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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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dem Revolver auf ihre Nasenwurzel. Seine Stimme schien vor Hochgefühl überzuschäumen, als er sagte: »Aber obwohl Sie die Waffe des Asiaten hatten, bin ich hier in den Löwenkäfig gestiegen. Ich habe einfach Glück gehabt. Haben Sie auch Glück?«
    Obwohl es so gut wie unmöglich war, an die Pistole zu kommen, hatte sie keine Alternativen. Nichts zu verlieren.
    »Schätzchen, hören Sie mir bitte zu, ich spreche mit Ihnen«, sagte er mit einem Anflug von Ungeduld. »Sind Sie der Ansicht, Sie könnten Glück haben? Soviel Glück wie ich?«
    Sie versuchte, nicht zu der Pistole zu starren, zögerte aber, in seine allzu normalen Augen zu sehen, und schaute statt dessen in die Mündung des Revolvers. »Nein«, brachte sie mühsam hervor, und sie glaubte halbwegs, daß dieses eine Wort durch den Lauf der Waffe zu ihr zurückhallte: Nein.
    »Dann wollen wir mal sehen, ob Sie Glück haben.«
    »Nein.«
    »Ach, zeigen Sie doch etwas Abenteuergeist, Schätzchen. Mal sehen, ob Sie ein Glückspilz sind«, sagte er und drückte ab.
    Obwohl die Waffe dreimal versagt hatte, erwartete sie, nun eine Kugel ins Gesicht zu bekommen, denn das Schicksal schien sich gegen sie verschworen zu haben, und sie zuckte zusammen.
    Klick.
    »Sie haben Glück, sogar noch mehr als ich.«
    Chyna wußte nicht, wovon er sprach. Sie konnte ihre Gedanken auf nichts anderes als die Pistole neben der Spüle konzentrieren, auf diese letzte, wundersame Chance.
    »Haben Sie nicht gehört, was ich Fuji versprochen habe«, sagte der Mörder, »als er dieses Ding auf mich richten wollte?«
    All dieses Geschwätz und die Ruhe und Gelassenheit dieses Schweins entnervten Chyna noch zusätzlich. Sie erwartete, daß er auf sie schoß, sie mit einem Messer angriff, sie schlug und wahrscheinlich auch vergewaltigte, sie vorher oder nachher folterte, um Antworten von ihr zu bekommen, aber nicht, daß sie mit ihm plaudern mußte, um Gottes willen, als hätten sie nur einen netten kleinen Ausflug zusammen unternommen, einen gemeinsamen Urlaub, bei dem es ein paar interessante Überraschungen gegeben hatte.
    Er richtete den Revolver noch immer auf sie. »›Tun Sie’s nicht, oder ich schieb’ Ihnen die Kugeln in den Arsch‹, habe ich zu Fuji gesagt«, fuhr er fort, »und ich halte meine Versprechen immer. Sie etwa nicht?«
    Seine Sprüche fanden endlich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Sie sind wahrscheinlich zartbesaitet und wollten nicht genau hinschauen, und bei dem schlechten Licht und dem Blut überall haben Sie wahrscheinlich nicht gesehen, daß Fujis Hosen runtergelassen waren.«
    Er hatte recht. Nachdem sie auf den ersten Blick gesehen hatte, daß beide Verkäufer tot waren, hatte sie weggeschaut und war über die Leichen hinweggetreten.
    »Ich habe es geschafft, vier Kugeln in ihn reinzuschieben«, sagte er.
    Jetzt schloß sie die Augen. Öffnete sie sofort wieder. Sie wollte ihn nicht sehen, wie er groß und bedrohlich und mit seinem netten Lächeln so stattlich vor ihr stand, mit getrockneten Blutflecken auf seiner Kleidung und nichts Störendem in den Augen. Aber sie wagte es nicht, den Blick abzuwenden.
    Chyna Shepherd, unberührt und lebend.
    »Ich habe vier Kugeln in ihn geschoben«, sagte er, »aber dann sprangen sie wieder raus. Eine kleine postmortale Gasfreisetzung. Es war lächerlich, eigentlich sogar ziemlich komisch, aber ich stand unter Zeitdruck, wie Sie vielleicht verstehen, und es war mir zu mühsam, auch noch die fünfte reinzuschieben.«
    Vielleicht war es so am besten. Vielleicht noch eine Runde russisches Roulette und dann endlich Frieden, und sie mußte nicht mehr zu verstehen versuchen, warum es so viel Grausamkeit in der Welt gab, wo Freundlichkeit doch die leichtere Wahl war.
    »Diese Waffe hat fünf Schuß«, sagte er.
    Die leere Mündung starrte sie matt an, und sie fragte sich, ob sie den Blitz sehen und den Knall hören würde oder ob die Schwärze im Lauf nahtlos in eigene Schwärze übergehen würde, ohne daß sie die Veränderung mitbekam.
    Dann wandte der Mörder den Lauf von ihr ab und schoß. Der Knall ließ die Fenster scheppern, und die Kugel schlug durch eine Schranktür neben ihr, verspritzte Kiefernholzsplitter und zerschlug im Schrank Geschirr.
    Die Holzstückchen flogen noch durch die Luft, als Chyna eine Schublade packte und aus dem Schrank riß. Sie war so schwer, daß sie ihr fast aus der Hand fiel, doch die Verzweiflung verlieh ihr plötzlich neue Kräfte, und sie schleuderte sie dem Mörder an den Kopf, und der

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