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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SPIEGELBEST
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einen Gefallen damit? Ist das nicht sein Ruin, wenn er Einzige ist? Wir bieten ein riesiges - zugegeben - bedenkenlos illegales Angebot an eBooks. Ein Beispiel ist der Lyx-Verlag, der mit seinen Schreibteams gut bei uns vertreten ist. Dieser Verlag verteilt in großem Stil - ob er es will oder nicht - Leseproben. Wir haben genau sein Publikum! Kann sich irgendein konkurrierender Mystery-Verlag erlauben, bei uns nicht präsent zu sein? Ich glaube, nicht.

    Ihr zwingt die Verlage aber zu ihrem Glück!

    Das Problem der Verlage sind nicht die Piraten - das Problem der Verlage ist deren Publikum. Uns Buchpiraten gibt es doch schon zehn  Jahre und länger. Das waren anfangs und lange Zeit 10-Mann-Tauschboards. Diese - das kannst du mir glauben! - hat wenig von uns unterschieden. Jetzt reden alle über uns. Sind wir besser geworden? Sind wir anders geworden? Nein, das Publikum hat uns zu dem gemacht, was wir sind! Wir sind ein Werkzeug, ein ziemlich verrostetes sogar, dass jetzt einen neuen Zweck erfüllt. So ist das!

    Das Publikum hat keine Moral - was wollt ihr machen!?

    Spotte nur! Ich sage, die Leser haben die Nase voll von solchen Buchpreisen! Sie wollen endlich als Leser, nicht nur als Käufer verstanden werden. Genauso, wie sie das eBook entdeckt haben, stürmen sie die 'Mängel'buchläden. Die Verlage haben den Draht überspannt: eBooks, die teuerer als Taschenbücher sind, DRM-Schutz - das haben nicht wir erfunden, sondern die Buchverlage. Wir haben nicht Verkehrszeichen umgedreht, damit die Verlage in diese Sackgasse fahren. Das waren schon deren Fahranfänger, die da reingefahren sind!

    Sehen das die Autoren auch so, was denkst du?

    Die netznahen Autoren sicherlich. Sie sehen die Buchhandlungen als überlebt. Sie machen sich Gedanken, was danach kommt.

Wofür machst du das, Spiegelbest?
    DIENSTAG, 12. JUNI 2012

    Wer soll glauben, dass du nicht auf Geld aus bist!?

    Was soll ich mit Geld im Netz?, frage ich dich. Ich kann nichts damit anfangen. Es ist schlichtweg bedeutungslos.

    Vorschlag: Du könntest dir im Real Life was kaufen!

    Ganz ehrlich, ich bin die meiste Zeit online. Mein Luxus ist ein schneller Internetanschluss, ansonsten ... Autos, Urlaub, Prestige, Golf, Freundin, Schönheits-OP? - die ganzen Sachen nerven mich. Die Hamster in ihren Rädern machen nur Tempo, weil sie soviele Schulden haben. So seh ich das!

    Ist es nicht auch so, dass du dich nicht traust, Geld zu nehmen?

    Das stimmt. Auch die Gesetzeslage gibt vor, wie ich denke. Alle, die etwas aufbauen in der Warez Szene, machen es ohne Geld dafür zu verlangen. Niemand, der bei klarem Verstand ist, geht das Risiko ein, Gewinn zu machen. Der Staat macht uns quasi zu Idealisten.

    Wie das?

    Entscheidend ist nicht, was du machst, sondern die Absicht, die du verfolgst. Ich kann Tausende von Ebooks hochladen - solange ich keinen Gewinn erzielen will, bin ich im Bagatellbereich. So gesehen hat der Staat uns zu Idealisten gemacht. Ein finanzieller Gewinn ist vom Risiko her nicht vertretbar, also haben wir uns immaterielle Ziele gesucht.

    ... nachdem euch der Weg zum Geld verstellt war.

    Sobald du Warez Sachen machst, musst du dir sehr genau überlegen, ob du die rote Linie überschreitest. So lernst du Warez und Geld zu trennen. Und schließlich lehnst du das Geld ab. Wobei es dir im Netz nichts nützen würde. Das kommt alles zusammen.

    Wo bleibt der Idealismus?

    Die Ziele kommen von allein. Wer hat denn im Real Life ein Ziel, das nicht ein bisschen profitabel ist? Selbst Urlaub machst du, um aufzutanken für die nächste Runde. Alle sind hinter dem Geld her. Selbst die schönsten Worte haben die Augen hinten, um nichts liegen zu lassen. Im Netz musst du dir andere Ziele suchen, wenn du aktiv sein willst.

    Ein Welt ohne Geld klingt mir doch sehr nach 'Gratiskultur' ...

    Ein Politikerwort, genau gezielt und auch getroffen - aber auf dem falschen Schießplatz angetreten. Es wird völlig verkannt, dass 'gratis' keine Netz-'Kultur' ist, sondern eine seiner Eigenschaften, weil eben Geld dort keine Verwendung hat. Das Netz ist immateriell, das ist seine Natur. Eigensinn im Real Life, Gemeinsinn im Netz - so denken die meisten!

    Letztlich denken alle materiell!

    Das materiell Notwendige wird enger gefasst. Der Eigensinn hat seine beste Zeit hinter sich. Die materiellen Dinge, die du kaufen kannst, um dich von anderen abzusetzen - die Statussymbole - haben an Ansehen verloren. Hol dir ein schnelles Auto, eine teure Uhr - und die Leute

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