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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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    Er kam zurück und nahm ihr auch die Gabel ab. »Nein«, sagte er, als würde er einen aufsässigen Welpen ausbilden. »Nein.«
    »Schwein«, sagte sie, bestürzt darüber, wie undeutlich sie sprach.
    »Sie haben aber Haare auf den Zähnen.«
    »Verdammtes Schwein.«
    »Ach, wie hübsch«, sagte er verächtlich.
    »Scheißer.«
    »Ich sollte Ihnen den Mund mit Seife auswaschen.«
    »Arschloch.«
    »Ihre Mutter hat Ihnen solche Ausdrücke bestimmt nicht beigebracht.«
    »Sie kennen meine Mutter nicht«, sagte sie mit schwerer Zunge.
    Er schlug sie erneut, diesmal ein harter Hieb auf den Hals.
    Dann lag Chyna im Dunkeln da und lauschte besorgt dem fernen, heiteren Gelächter ihrer Mutter und den Stimmen fremder Männer. Zerbrechendes Glas. Flüche. Donner und Wind. Palmen rauschten in der Nacht über Key West. Der Klang des Gelächters veränderte sich. Spott. Ein Knall, der kein Donner war, und noch einer. Und der Palmetto-Käfer huschte über ihre nackten Beine und den Rücken. Andere Zeiten. Andere Orte. Im dunstigen Reich der Träume die eiserne Faust der Erinnerung.

KAPITEL 7
    Nachdem Mr. Vess sich mit der Frau befaßt und das Besteck gespült hat, läßt er um kurz nach neun Uhr morgens die Hunde frei.
    An der Hintertür, der Vordertür und in seinem Schlafzimmer sind Ruftasten angebracht, die, wenn man sie betätigt, in dem Zwinger hinter der Scheune einen Summer ertönen lassen. Wenn er die Hunde mit dem Befehl  Krippe  dorthin zurückgeschickt hat, wie zuvor geschehen, stellt das Summen den Befehl dar, ihre Rundgänge sofort wieder aufzunehmen.
    Er benutzt die Ruftaste neben der Küchentür und tritt dann an das große Fenster neben der Eßecke, um den Garten zu beobachten.
    Der Himmel ist bewölkt und grau, und die Wolken hüllen noch immer die Siskiyou Mountains ein, aber es regnet nicht mehr. Von den herabhängenden Zweigen der Nadelbäume tropft es stetig. Die Rinde der Laubbäume ist ein durchnäßtes Schwarz; ihre Äste – einige mit den ersten zerbrechlichen Knospen des Frühlings, andere noch kahl – wirken so verkohlt, daß man annehmen könnte, ein Feuer hätte sie verbrannt.
    Einige Leute sind vielleicht der Ansicht, nun, da der Donner sich verbraucht hat und die Blitze erloschen sind, sei die Szene passiv, doch Mr. Vess weiß, daß die Nachwirkungen eines Sturms genauso stark sein können wie sein Toben an sich. Er befindet sich mit dieser neuen Art der Macht in Harmonie, mit der stillen Macht des Wachstums, die das Wasser dem Land zuteil werden läßt.
    Hinter der Scheune kommen die Dobermänner hervor. Ein Stück trotten sie nebeneinander her, doch dann trennen sie sich, und ein jeder läuft in eine andere Richtung.
    Jetzt befinden sie sich nicht im Angriffsstatus. Sie werden jeden Eindringling aufstöbern und festhalten, ihn aber nicht töten. Um sie auf Blut scharf zu machen, muß Mr. Vess den Namen Nietzsche aussprechen.
    Einer der Hunde – Edamer – kommt auf die hintere Veranda, wo er durch das Fenster schaut und seinen Herrn anhimmelt. Er wedelt einmal mit dem Schwanz, dann ein zweites Mal, doch er ist im Dienst, und mehr als diese kurze und gemessene Demonstration seiner Zuneigung gesteht er sich nicht zu.
    Edamer kehrt in den Garten zurück. Er steht groß und wachsam da. Er schaut zuerst nach Süden, dann nach Westen, dann nach Osten. Er senkt den Kopf, riecht am nassen Gras und läuft schließlich, noch immer fleißig schnüffelnd, über den Rasen. Er legt die Ohren an, während er sich auf einen Geruch konzentriert und einer Fährte folgt, die von jemandem stammen könnte, der eine Bedrohung für seinen Herrn darstellt.
    Ein paarmal – als Belohnung für die Dobermänner und um sie scharf zu halten – hat Mr. Vess eine Gefangene laufen lassen und den Hunden erlaubt, sie zu verfolgen, womit er sich des Vergnügens beraubte, sie eigenhändig zu töten. Das ist ein unterhaltsames Spektakel.
    Sicher abgeschirmt hinter dem Wall seiner vierbeinigen Prätorianergarde, geht Mr. Vess ins Badezimmer hinauf und stellt das Wasser ein, bis es luxuriös heiß ist. Er dreht die Lautstärke des Radios herunter, läßt es aber auf den Kanal eingestellt, der Swing bringt.
    Als er seine verschmutzte Kleidung auszieht, quellen Dampfwolken über den oberen Rand des Duschvorhangs. Diese Feuchtigkeit verstärkt den Geruch der dunklen Flecken im Gewebe. Er steht ein paar Minuten lang nackt da, das Gesicht in den Jeans vergraben, dem T-Shirt, der Denim-Jacke, atmet zuerst tief ein, riecht

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