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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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hervorrufen – aber jetzt war das Bellen schlimmer als die bisherige Stille.
    Als Chyna die Treppe hinaufstieg und das Mädchen hinter sich herzog, kam sie sich vor, als wäre sie hundert Jahre alt, schwach und verbraucht. Sie wollte sich setzen, wieder zu Atem kommen und ihren schmerzenden Beinen eine Ruhepause gönnen. Sie mußte Ariel unablässig am Arm ziehen; hörte sie damit auf, blieb das Mädchen stehen und murmelte lautlos vor sich hin. Jede Stufe kam ihr höher als die vorige vor, als sei sie die Alice aus dem Kinderbuch, die, den Bauch voller exotischer Pilze, dem weißen Kaninchen eine verzauberte Treppe hinauf in ein dunkles Wunderland folgte.
    Als sie dann den Treppenabsatz erreichten und die zweite Flucht hinaufstiegen, zerbrach unten im Wohnzimmer Glas. Dieses Geräusch machte Chyna sofort wieder jung, und sie hüpfte wie eine Gazelle Stufen hinauf, die vor einem Augenblick noch für Riesen geschaffen zu sein schienen.
    »Schnell!« drängte sie Ariel und zog sie mit sich.
    Das Mädchen beschleunigte zwar seine Schritte, schien aber noch immer zu trotten.
    Chyna hetzte verzweifelt zum oberen Ende der zweiten Treppenflucht. »Schnell!« rief sie.
    Unten im Treppenhaus erklang ein boshaftes Bellen. Die Hand des Mädchens noch immer festhaltend, betrat Chyna den Korridor des Obergeschosses. Sie hörte den galoppierenden Donner der die Treppe hinaufjagenden Hunde nun lauter als ihren hämmernden Herzschlag.
    Zur Tür auf der linken Seite. In Vess’ Schlafzimmer.
    Sie zerrte Ariel hinter sich her über die Schwelle und schlug die Tür hinter sich zu. Es gab keinen Riegel, nur das Schnappschloß, das man mit dem Türknauf betätigen konnte.
    Es sind Hunde, um Gottes willen, nur Hunde, verdammt bösartig, aber sie können keinen Türknauf drehen.
    Ein Hund warf sich gegen die Tür, die im Rahmen erzitterte, dem Aufprall aber widerstand.
    Chyna führte Ariel zum offenen Fenster und lehnte dort den Mop an die Wand.
    Unentwegt bellend, scharrten die Hunde an der Tür.
    Mit beiden Händen ergriff Chyna den Kopf des Mädchens, beugte sich zu ihr vor und sah hoffnungsvoll in ihre wunderschönen blauen, aber leeren Augen. »Schatz, bitte, ich brauche dich noch mal, wie ich dich bei der Bohrmaschine und den Handschellen gebraucht habe. Ich brauche dich jetzt viel dringender, Ariel, denn wir haben nicht mehr viel Zeit, überhaupt keine Zeit mehr, und wir haben es fast geschafft, wirklich, wir stehen verdammt dicht davor.«
    Obwohl ihre Augen höchstens zehn Zentimeter voneinander entfernt waren, schien Ariel Chyna nicht zu sehen.
    »Hör mir zu, Schatz, hör mir zu, wo auch immer du bist, wo auch immer du dich versteckst, draußen im Wilden Wald oder hinter der Schranktür in Narnia – bist du da, Baby? – oder vielleicht auch in Oz, wo auch immer du bist, bitte hör mir zu und tu, was ich sage. Wir müssen hier raus und auf das Verandadach. Es ist nicht steil, du schaffst es bestimmt, aber du mußt vorsichtig sein. Ich möchte, daß du jetzt aus dem Fenster steigst und dann ein paar Schritte nach links gehst. Nicht nach rechts. Auf der rechten Seite ist nicht mehr viel Dach, du wirst herunterfallen. Geh ein paar Schritte nach links und bleib stehen und warte dann einfach auf mich. Ich bin direkt hinter dir, warte einfach, und ich nehme dich dann wieder an die Hand.«
    Sie ließ das Gesicht des Mädchens los und umarmte es heftig. Sie liebte es, wie sie eine Schwester geliebt hätte, hätte sie eine gehabt, und wie sie gern auch ihre Mutter geliebt hätte, sie liebte das Mädchen für das, was sie durchgemacht hatte, und weil sie gelitten und überlebt hatte.
    »Ich bin dein Schutzengel, Schatz. Ich bin dein Schutzengel. Vess wird dich nie wieder anfassen, dieses Monster, dieses Dreckschwein. Er wird dich nie wieder anfassen. Ich bringe dich von hier weg, und auch von ihm, für immer, aber du mußt jetzt mit mir zusammenarbeiten, du mußt mir helfen und zuhören und vorsichtig sein, ganz vorsichtig.«
    Sie ließ das Mädchen los und sah ihm wieder in die Augen.
    Ariel war noch immer im Anderswo. Es flackerte kein Verständnis auf, wie einen Sekundenbruchteil lang vorhin im Keller, nachdem das Mädchen die Bohrmaschine benutzt hatte.
    Das Bellen hatte aufgehört.
    Von der anderen Seite des Raums kam ein neues und beunruhigendes Geräusch. Nicht das Klappern der Tür, die im Rahmen erzitterte. Ein härteres Rasseln. Ein metallisches Geräusch.
    Der Knauf wackelte hin und her. Einer der Hunde beharkte ihn offenbar

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