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Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod

Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod

Titel: Interview mit dem Tod - Domian, J: Interview mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Domian
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»Krankenhausbedürftigkeit«.
    In einem Hospiz werden die Kranken nicht mehr Patienten genannt, sondern Gäste. Größtes Anliegen der sowohl haupt-, als auch ehrenamtlichen Mitarbeiter ist es, die noch verbleibende Lebenszeit des Gastes so lebenswert wie möglich zu gestalten. Dazu gehört, die Angehörigen in die Betreuung, soweit wie gewünscht, mit einzubinden, den Angehörigen selbst aber auch zur Verfügung zu stehen, zum Beispiel seelsorgerisch
während der Sterbephase des Gastes und trauerbegleitend nach dessen Ableben.
     
    Palliativ- und Hospizidee sind eng miteinander verknüpft und ein Segen für die Menschen. Beide Betreuungsmodelle für Schwerstkranke folgen demselben Grundsatz: nicht dem Leben mehr Tage geben, sondern den Tagen mehr Leben.
     
    Ich habe größten Respekt vor all den vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowohl auf den Palliativstationen als auch in den Hospizen. Ihre Arbeit und ihre Leistungen werden in der Öffentlichkeit viel zu wenig gewürdigt. Für mich sind diese Menschen, ich wage mal eine große Formulierung: Helden des Alltags. Ich sage das ohne Pathos, sondern ruhig und ernsthaft, weil ich mittlerweile so oft gesehen und erlebt habe, wie beanspruchend, schwierig und anspruchsvoll die Tätigkeit auf einer Palliativstation oder in einem Hospiz ist.
    Deshalb kritisiere ich seit langem schon die viel zu niedrige Besoldung für Krankenschwestern und Pflegekräfte. Daran müsste sich dringend etwas ändern. Ich finde es nicht hinnehmbar, dass Menschen, die eine derartige Verantwortung tragen und deren Arbeit für unsere Gesellschaft so wertvoll ist, nicht adäquat entlohnt werden.

     
    Die Freundschaft mit Cornelia Scheel hat mich zur Palliativmedizin geführt. Seit meinem ersten Besuch im Dr. Mildred Scheel Haus bin ich der Palliativstation der Kölner Universitätsklinik eng verbunden. Das heißt, im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich, das Haus zu unterstützen. Wie überhaupt die Idee der Palliativmedizin. Dazu nutze ich auch die kleine Plattform meiner Sendung und freue mich sehr, wenn wir Rückmeldungen wie etwa diese bekommen:
     
    Lieber Domian,
    durch Deine Sendung erst habe ich erfahren, dass es so was wie Palliativmedizin gibt. Unser Hausarzt hat uns nicht darauf hingewiesen. Nachdem Du davon erzählt hattest, habe ich direkt am nächsten Morgen alle Hebel in Bewegung gesetzt und unsere sterbenskranke Mutter, die sich zu Hause vor Schmerzen krümmte, noch am selben Tag auf eine Palliativstation bringen können. Dort lebte sie für zwei Wochen noch einmal regelrecht auf – und ist dann friedlich eingeschlafen. Werde bitte nicht müde, für solche Stationen Werbung zu machen.
     
    Genau das ist auch mein Anliegen. Und ich sehe keinen Widerspruch darin, sowohl ein entschiedener Befürworter der Palliativ- und Hospizidee zu sein, als auch die aktive Sterbehilfe zu fordern. Im Gegenteil. Für mich wäre der begleitete Suizid eine letzte
palliativmedizinische Hilfe für einen Schwerstkranken. Wohlgemerkt: auf der Basis klarer gesetzlicher Regelungen und wenn es der ausdrückliche Wille des Patienten ist.
    Natürlich respektiere ich die ablehnende Haltung des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes gegenüber der Sterbehilfe. Und so trenne ich auch mein offizielles Engagement für die Palliativmedizin von meiner privaten Meinung zur Sterbehilfe. Gegenwärtig gibt es in Deutschland für Schwerstkranke und Sterbende nichts Besseres als die Palliativmedizin und die Hospizbetreuung.
     
    Auf meiner Suche nach spirituellen und philosophischen Antworten auf die Frage, was denn nun der Tod sei, kam ich nach wie vor nicht weiter. Meine Beschäftigung mit der Palliativmedizin brachte mir zwar das Sterben näher, nicht aber den Tod. Wie auch? »Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht«, sagt der Philosoph Ludwig Wittgenstein. Aber man erlebt das Sterben. Das eigene und das seiner Angehörigen.
     
    Am 26.8.2006 verstarb mein Vater Heinz Domian an den Folgen einer schweren Krebserkrankung im Dr. Mildred Scheel Haus. Meine Mutter und ich saßen neben ihm. Es war die existentiellste Erfahrung meines bisherigen Lebens.

    Gesprächsprotokoll
    Kommen wir zu meinen beiden großen Fragen: Hat der Mensch eine Seele – und gibt es ein Leben nach dem Tod?
    Gut. Mit welcher Frage wollen wir beginnen?
    Mit der ersten. Habe ich eine Seele?
    Was ist eine Seele?
    Das fragst gerade du mich?
    Ja, du hast diesen Begriff ins Spiel gebracht. Ich habe ihn noch nie

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