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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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emsig mit den Pfoten.
    Die Tür war nicht sehr gut eingepaßt. Chyna machte einen knapp zentimeterbreiten Spalt zwischen ihrer Kante und dem Rahmen aus. In dieser Lücke sah sie Messing leuchten: das simple Schnappschloß. Wenn es nicht tief im Rahmen saß, konnte selbst das ziellose Herumwuseln des Hundes es durch reinen Zufall öffnen.
    »Warte«, sagte sie zu Ariel.
    Sie lief durch das Zimmer und versuchte, die Kommode vor die Tür zu schieben.
    Die Hunde mußten gespürt haben, daß sie ihnen näher gekommen war, denn sie fingen wieder an zu bellen. Der alte, schwarze Eisenknauf schepperte lauter denn je.
    Die Kommode war schwer. Aber im Zimmer befand sich kein Stuhl mit gerader Lehne, den sie unter den Knauf klemmen konnte, und der Nachttisch kam ihr nicht massiv genug vor, um zu verhindern, daß die Hunde die Tür aufstießen, falls die Nuß des Schnappschlosses tatsächlich aus dem Rahmen springen sollte.
    So schwer sie auch war, Chyna gelang es trotzdem, sie halb vor die Schlafzimmertür zu zerren. Das mußte genügen.
    Die Dobermänner drehten durch, bellten wütender denn je, als wüßten sie, daß ihr Versuch vereitelt worden war.
    Als Chyna sich wieder zu Ariel umdrehte, war das Mädchen fort.
    »Nein!«
    Voller Panik lief sie zum Fenster und schaute hinaus.
    Ariel wartete genau zwei Schritte links vom Fenster auf dem Verandadach, wie sie es ihr aufgetragen hatte. Sie strahlte im Mondschein, und ihr Haar war jetzt silbern statt blond. Den Rücken drückte sie gegen die Hauswand, und sie sah in den Himmel, obwohl sie sich wahrscheinlich noch immer auf etwas konzentrierte, das unendlich weiter entfernt war als bloße Sterne.
    Chyna warf den Mop auf das Dach und stieg dann durch das Fenster, während die erzürnten Dobermänner im Haus hinter ihr tobten.
    Draußen war das elende Jaulen der geblendeten Hunde verstummt.
    Chyna griff nach dem Mädchen. Ariels Hand war nicht mehr steif und verkrampft wie zuvor, sie war kalt und schlaff.
    »Das war gut, Schatz, das war gut. Du hast genau das getan, was ich gesagt habe. Aber warte immer auf mich, ja? Bleib bei mir.«
    Sie hob mit der freien Hand den Mop auf und führte Ariel zum Rand des Verandadachs. Die Lücke zwischen ihnen und dem Wohnmobil betrug keine dreißig Zentimeter, war aber für jemanden in Ariels Zustand möglicherweise gefährlich.
    »Gehen wir zusammen hinüber. Okay, Schatz?«
    Ariel schaute noch immer in den Himmel. In ihren Augen waren Katarakte aus Mondlicht, die sie wie die milchig-trüben Augen einer Leiche aussehen ließen.
    Fröstelnd, als wären die toten Mondlicht-Augen ein Omen, ließ Chyna die Hand ihrer Gefährtin los und zwang sie sanft, den Kopf zu neigen, damit sie auf die Lücke zwischen dem Verandadach und dem Wohnmobil schaute.
    »Zusammen. Hier, gib mir deine Hand. Sei vorsichtig, wenn du hinübertrittst. Es ist nicht breit, du mußt nicht mal springen, dich gar nicht anstrengen. Aber wenn du hineintrittst, könntest du zu Boden fallen, wo die Hunde dich vielleicht erwischen. Und selbst, wenn die Hunde nicht kommen, wirst du dich verletzen.«
    Chyna trat hinüber, aber das Mädchen folgte nicht.
    Sie drehte sich zu Ariel um und zog sanft an deren schlaffer Hand, die sie noch immer hielt. »Komm schon, Baby, gehen wir, verschwinden wir von hier. Wir liefern ihn den Cops aus, und er wird nie wieder jemandem weh tun können, nie wieder, weder dir noch mir noch sonstwem .«
    Nach kurzem Zögern trat Ariel über die Lücke auf das Dach des Wohnmobils – und rutschte auf dem taunassen Metall aus. Chyna ließ den Mop fallen, ergriff das Mädchen und verhinderte, daß es stürzte.
    »Wir haben es fast geschafft, Baby.«
    Sie hob den Mop wieder auf, führte Ariel zu der offenen Dachluke und brachte sie dazu, daneben niederzuknien.
    »So ist es gut. Jetzt warte. Wir haben es fast geschafft.«
    Chyna legte sich auf den Bauch, beugte sich in die Dachluke und schob mit dem Mop die Trittleiter aus dem Weg. Sollte eine von ihnen daraufstürzen, würde sie sich womöglich ein Bein brechen.
    Sie standen so kurz vor dem Ziel. Sie konnten keine Risiken mehr eingehen.
    Chyna stand wieder auf und warf den Mop hinab.
    Sie beugte sich vor und legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens. »Okay«, sagte sie, »jetzt rutsch hier rüber und steck die Beine durch die Dachluke. Komm schon, Schatz. Setz dich auf den Rand, paß auf die scharfen Plastikstücke auf, ja, genau so, laß deine Beine baumeln. Gut so, jetzt läßt du dich einfach fallen, und

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