres gegen das Brustbein gedrückten Herzens brachte ihr Trommelfell zum Schwingen und schien in ihrem winzigen Versteck derart widerzuhallen, daß der Eindringling es bestimmt hören mußte.
    Er ging zum Badezimmer, stieß die Tür auf und schaltete das Licht ein.
    Sie hatte all ihre Toilettenartikel im Spiegelschränkchen verstaut. Sogar ihre Zahnbürste. Nichts lag da und hätte ihn auf ihre Anwesenheit aufmerksam machen können.
    Aber war das Waschbecken trocken?
    Als sie sich um elf Uhr auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte, war sie auf die Toilette gegangen und hatte sich danach die Hände gewaschen. Das war vor zwei Stunden gewesen. Jeder Rückstand im Becken mußte mittlerweile abgeflossen oder verdunstet sein.
    Neben dem Waschbecken war ein Pumpbehälter mit nach Zitrone riechender Flüssigseife angebracht. Zum Glück konnte kein feuchtes Stück Seife sie verraten.
    Sie machte sich wegen des Handtuchs Sorgen. Sie bezweifelte, daß es zwei Stunden, nachdem sie es kurz benutzt hatte, noch feucht sein konnte. Vielleicht hatte sie es aber trotz ihrer Neigung zur Sauberkeit und Ordentlichkeit etwas schief oder mit einer verräterischen Falte wieder aufgehängt.
    Er schien eine Ewigkeit auf der Schwelle zum Bad zu stehen. Dann schaltete er das Neonlicht wieder aus und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
    Gelegentlich, als kleines – und später nicht mehr so kleines – Mädchen, hatte Chyna sich unter Betten versteckt. Manchmal hatte man dort nach ihr gesucht; manchmal war niemand auf den Gedanken gekommen, dort nachzusehen, obwohl es sich um das naheliegendste aller Verstecke handelte. Und in den Fällen, in denen man sie gefunden hatte, hatten nur wenige sofort unters Bett gesehen – die meisten erst nach einer ganzen Weile.
    Ein weiterer roter Tropfen fiel auf den Teppich, als würde das Ungeheuer langsam Tränen aus Blut vergießen.
    Er ging zur Schranktür.
    Chyna mußte den Kopf leicht drehen und den Hals recken, um ihn im Auge behalten zu können.
    Der Schrank war tief und begehbar, mit einer Lichtschnur in der Mitte. Sie hörte das charakteristische Schnappen, mit dem die Schnur gezogen wurde, und dann das metallische Scheppern der Kettenglieder, als sie gegen die Glühbirne schlugen.
    Die Templetons hatten im hinteren Teil dieses Schrankes ihre eigenen Koffer verstaut. Neben ihnen waren Chynas Reisetasche und Koffer auf den ersten Blick nicht als die eines Gasts auszumachen.
    Sie hatte mehrere Kleidungsstücke zum Wechseln mitgebracht: zwei Kleider, zwei Röcke, eine weitere Jeans, eine Röhrenhose, eine Lederjacke. Da Chyna dieselbe Größe wie Laura hatte, würde der Eindringling vielleicht zu dem Schluß kommen, die wenigen Kleidungsstücke auf der Stange hätten nicht mehr in den vollgepackten Schrank in Lauras Zimmer hineingepaßt, statt auf die Anwesenheit eines Hausgasts zu schließen.
    Doch wenn er in Lauras Zimmer gewesen war und ihren Schrank

Weitere Kostenlose Bücher