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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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in den Zwischenraum unter dem Haus, auf die oberen Äste des Baums im Garten.
    »Ariel.«
    Der Ort, an den sie geflohen war, befand sich vielleicht in den Seiten des Buches, das sie gerade las. Sie funktionierte in dieser Welt, pflegte sich und aß und badete und zog sich an, doch sie lebte in einer anderen Dimension.
    Chynas Herz rollte in einem Meer des Leids, das ein Sturm des Zorns aufwühlte. »Ich bin hier, Ariel«, sagte sie durch die Luke in der gepolsterten Tür, »ich bin hier. Du bist nicht mehr allein.«
    Ariels Blick verließ ihr Traumreich nicht, und sie saß genauso ruhig da wie ihre Puppen.
    »Ich bin dein Schutzengel, Ariel. Ich lasse nicht zu, daß dir etwas passiert.«
    Während das Mädchen einer langen, gewundenen Straße immer tiefer in ihr privates Anderswo folgte, entspannten sich seine Hände, und das Buch entglitt ihnen. Es rutschte von der Sesselkante und fiel zu Boden, und die besonderen Wände und die Decken absorbierten alles bis auf den Hauch eines Geräusches. Das Mädchen hatte gar nicht gemerkt, daß es das Buch fallen gelassen hatte, und saß reglos da.
    »Ich bin dein Schutzengel«, wiederholte Chyna und wunderte sich vage über ihre Wortwahl.
    Sie hatte um Ariel größere Angst als um sich selbst, und ihr Herz raste schneller denn je zuvor.
    »Dein Schutzengel.«
    Heiße Tränen nahmen Chyna die Sicht, störende Tränen, ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. Sie blinzelte wütend, bis ihre Augen trockneten und ihr Blick wieder klar war.
    Sie wandte sich von der verschlossenen Innentür ab und stieß die äußere auf.
    Tatta-tatta-tatta-tatta-tatta …
    Als sie aus dem stark schallgedämpften Vorraum in den ersten Kellerraum trat, kam ihr das Klappern des Rohrs lauter vor, als sie es in Erinnerung hatte.
    Tatta-tatta-tatta …
    Vielleicht eine Minute war verstrichen, seit sie das gepolsterte Paneel der Tür beiseite geschoben hatte.
    Das verdammte Arschloch stand noch immer unter der Dusche, nackt und wehrlos. Und nun, da Chyna wußte, wo Ariel war, mußte sie keine Rücksicht mehr darauf nehmen, daß die Cops ihn noch brauchen würden, um Ariel zu finden.
    Die Waffe in ihrer Hand fühlte sich gut an.
    Sie fühlte sich wunderbar an.
    Hätte sie Ariel befreien und hier herausholen können, hätte sie dies getan, statt auf die gewalttätige Alternative zurückzugreifen. Aber sie hatte keinen Schlüssel und konnte die Innentür auch nicht so leicht aufbrechen.
    Tatta-tatta-tatta …
    Sie hatte nur eine Wahl. Sie ging zur Kellertreppe.
    Blauer Stahl funkelte in ihrer Hand.
    Selbst wenn er das Duschbad beendet und das Wasser abgestellt hatte, bevor Chyna ihn erreichen konnte, würde er noch immer nackt und wehrlos sein, während er sich abtrocknete. Also würde sie ins Bad gehen, aus kürzester Entfernung auf ihn zielen, ihn niederschießen, den Revolver in ihn entleeren, den ersten Schuß direkt durch sein verdammtes Herz, dann noch mindestens einen in sein Gesicht, um sicherzugehen, daß er wirklich erledigt war. Kein Risiko eingehen. Nicht das geringste. Alle Kugeln benutzen, den Abzug drücken, bis der Hammer hohl auf die leeren Patronenhülsen in einem völlig leeren Zylinder klickte. Sie war dazu imstande. Den verrückten Freak töten, ihn immer und immer wieder töten, bis er auch wirklich tot bleibt. Sie war dazu imstande, und sie würde es tun.
    Sie stieg die Kellertreppe hinauf, trat auf nasse Fußabdrücke, die sie bei ihrem Abstieg hinterlassen hatte: Chyna Shepherd versteckte sich nicht mehr, kam aus diesem Loch gekrochen, unberührt und lebend. Sie verließ Narnia für immer.
    Tatta-tatta-tatta …
    Sie dachte voraus, während sie sich bewegte, und fragte sich, ob sie ihn durch den Duschvorhang erschießen sollte – falls die Dusche tatsächlich einen Vorhang und nicht eine Glastür hätte –, denn wenn sie ihn nicht durch den Vorhang erschoß, würde sie den Revolver nur in einer Hand halten können, während sie mit der anderen den Vorhang beiseite zerrte oder die Tür aufriß. Das wäre riskant, denn eine seltsame und bestürzende Schwäche kroch in ihre Finger und das Handgelenk. Ihre Arme zitterten so heftig, daß sie die Waffe bereits mit beiden Händen halten mußte, wollte sie sie nicht fallenlassen.
    Während ihr Herz aus Angst vor der bevorstehenden Auseinandersetzung klapperte wie das Kupferrohr – auch wenn das wahnsinnige Schwein nackt und wehrlos war, versetzte es sie noch in Panik –, erreichte Chyna das obere Ende der Treppe und betrat den

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