Internat und ploetzlich Freundinnen
uns etwas ein, wie wir Sofie helfen können. Dann können wir später in Ruhe mit ihr reden, wenn sie sich erholt hat.
Jonas und Manu traben voraus. Carlotta folgt ihnen nachdenklich.
Nachdem sie das Waldstück neben der Landstraße ergebnislos abgesucht haben, kehren die drei zurück. Carlotta ist froh, dass sie keine weiteren Katzen entdeckt haben. Allerdings haben sie auch keine Lösung für Sofies Problem gefunden; das fällt ihr schlagartig ein, als sie die Freundin unter dem Sonnenschirm im Garten des Hausmeisterhäuschens sitzen sieht. Jonas scheint es genauso zu gehen.
„Lasst sie lieber in Ruhe, wenn sie nicht von sich aus reden will“, sagt er. „Das muss von ihr selber kommen. Bloß nicht drängeln!“
Carlotta und Manu stimmen ihm zu. Sie geben sich die allergrößte Mühe, Sofie möglichst locker zu begrüßen und sich nichts anmerken zu lassen.
„Hey!“, ruft Manu schon von Weitem. „Geht’s dir besser?“
Sofie nickt. „Ich war nur ein bisschen müde. Wahrscheinlich wegen die Hitze.“ Sie fächelt sich mit einer Hand Luft zu.
Carlotta runzelt die Stirn. So heiß ist es heute doch gar nicht. Aber dann fällt ihr ein, dass es Sofie bestimmt peinlich ist, dass sie sich ausruhen musste. „Klar“, bestätigt sie schnell. „Die Temperaturen hauen jeden um!“
„Ich weiß ja nicht, wie’s bei euch aussieht“, sagt Manu, „aber ich hab noch ein paar Strafarbeiten abzuhaken. Wenn ich die nicht bis morgen vorlege, geht’s mir an die Pelle.“
„Strafarbeiten hab ich zwar nicht auf“, erwidert Carlotta mit einem schiefen Grinsen, „aber ich muss noch ein paar süße kleine Karteikärtchen für Frau Potter ausfüllen. Wollen wir zurückgehen?“
Sofie nickt. „Von mir aus.“
Sie verabschieden sich von Jonas und bedanken sich bei seinen Eltern.
„Passt gut auf eure Freundin auf“, sagt Frau Blum leise zu Carlotta und Manu. „Wenn etwas ist, dürft ihr jederzeit zu uns kommen.“
Die beiden nicken. Dann streicheln sie Finchen und die Hunde ein letztes Mal und machen sich auf den Rückweg zum Schloss.
Sofie trabt mit gesenktem Kopf neben Carlotta und Manu durch den Park und scheint mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein.
Bestimmt denkt sie an ihre Mutter, überlegt Carlotta. Sie erschrickt, als Sofie plötzlich über einen Stein stolpert.
Manu kann sie gerade noch an einem Zipfel ihres T-Shirts festhalten.
„Pass auf, wo du hintrittst“, empfiehlt sie freundlich. „Sonst landest du noch in der Notaufnahme im Krankenhaus und bekommst einen Gips verpasst. Das ist nicht witzig, glaub mir.“
Sofie starrt sie an und eilt wortlos davon.
Manu macht ein betroffenes Gesicht.
„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragt sie verwirrt.
Carlotta schüttelt den Kopf. „Ich wüsste nicht, was.“
„Vielleicht wär’s wirklich besser gewesen, sie wäre in Belgien geblieben“, raunt Manu Carlotta am nächsten Morgen zu, als Sofie nicht in der Nähe ist. „Stipendium hin oder her.“
Carlotta muss ihr Recht geben. Sofie ist heute noch blasser als am Vortag – eine Steigerung, die Carlotta kaum für möglich gehalten hätte. Unter den Augen der Freundin zeichnen sich tiefe, dunkle Ringe ab. Sie sieht aus, als hätte sie in der letzten Nacht kaum geschlafen. Sogar ihre sonst so gepflegten Haare wirken stumpf und glanzlos und hängen in langen Strähnen herunter.
Carlotta hat Mitleid mit ihr und würde ihr gerne etwas von ihrem Kummer abnehmen, aber jeder Versuch, an Sofie heranzukommen, wird prompt zurückgewiesen. Sofie bleibt verschlossen und abweisend.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, flüstert Carlotta ihr wenig später zu, als es zur Stunde klingelt und die Mädchen gemeinsam die Klasse betreten.
„Ja, sicher“, flüstert Sofie zurück. „Alles gut.“
Die Sechste hat eine Doppelstunde Deutsch bei Frau Dorsch. Die Lehrerin gibt eine Arbeit zurück. Bei Sofie bleibt sie stehen.
„Du hast das Thema leider komplett verfehlt“, sagt sie und legt das Heft vor Sofie auf den Tisch. „Das ist eine glatte Fünf. Schade, Sofie, aber bestimmt wird’s beim nächsten Mal wieder besser.“
Carlotta hält die Luft an. Das gibt’s doch gar nicht! Sofie gilt als hochbegabt. Sie hat noch nie etwas Schlechteres als eine Zwei geschrieben, seit sie in Prinzensee ist!
Manu meldet sich zu Wort: „Es ist ja auch gar nicht so einfach, einen Aufsatz in Deutsch zu schreiben, wenn man aus Belgien kommt. Ich meine, allein schon wegen der Sprache.“
Frau Dorsch runzelt die
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