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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Statt mit dem Gestank des Todes belastet zu sein, roch das Haus nach Zitronenöl von Möbelpolitur und unaufdringlichem Luftauffrischer mit Kiefernduft, aber auch nach dem schwachen und angenehmen Geruch des Feuerholzes im Kamin.
    Die Radiostimmen dröhnten weiterhin begeistert die Treppe herab, priesen zuerst eine Steuerberatungsagentur und dann irgendwelche Doughnuts an. Der Mörder hatte das Gerät viel zu laut gestellt; der Lautstärkenpegel kam Chyna falsch vor, als wolle er versuchen, damit andere Geräusche zu übertönen.
    Da war ein weiteres Geräusch, ganz ähnlich wie der Regen, aber doch anders, und nach einem Augenblick erkannte sie es. Eine Dusche.
    Deshalb hatte er das Radio so laut gestellt. Er hörte Musik, während er duschte.
    Sie hatte Glück. Solange der Mörder unter der Dusche stand, konnte sie nach Ariel suchen, ohne Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden.
    Chyna eilte schnell durch das Wohnzimmer zu einer halb offenstehenden Tür, ging hindurch und fand eine Küche. Kanariengelbe Fliesen und Kiefernschränke. Auf dem Boden graue, gelb und grün und rot gesprenkelte PVC-Fliesen. Blitzblank geschrubbt und alles ordentlich an Ort und Stelle.
    Sie war naß bis auf die Haut; Regen tropfte von ihrem Haar und sickerte noch immer aus ihrer Jeans auf den sauberen Boden.
    An der Seite des Kühlschranks hing ein bereits auf den April umgeblätterter Kalender mit einem Farbfoto, das ein weißes und ein schwarzes Kätzchen mit überwältigend grünen Augen zeigte, die beide aus einem großen Strauß Maiglöckchen hervorlugten.
    Die Normalität des Hauses erschreckte sie: die glänzenden Oberflächen, die Ordnung, die Häuslichkeit, das Gefühl, daß hier ein Mensch wohnte, der bei hellichtem Tag über jede Straße spazieren und trotz der Greueltaten, die er begangen hatte, als Mensch durchgehen konnte.
    Denk nicht darüber nach!
    Bleib in Bewegung! In der Bewegung liegt Sicherheit.
    Sie ging an der Hintertür vorbei. Durch die vier Glasscheiben in der oberen Hälfte sah sie die hintere Veranda, einen grünen Garten, ein paar große Bäume und die Scheune.
    Ohne jede architektonische Abgrenzung öffnete die Küche sich zu einer Eßecke, und beides gemeinsam nahm wohl zwei Drittel der Breite des Hauses ein. Der runde Eßtisch war aus dunkler Kiefer und wurde nicht von Beinen, sondern einem großen, zylindrischen Bock in der Mitte getragen; auf den vier großen Kiefernstühlen mit geraden Rückenlehnen lagen Sitzkissen.
    Oben setzte die Musik wieder ein, doch in der Küche war sie leiser als im Wohnzimmer. Wäre sie ein Fan von Big Bands gewesen, hätte sie das Stück jedoch auch hier erkannt.
    Da die Rohre durch die Rückwand des alten Hauses führten, war der Lärm der laufenden Dusche in der Küche deutlicher zu hören als im Wohnzimmer. Das ins Bad hochgepumpte Wasser erzeugte in dem Kupfer ein eindringliches, hohles Rauschen. Außerdem war das Rohr nicht so gut befestigt und isoliert, wie es eigentlich der Fall sein sollte, und an irgendeiner Stelle auf seinem Weg vibrierte es an einem Nagel in der Wand; ein schnelles Klopfen hinter einer Gipsplatte, tatta-tatta-tattatatta-tatta .
    Wenn dieses Geräusch abrupt aufhörte, wußte sie, daß sie in diesem Haus nicht mehr lange sicher war. In der nachfolgenden Stille konnte sie höchstens auf eine Gnadenfrist von ein oder zwei Minuten hoffen, die er zum Abtrocknen brauchte. Danach konnte er jederzeit überall auftauchen.
    Chyna sah sich nach einem Telefon um, entdeckte aber nur eine Wandbuchse, in die man eins einstöpseln konnte. Hätte sie ein Telefon gefunden, hätte sie vielleicht die Polizei angerufen, vorausgesetzt, hier am Arsch der Welt – wo auch immer sie sich befinden mochte – gab es überhaupt eine Polizeidienststelle. Hätte sie gewußt, daß Hilfe unterwegs war, wäre der Rest der Suche weniger nervenaufreibend gewesen.
    Am nördlichen Ende der Eßecke befand sich eine weitere Tür. Obwohl der Mörder oben unter der Dusche stand, drehte sie den Knopf so leise wie möglich und schritt vorsichtig über die Schwelle.
    Dahinter lag ein kombinierter Wasch- und Vorratsraum. Eine Waschmaschine. Ein Wäschetrockner. Schachteln und Flaschen mit Waschmitteln standen ordentlich auf zwei offenen Regalbrettern, und die Luft roch nach Wäschepulver und Bleiche.
    Das fließende Wasser und das klopfende Rohr waren hier noch lauter zu vernehmen als in der Küche.
    Links neben der Waschmaschine und dem Trockner befand sich eine weitere Tür – Kiefer,

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