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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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intensiv, aber nicht ohne Vorsicht.
    Und jetzt ist wie ein geplatzter Reifen diese Frau in sein Leben getreten, die nach Ariel ruft, und plötzlich ist er sich nicht mehr sicher, ob sie ein Geschenk für ihn ist oder er eins für sie.
    Ihr Revolver fällt ihm ein. Während er durch die Waschküche schleicht, wünscht er sich, die Dobermänner wären hier.
    Unten auf der Treppe erklingt die Stimme der Frau: »China Shepherd unberührt und lebend.«
    Die Worte sind so seltsam, ihre Bedeutung ist so unklar, daß er sie als Beschwörung deutet, deren Sinn sich nur Eingeweihten erschließt.
    Als wolle sie diese Wahrnehmung bestätigen, wiederholt die Frau sich wie bei einem Sprechgesang: »China Shepherd unberührt und lebend.«
    Obwohl Vess normalerweise nicht abergläubisch ist, stellt er nun bei sich eine verstärkte Empfindsamkeit für das Übernatürliche fest, die über alles hinausgeht, was er bislang wahrgenommen hat. Seine Kopfhaut prickelt, über seinen Nacken läuft eine Gänsehaut, und er verstärkt seinen Griff um die Pistole.
    Nach kurzem Zögern beugte er sich durch die Türöffnung vor und schaut die Kellertreppe hinab.
    Die Frau ist nur noch ein paar Stufen vom Fuß der Treppe entfernt. Sie hat eine Hand auf das Geländer gelegt und hält in der anderen den Revolver.
    Kein Cop. Eine Amateurin.
    Trotzdem könnte sie Mr. Vess’ geplatzter Reifen sein, und er ist unentschlossen und nervös. Überdies ist er noch immer äußerst neugierig, aber nicht bereit, dieser Neugier seine Sicherheit zu opfern.
    Er schieb sich durch die Türöffnung auf die oberste Stufe.
    Obwohl sie ihm ganz nah ist, hört sie ihn nicht, weil die Treppe aus Beton besteht und nichts knarren kann.
    Er zielt mit der Pistole auf die Mitte ihres Rückens. Der erste Schuß wird sie von den Füßen reißen, mit ausgebreiteten Armen auf den Kellerboden unter ihr schleudern, und der zweite wird sie treffen, während sie durch die Luft fliegt. Dann wird er die Kellertreppe hinablaufen, den dritten und vierten Schuß abgeben und sie, wenn möglich, in die Beine treffen. Er wird sich auf sie werfen, die Mündung gegen ihren Hinterkopf drükken und dann, dann, dann, wenn er die absolute Kontrolle über sie hat, entscheiden, ob sie noch immer eine Bedrohung ist oder nicht, ob er das Risiko eingehen kann, sie zu verhören, oder sie so gefährlich ist, daß ihm nichts anderes übrig bleibt, als ihr noch ein paar Kugeln ins Gehirn zu schießen.
    Als die Frau unter der Lampe am Fuß der Treppe hergeht, kann Mr. Vess ihren Revolver besser ausmachen. Wie er bereits vermutet hat, als er ihn aus dem Schlafzimmerfenster im ersten Stock sah, handelt es sich in der Tat um eine Smith & Wesson Chief’s Special, doch plötzlich haben Hersteller und Modell der Waffe eine geradezu elektrifizierende Bedeutung für ihn.
    Er riecht eine Slim-Jim-Wurst. Er erinnert sich an Augen, dunkel wie die Nacht, die vor Schock, Entsetzen und Verzweiflung weit aufgerissen werden.
    Er hat in den letzten paar Stunden zwei dieser Waffen gesehen. Die erste gehörte dem jungen asiatischen Gentleman in der Tankstelle, der sie zur Selbstverteidigung unter der Theke hervorzog, aber nicht mehr die Zeit hatte, damit auch zu schießen.
    Obwohl der Chief’s Special ein beliebter Revolver ist, ist er keineswegs so weit verbreitet, daß einfach jeder ihn benutzt. Edgler Vess weiß , mit der Sicherheit eines Fuchses, der im Unterholz ein Kaninchen riecht, daß es sich um ein und dieselbe Waffe handelt.
    Obwohl die Frau auf der Treppe unter ihm noch immer viele Geheimnisse hat, obwohl ihre Anwesenheit nun kaum weniger erstaunlich als zuvor ist, hat sie nichts Übernatürliches mehr an sich. Sie kennt den Namen Ariel nicht, weil sie ihn aus einer Welt jenseits von dieser belauscht hat oder in den Diensten einer höheren Macht steht, sondern weil sie dort gewesen sein muß, in der Tankstelle, als Vess mit den beiden Verkäufern plauderte und sie kurz darauf tötete.
    Wo sie sich hat verstecken, wie er sie hat übersehen können, warum sie den Drang verspürte, ihm zu folgen, woher sie den Mut für dieses tollkühne Abenteuer hat – das sind Dinge, die er nicht allein durch Intuition herausfinden kann. Aber jetzt wird er die Gelegenheit bekommen, ihr diese Fragen zu stellen.
    Er senkt seine Pistole und tritt in die Waschküche zurück, damit sie ihn nicht sieht, falls sie zufällig die Treppe hinaufschaut.
    Die für ihn so untypische Furcht und das beklemmende Gefühl, im Banne übersinnlicher

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