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Intensity

Intensity

Titel: Intensity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Waschraum.
    Sie konnte ihn nicht durch den Vorhang erschießen, denn dann würde sie nicht wissen, ob sie ihn getroffen hatte oder nicht. Als sie über die Schwelle trat, nahm sie verspätet etwas Wichtiges wahr, das sie auf dem Absatz der Kellertreppe gesehen hatte: nasse Schuhabdrücke, die größer als die ihren waren und sie überlagerten, dort, wo er vor kurzem noch gestanden hatte.
    Sie stürmte bereits mit zu viel Schwung in die Küche, um noch anzuhalten, und der Mörder griff sie von rechts an, stürzte an der Eßecke vorbei auf sie zu. Er war groß, stark und weder nackt noch wehrlos; die Dusche war von Anfang an eine List gewesen.
    Er war schnell, aber sie war eine Spur schneller. Er versuchte sie rückwärts gegen die Schränke zu drücken, doch sie glitt zur Seite und hob den Revolver. Die Mündung war kaum einen Meter von seinem Gesicht entfernt, und sie drückte ab, und der Hammer erzeugte ein trockenes Geräusch, wie das Knacken eines trockenen Astes, als er auf eine leere Kammer fiel.
    Sie prallte schwer gegen die Seite des Kühlschranks und an den Kalender mit den Kätzchen und Maiglöckchen, der klappernd zu Boden fiel.
    Der Mörder griff sie erneut an.
    Sie zog den Abzug durch, und der Revolver klickte erneut, was überhaupt keinen Sinn ergab – Scheiße –, weil der Verkäufer in der Tankstelle gar keine Gelegenheit gehabt hatte, die Waffe zu benutzen, bevor die Flinte ihn umgeblasen hatte. Es dürften eigentlich keine Patronen fehlen.
    Nun hatte sie zum erstenmal das Gesicht des Mörders gesehen. Zuvor hatte sie lediglich ein paar Blicke auf seinen Hinterkopf erhascht, die Schädeldecke, das Profil, aber das nur aus der Ferne. Er sah nicht so aus, wie sie es erwartet hatte, mit einem Mondgesicht, bleichen Lippen und schwerem Kiefer. Er war stattlich, hatte klare blaue Augen, die einen wunderschönen Kontrast zu seinem dunklen Haar bildeten und in denen nichts Verrücktes lag, breite, frische Gesichtszüge und ein nettes Lächeln.
    Lächelnd kam er weiter direkt auf sie zu, während sie ein drittes Mal abdrückte und der Hammer erneut auf eine leere Kammer fiel. Lächelnd riß er ihr mit solcher Kraft den Revolver aus der Hand, daß sie glaubte, er habe ihr den Finger gebrochen, bevor er aus dem Abzugsloch glitt, und sie schrie vor Schmerz auf.
    Der Mörder trat von ihr zurück, hielt den Revolver in der Hand, und seine Augen funkelten vor Aufregung. »Was war das für ein Spaß.«
    Chyna drückte sich gegen die Seite des Kühlschranks und trampelte auf den Gesichtern der Kätzchen herum.
    »Ich habe gewußt, daß es dieselbe Waffe war«, sagte er, »aber was, wenn ich mich geirrt hätte? Dann hätte ich jetzt ein großes Loch in meinem Gesicht, nicht wahr, kleine Lady?« Schwach und benommen vor Entsetzen sah sie sich verzweifelt nach irgend etwas um, das sie als Waffe benutzen konnte, aber es befand sich nichts in ihrer Nähe.
    »Ein großes Loch in meinem Gesicht«, wiederholte er, als käme ihm die Aussicht amüsant vor.
    In einem der Schränke mochten sich Messer befinden, aber sie wußte nicht, welche Schublade sie aufreißen mußte.
    »Intensiv«, sagte er und betrachtete lächelnd den Revolver in seiner Hand.
    Eine Pistole lag auf der anderen Seite der Küche auf der Arbeitsfläche neben der Spüle, aber weit außerhalb ihrer Reichweite. Chyna konnte es nicht fassen: Er hatte eine Waffe mitgenommen, sie aber nicht benutzt, sondern beiseite gelegt und sie statt dessen mit bloßen Händen angegriffen.
    »Sie sind eine attraktive Frau.«
    Sie wandte den Blick von der Pistole ab in der Hoffnung, er habe nicht bemerkt, daß sie sie gesehen hatte. Aber sie machte sich selbst etwas vor, und sie wußte es auch, denn er sah alles, einfach alles.
    Er richtete den Revolver auf sie. »Sie waren diese Nacht in der Tankstelle.«
    Sie rang nach Atem, schien aber kaum Luft zu bekommen. Sie atmete zu schnell und zu flach, stand kurz vor dem Hyperventilieren, und sie war wütend auf sich, wütend, weil er so ruhig war.
    »Ich weiß, daß Sie dort waren«, sagte er, »irgendwie, irgendwo, und ich weiß, daß Sie den Chief’s Special gefunden haben, nachdem ich gegangen war, aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, warum Sie jetzt hier sind.«
    Vielleicht kam sie an die Pistole heran, bevor er sie aufhalten konnte. Es war eine Chance von einer Million zu eins. Zwei Millionen, drei. Verdammt, sieh es ein, es war unmöglich.
    Der Mörder stand jetzt anderthalb Meter von ihr entfernt, zielte mit

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