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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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schmecken können, sondern auch ihre Röte; genauso könnte er die gelbe Farbe einer Butterblume schmecken, das Blau einer Hyazinthe. Er könnte die Biene schmecken, die in Erfüllung ihrer ewigen Aufgabe, der Befruchtung, summend über die Blüte gekrochen war, den Boden, aus dem die Blume gewachsen war, und den Wind, der sie im Sommer ihres Wachstums liebkost hatte.
    Er ist nie einem Menschen begegnet, der die Intensität nachvollziehen konnte, mit der er die Welt erfährt, oder die noch größere Intensität, nach der er strebt. Mit seiner Hilfe wird Adel es vielleicht eines Tages verstehen. Jetzt ist sie natürlich noch zu unreif, um dieses Verständnis aufzubringen.
    Ein letzter Druck auf seinen Hals. Der Schmerz. Er seufzt.
    Vom Beifahrersitz nimmt er einen zusammengefalteten Regenmantel. Es regnet zwar noch nicht, aber er muß seine blutbespritzte Kleidung bedecken, bevor er hineingeht.
    Er hätte saubere Sachen anziehen können, bevor er das Haus der Templetons verließ, aber er genießt es, diese zu tragen. Die Patina erregt ihn.
    Er steigt auf der Fahrerseite aus und zieht den Mantel über.
    Er hat sich die Hände in der Küche des Hauses der Templetons gewaschen, obwohl er es vorgezogen hätte, sie ebenfalls befleckt zu lassen. Kleidung kann man unter einem Regenmantel verbergen, aber es ist nicht so einfach, seine Hände zu verbergen.
    Erträgt niemals Handschuhe. Damit würde er eingestehen, daß er eine Festnahme befürchtet, was nicht der Fall ist.
    Obwohl seine Fingerabdrücke bei Staats- und Bundesbehörden gespeichert sind, passen die Abdrücke, die er am Tatort zurückläßt, nie zu jenen, die in den Dateien seinen Namen tragen. Wie der Rest der Welt sind auch Polizeiorganisationen völlig von der Computerisierung abhängig; mittlerweile liegen die meisten Sammlungen von Fingerabdrücken in Form digitalisierter Daten vor, damit man sie möglichst schnell durchsuchen und verarbeiten kann. Da man aus großer Entfernung operieren kann, sind elektronische Daten noch leichter zu manipulieren als solche, die schwarz auf weiß vorliegen. Es ist nicht nötig, in stark gesicherte Einrichtungen einzubrechen, wenn man sich statt dessen in einen Geist verwandeln kann, der die Rechner vom anderen Ende des Kontinents aus heimsucht. Dank seiner Intelligenz, Begabung und Verbindungen hat er diese Daten manipulieren können.
    Das Tragen von Handschuhen, selbst dünnen medizinischen Latexhandschuhen, würde seine Wahrnehmung unerträglich behindern. Er liebt es, die Hand leicht über die blonden Härchen auf einem Frauenschenkel gleiten zu lassen, er nimmt sich gern die Zeit, die Struktur einer körnigen Gänsehaut unter seiner Handfläche zu genießen, die fiebrige Wärme der Haut auszukosten und dann, danach, zu prüfen, wie diese Wärme schwindet. Wenn er tötet, ist es für ihn absolut unabdingbar, die Nässe zu fühlen.
    Die Fingerabdrücke, die in den verschiedenen Dateien unter seinem Namen abgelegt sind, gehören in Wirklichkeit zu einem jungen Marineinfanteristen namens Bernard Petain, der vor vielen Jahren während einer Übung im Camp Pendleton auf tragische Weise ums Leben gekommen ist. Und die Abdrücke, die er, oft in Blut eingeprägt, am Tatort zurückläßt, können in Datenbanken des Militärs, des FBI, des Straßenverkehrsamts oder irgendeiner anderen Behörde keiner Person zugeordnet werden.
    Er hat den Regenmantel zugeknöpft, schlägt jetzt den Kragen hoch und betrachtet seine Hände. Dunkle Flecke unter drei Fingernägeln. Es könnte Schmierfett oder Erde sein. Niemand wird deshalb Verdacht schöpfen.
    Er selbst kann trotz des schwarzen, gefütterten Nylonregenmantels das Blut auf seiner Kleidung riechen, doch andere sind nicht empfindlich genug, um es wahrzunehmen.
    Er in seiner Empfindsamkeit hingegen braucht nur die Rückstände unter seinen Nägeln zu betrachten, dann hört er wieder die Schreie, diese wunderschöne Musik der Nacht, die im Haus widerhallt wie in einem Konzertsaal, exklusiv für ihn und die stummen Weinberge.
    Sollte er jemals auf frischer Tat ertappt werden, werden die Behörden ihm erneut die Fingerabdrücke abnehmen, herausfinden, daß er die Computer manipuliert hat, und ihn schließlich mit einer langen Liste ungelöster Mordfälle in Verbindung bringen. Doch darüber macht er sich keine Sorgen. Er wird niemals lebend festgenommen, niemals vor Gericht gestellt werden. Was auch immer sie nach seinem Tod über seine Aktivitäten in Erfahrung bringen, es wird nur zum Ruhm

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