Interregnum (Mundir) (German Edition)
in Scherben vor mir, vielleicht sollte ich mal aufhören, mir eines zu machen, das hatte hier wohl keinen Sinn.
Ich wurde zurück in meine Zelle gebracht. Mir wurde vorher noch einmal eindrücklich gesagt, Alya nichts zu verraten. Man war sich noch nicht sicher, was mit mir geschehen sollte. Ich solle mir derweilen klar werden, auf welcher Seite ich stehen wolle. Nach all dem Gehörten war ich unentschlossen. Konnte ich den beiden glauben, konnte ich generell irgendetwas glauben? Auf wessen Seite wollte ich stehen, wer waren die Guten, waren die Elfen die Guten? Oder gar die Orks? Das mit den Frauen, das war krass. Und Nazgar... zu mir sagte er bitte und danke, damals im Dorf hatte er ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Auch wie er Ida angesehen hatte, wie er so schnell das Thema wechselte.
Ich war die halbe Nacht wach gewesen, es war eine gute Idee meines Körpers, im Nachdenken einzuschlafen.
Wieder die blaue Ebene, Nebel, meinen beiden Wächtern nickte ich nur flüchtig zu. Diesmal rief ich nach Alya. Sie war unauffindbar. Ich setzte mich. Wenn ich schon nichts zu tun hatte, so konnte ich wenigstens nachdenken, während sich mein Körper seinen benötigten Schlaf holte.
Konnte es sein, dass die ganze Geschichte eine raffinierte Verhörtechnik war. Was wäre, wenn die manipulative Intelligenz der Elfen zusammen mit der Skrupellosigkeit der Orks eine unheilige Allianz gegründet hätte. Wären dann die Menschen verloren?
Moment, was hätten die Menschen in dieser Gleichung zu suchen? Sie hatten das Geld, die Wirtschaftskraft, die Orks raubten sie aus, die Elfen handelten... das war alles zu einfach.
„ Ist es auch.“ Der Nebel um mich herum kräuselte sich, wie kleine Wellen breitete sich diese Stimme aus, die sagte: „Die ganze Angelegenheit ist viel komplexer, deine Sicht auf die Dinge ist viel zu voreingenommen, um sie zu erfassen und das weißt du.“
„ Alya?“
„ Alya ist nicht da.“
„ Sehr gruselig“, bemerkte ich trocken, „wer bist du?“
„ Ich bin du.“
„ Bist du nicht, ich träume gerade, von dem her... okay, vielleicht bis du doch ich.“
„ Ich bin vieles, ein Gedanke, ein flüchtiger Wunsch, ein Schatten an der Wand, die Tür, die du nur in deinem Augenwinkel sehen kannst. Ich kann der sein, den du fürchtest, die sein, die du begehrst.“
Eine blonde Elfe entstieg dem Nebel vor mir.
„Asa? Das kann nicht sein, netter Versuch Waldgeist, hör auf dich wichtig zu machen und zeige deine wahre Gestalt.“
Stille.
„Hast du etwa Angst? Hast du Angst vor dir selbst? Zeig dich!“ Meine Forderung verhallte in der Ebene.
Ein sanfter Wind kam auf, ich spürte ihren Atem im Nacken, als sie zu mir sprach.
„Willst du meine wahre Gestalt sehen? Ich glaube nicht. Du wirst wie jeder andere getrieben von Begierde, was du begehrst, das verlangst du zu sehen. Was du begehrst, vermag ich zu geben. Hast du einen Wunsch, so erfülle ich, hast du ein Bedürfnis, so stille ich es. Alles, alles was du willst.“
Sie flüsterte mir noch einige anderen Dinge zu, die ich hier nicht wiedergeben möchte, sie seien der Fantasie überlassen.
„Ich habe einen Wunsch.“
„ Welchen? Alles, alles sei dir gewährt.“
Zeig dich mir, zeig dich wie du wirklich bist, keine Fassade, keine Verkleidung.
„Sehnst du dich nach dem nackten Körper einer Frau, der eines Mannes, einer Person, die dir nahe steht“, versuchte sie es nochmal, aber ich spürte ihre Motivation schwinden.
Als ich nicht antwortete, resignierte sie. Sie seufzte laut auf und zerfloss im Nebel.
Eine Gestalt begann sich zu formen, sie stieg vor mir aus dem Boden. Ganz in schwarz gehüllt, schließlich war sie ganz erwachsen und schmiss in einer ausladenden Bewegung ihrer Arme das Schwarz ab: „Du hättest sie alle haben können, Schönheiten der Welt, Menschen, Elfen, Orks, alle. Sie alle hätten dir gedient, aber stattdessen wählst du mich.“ Ihre Stimme erstarb und sie stand vor mir, den Kopf gesenkt. Ihr Haar war bläulich und gelockt, es hing etwa schulterlang über ihr Gesicht. Ich trat heran und hob, meine Finger an ihrem Kinn, ihren Kopf. Zwei große goldene Augen sahen mich an, ihre Erscheinung war blass, aber ihr scharf geschnittenes Gesicht ließ sie trotz alledem edel wirken. Ein adeliger Punk. Schüchtern aber schön.
„ Wie heißt du?“
„ Ich habe keinen Namen, ich nehme mir einfach jenen der mir gefällt.“
„ Und welcher gefällt dir am meisten.“
„ Der, der dir gefällt.“
Langsam regte
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