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Internat Lindenberg - Freundschaft in Gefahr

Internat Lindenberg - Freundschaft in Gefahr

Titel: Internat Lindenberg - Freundschaft in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Metzger
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schüttelte lächelnd den Kopf. Die Hitze tat Leonie nicht gut, höchste Zeit, dass es mal wieder regnete. Oder dass die Ferien anfinge n …

Schwache Nerven
    Die großen Ferien rückten langsam näher. Das war einerseits die Zeit, in der man endlich mal wieder seine Familie sehen konnte, was schön war. Andererseits aber war es auch die Zeit, in der man wochenlang auf seine besten Freundinnen verzichten musste, und das war schrecklich. In diesem Jahr kam auch noch die unerträgliche Hitzewelle dazu. Da konnte man schon mal ein wenig gereizt sein. Trotzdem, musste man sich gleich so aufregen wie Leonie? Schließlich war sie nicht die Einzige, die einen Grund hatte, nervös zu sein.
    Gut, bei Sophie war die Sache klar: Das Abschlusskonzert war für sie der entscheidende Termin des Jahres. Nachdem das Schuljahr notenmäßig einigermaßen erträglich verlaufen war, gab es jetzt nichts Wichtigeres mehr. Das Stück, das sie vortragen sollte, war technisch machbar, das war kein Grund, sich Sorgen zu machen. Mit ein bisschen Übung zumindest. Das heißt, falls man sie üben ließ und nicht ständig sogenannte Freundinnen, die sich in Furien verwandelten, dazwischenplatzten. Zum ersten Mal sollte sie vor Publikum einen Solopart geben. Mitschülerinnen, Lehrer, Eltern, nicht zuletzt Professoren der Musikakademie, alle würden zuhören. Und hier lag die eigentliche Schwierigkeit. Ihr angeborenes Lampenfieber setzte Sophie zu. Um in dieser Lage keinen Fehler zu machen, um selbstsicher in das Konzert hineinzugehen, musste alles wie im Schlaf sitzen. Kein Wunder, dass Sophie also ebenfalls ein bisschen reizbar war, vor allem, wenn man sie beim Üben störte. Trotzdem, im Vergleich zu manch anderer, war sie noch die Ruhe selbst.
    Leonie, ausgerechnet Leonie! Die hatte doch mit dem Zeugnis dieses Jahr überhaupt keine Sorgen, das war jetzt schon abzusehen. Im Gegenteil, sie war eine der besten Schülerinnen und konnte sich eigentlich bequem zurücklehnen und auf den letzten Schultag warten. Was hatte die also für ein Problem? Gar keines, um genau zu sein. Außer, dass sie bekanntlich die Hitze nicht vertragen konnte. Aber Sophie wäre es auch lieber gewesen, beim Üben etwas kühleres Wetter zu haben. Außerdem, war die Hitzewelle etwa ihre Schuld? Sie hatte das Wetter bestimmt nicht bestellt. Gut, Leonie behauptete, sie müsste etwas Wichtiges schreiben und hätte nicht mehr viel Zeit dazu. Aber konnte sie das nicht woanders machen? Wozu gibt es den Hausaufgabenraum? Da ist immer Ruhe, außerdem ist es dort kühler.
    Leonie spitzte zum hundertfünfzigsten Mal ihren Bleistift und starrte auf die leeren Seiten, die vom Bleistiftspitzen allein leider kein bisschen voller wurden. Noch eine gute Woche bis zum Abgabetermin, den sie sich dick im Wandkalender angestrichen hatte, sodass er ihr ständig drohend vor Augen stand. Was sie bis jetzt fertig hatte, war ein Witz! Gut, niemand hatte sie gezwungen, sich an diesem Schreibwettbewerb zu beteiligen. Aber das Thema war einfach zu interessant: „Offenheit und Vertraue n – gib Mobbing keine Chance!“ An einer Schule wie dieser gab es dafür immer genug Stoff. Na gut, Mobbing war vielleicht übertrieben, so richtig heftiges Mobbing hatte sie in Lindenberg noch nie beobachtet. Aber Streit, Streiche, Zickenkrieg, größere und kleinere Kabbeleien, das war an der Tagesordnung. Wo zweihundert Mädchen so eng aufeinandersaßen, konnte das auch nicht ausbleiben. Das gab genug Stoff für zehn Aufsätze. Und ein bisschen ausschmücken konnte man die Sachen ja auch noch. Da Leonie später einmal Journalistin werden wollte, war die Sache besonders verlockend. Außerdem gab es ein paar tolle Preise zu gewinnen.
    Sie umklammerte fest ihren Stift. So fest, wie es mit ihren verschwitzten Händen ging. Sie musste jetzt einfach etwas schreiben! Aber Schreiben auf Kommando, noch dazu bei dieser Hitze, das war eine Strafe. Und dann noch die ständige Musikberieselung aus dem Nachbarzimmer. Sie hatte ja versucht, im Hausaufgabenraum zu arbeiten, aber das ging absolut nicht. Das dauernde Kommen und Gehen dort ging ihr auf die Nerven, auch wenn es relativ ruhig war. Vor allem aber das ständige „Was schreibst du denn da?“ von irgendwelchen Mädchen, die sich ungefragt über ihren Text beugten, hatte sie vertrieben. Was sie schrieb, ging erst einmal niemanden etwas an. Außerdem war es im Hausaufgabenraum noch heißer als in ihrem Zimmer. Zumindest kam Leonie das immer so vor.
    Das Internat Lindenberg

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