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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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trampelt er lautstark ins Bad, pinkelt und drückt die Spülung, damit die Frau denkt, er sei nicht nach hinten ins Wohnmobil gekommen, um nach ihr zu suchen, sondern um dem Ruf der Natur zu folgen. Wenn sie weiterhin davon ausgeht, daß er nichts von ihrer Gegenwart weiß, wird sie weiter ihren Plan verfolgen, der sie an Bord geführt hat, und er möchte zu gern herausfinden, was sie hier tut.
    Er geht wieder nach vorn und bleibt in der Küche stehen, um sich eine Tasse heißen Kaffee aus der großen Thermoskanne neben dem Ofen einzuschenken. Er schaltet auch ein paar Lampen ein, damit er das Innere des Wohnmobils im Rückspiegel deutlich sehen kann.
    Als er wieder hinter dem Lenkrad sitzt, nippt er an dem Kaffee. Er ist heiß, schwarz und bitter, genau so, wie er ihn mag. Er stellt den Becher in einen Halter, der an das Armaturenbrett festgeschraubt ist.
    Die Pistole legt er entsichert und mit dem Griff nach oben in die offene Konsole zwischen den Sitzen. Er kann die Hand sofort darauf legen, sich im Sitz umdrehen, die Frau erschießen, bevor sie in seine Nähe kommt, und trotzdem die Kontrolle über das Wohnmobil behalten.
    Aber er glaubt nicht, daß sie versuchen wird, ihm zu schaden, zumindest nicht in nächster Zeit. Wäre das ihre grundlegende Absicht, hätte sie es bereits versucht.
    Seltsam.
    »Warum? Was nun?« sagt er laut und genießt die Dramatik seiner eigentümlichen Situation. »Was nun? Was jetzt? Was liegt an? Überraschung, Überraschung.«
    Er trinkt noch einen Schluck Kaffee. Das Aroma erinnert ihn an die knusprige Beschaffenheit verbrannten Toasts.
    Draußen sind die Elche verschwunden.
    Eine Nacht der Geheimnisse.
    Der heftige Wind peitscht die langen Farnwedel. Wie als Beweise einer Gewalttat sprühen helle, nasse Rhododendronblüten durch die Nacht.
    Der Wald wirkt völlig unberührt. Die Macht der Zeit ist in diesen massiven, dunklen, senkrechten Strukturen gespeichert.
    Mr. Vess löst die Handbremse und legt den Gang ein. Es geht weiter.
    Nachdem er an dem beschädigten Honda vorbeigefahren ist, schaut er in den Rückspiegel. Die Schlafzimmertür ist geschlossen. Die Frau bleibt in ihrem Versteck.
    Nun, da das Wohnmobil wieder rollt, geht die blinde Passagierin vielleicht das Risiko ein, das Licht einzuschalten, und hat auf diese Weise Gelegenheit, ihre Zimmergenossen kennenzulernen.
    Mr. Vess lächelt.
    Von allen Expeditionen, die er durchgeführt hat, ist das die interessanteste und aufregendste. Und sie ist noch nicht vorbei.
    Chyna saß in der Dunkelheit auf dem Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Der Revolver lag neben ihr.
    Sie war unberührt und lebte.
    »Chyna Shepherd, unberührt und lebend«, flüsterte sie, und es war sowohl ein Gebet als auch ein Scherz.
    Während ihrer Kindheit hatte sie häufig für diesen doppelten Segen gebetet – ihre körperliche Unversehrtheit und ihr Leben –, und ihre Gebete waren oft zerstreut und unzusammenhängend oder hektisch gewesen. Schließlich hatte sie schon befürchtet, Gott sei ihre endlosen, verzweifelten Bitten um Erlösung leid und ihre Unfähigkeit, sich um sich selbst zu kümmern und sich von Ärger fernzuhalten, und er könne zu dem Schluß kommen, sie habe die ihr zustehende göttliche Gnade verbraucht. Gott mußte sich schließlich um das gesamte Universum kümmern, auf zahlreiche Trunkenbolde und Narren aufpassen, wobei der Teufel überall seine Hand im Spiel hatte, während Vulkane ausbrachen, Seeleute im Sturm verschollen gingen und Spatzen vom Himmel fielen. Als Chyna zehn oder elf Jahre alt war, hatte sie in Anbetracht von Gottes vollgestopftem Terminplan ihre weitschweifigen Bitten auf folgendes Gebet zusammengefaßt: »Gott, hier ist Chyna Shepherd, hier in« – hier setzte sie den Namen ihres jeweiligen Aufenthaltsorts ein – »und ich bitte dich, bitte, bitte, bitte, laß mich das alles einfach unberührt und lebend überstehen.« Bald erkannte sie, daß Gott, da er ja schließlich Gott war, genau wußte, wo sie sich aufhielt, und reduzierte ihre flehentliche Bitte auf »Gott, hier ist Chyna Shepherd. Bitte laß mich das unberührt und lebend überstehen.« Und als sie schließlich überzeugt war, Gott ärgere sich darüber, daß sie mit immer demselben Sprüchlein seine Zeit und Geduld über Gebühr beanspruche, hatte sie ihre Anliegen auf ein knappes Telegramm reduziert: »Chyna Shepherd, unberührt und lebend.« In Krisen – unter Betten oder in vollgestopften Kleiderschränken oder auf spinnwebenverhangenen

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