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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sie wortlos vor Frustration aufschrie, dadurch neue Kraft fand und noch härter drückte. Abrupt brach die vierte Seite, es knallte wie ein Schuß.
    Chyna stieß die Scheibe durch die Decke. Sie schepperte über das Dach und fiel auf die Auffahrt.
    Durch das Loch über ihrem Kopf sah Chyna Wolken, die plötzlich vom Mond zurückglitten. Kaltes Licht badete ihr nach oben gerichtetes Gesicht, und in dem unendlich tiefen Himmel leuchtete das saubere, weiße Feuer der Sterne.
    Chyna setzte das Wohnmobil rückwärts von der Auffahrt und neben die Vorderseite des Hauses, parallel zur Veranda und so dicht neben sie, wie es ging. Sie ließ das große Fahrzeug ganz langsam rollen, um den dichten Rasen nicht aufzureißen, da der Boden darunter selbst einen halben Tag nach dem Ende des Regens noch morastig sein konnte. Sie wollte vermeiden, im Schlamm steckenzubleiben.
    Als sie in Position war, zog sie die Handbremse und legte den Leerlauf ein. Den Motor ließ sie laufen.
    In dem kurzen Gang am Ende des Wohnmobils war die Trittleiter umgefallen. Sie stellte sie auf, stieg die beiden Stufen empor und stand mit dem Kopf in der Nachtluft, über dem offenen Rahmen der aufgebrochenen Dachluke.
    Sie wünschte, der Stuhl hätte eine dritte Stufe. Sie mußte sich auf das Dach hinaufziehen, und der Winkel war wesentlich unvorteilhafter, als ihr lieb sein konnte.
    Sie legte die Hände auf den gegenüberliegenden Seiten der einen halben Meter breiten Öffnung flach auf das Dach und versuchte, ihren Körper aus dem Wohnmobil zu stemmen. Sie strengte sich dermaßen an, daß sie spürte, wie die Sehnen zwischen ihrem Hals und den Schultern gezerrt wurden; ihr Puls hämmerte wie die Trommeln des Jüngsten Tags in ihren Schläfen und der Halsschlagader, und jeder Muskel in den Armen und im Rücken zitterte vor Anstrengung.
    Schmerz und Erschöpfung schienen ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen. Aber dann dachte sie an Ariel im Wohnzimmersessel: wie sie hin und her schaukelte, die Knie angezogen, einen entrückten Blick in den Augen, die Lippen zu einem stummen Schrei geöffnet. Das Bild des Mädchens gab Chyna neue Kraft und erschloß bislang unbekannte Reserven. Ihre zitternden Arme streckten sich langsam und zogen ihren Körper aus dem Gang, und als es einen Zentimeter um den anderen aufwärts ging, trat sie mit den Füßen wie eine Schwimmerin, die aus der Tiefe emporsteigt. Schließlich hatte sie die Ellbogen durchgedrückt, Ober- und Unterarm lagen wieder auf einer Geraden, und sie schwang sich hinauf, durch die Dachluke auf das Dach.
    Dabei blieb ihr Pullover an kleinen Plastiksplittern hängen, die vom Rand der Dachluke hervorragten. Ein paar scharfe Spitzen durchbohrten das gestrickte Material und stachen in ihren Bauch, aber sie brach sie ab.
    Sie kroch ein Stück vor, rollte sich auf den Rücken, zog den Pulli hoch und tastete ihren Bauch ab, um festzustellen, wie schlimm die Schrammen waren. Blut tropfte aus ein paar flachen Einstichen, aber sie war nicht ernsthaft verletzt.
    Aus einiger Entfernung kam das Geheul von mindestens zwei verwundeten Hunden aus der Nacht. Das elende Gejaule verriet so viel Furcht, Verletzlichkeit, Schmerz und Einsamkeit, daß Chyna es kaum ertragen konnte.
    Sie rutschte zur Dachkante und schaute auf den Garten östlich vom Haus hinab.
    Der unverletzte Dobermann trottete um die Vorderseite des Wohnmobils und entdeckte sie sofort. Er stand direkt unter ihr und schaute mit gefletschten Zähnen hoch. Das Leiden seiner drei Gefährten schien ihn nicht weiter zu kümmern.
    Chyna schob sich vom Rand zurück und erhob sich. Die Metalloberfläche war schlüpfrig vom Tau, und sie war dankbar für die Gummisohlen ihrer Rockports. Sollte sie den Halt verlieren und ohne Waffen und Schutzkleidung herunterfallen, würde das vierte Tier sie innerhalb von zehn Sekunden überwältigen und ihr die Kehle herausreißen.
    Das Wohnmobil stand nur ein paar Zentimeter unterhalb des Verandadachs. Sie hatte es so dicht am Haus geparkt, daß die Entfernung zwischen dem Dach und dem Fahrzeug keine dreißig Zentimeter betrug.
    Sie trat über die Lücke auf das schräge Verandadach. Die Asphaltschindeln fühlten sich irgendwie sandig an und waren bei weitem nicht so tückisch wie das Dach des Wohnmobils.
    Die Neigung hielt sich in Grenzen, und sie stieg problemlos zur Hauswand hinauf. Der Regen der letzten Stunden hatte einen teerigen Geruch freigesetzt, welcher von den Holzschutzmitteln stammte, mit denen die Außenwände im

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