Interview mit einem Verführer - Caprice: Erotikserie (German Edition)
ich zur falschen Zeit?«, fragte Maren in den Raum hinein, und die Anwesenden zuckten zusammen. »Wer zum Teufel -«, begann der Mann zu poltern und drehte sich um.
So sieht Steward Granger also live aus , dachte Maren und setzte ein Lächeln auf. Manche Fotos lügen nicht. Granger hatte in der Bewegung innegehalten. Um ehrlich zu sein, hatte es den Anschein, als wäre er vom Donner gerührt. Er starrte Maren an. »Die da«, brüllte er schließlich ungeniert weiter, »Kleid Nr. 5. Und das bitte zackig.« Dann stürmte er aus dem Raum, und die beiden jungen Frauen atmeten hörbar aus.
»Der spinnt heute total«, murmelte die eine und zeigte auf Maren. »Dann kommen Sie mal mit, Sie neues Supermodel.« Maren lachte und schüttelte den Kopf. »Ich bin von der BLITZ. Maren Janson. Ich hab hier einen Termin mit dem Meister.«
»Den einzigen Termin, den Sie heute haben werden, ist ein Treffen mit Kleid Nr. 5«, stellte die junge Frau fest. »Ich bin übringens Karin«, schickte sie gleich darauf hinterher und nahm Maren an die Hand. »Es dauert nicht lange, versprochen. Er will nur sehen, wie das Stück an einer großen, dünnen und blonden Frau aussieht. Die Agentur hat wohl ein Problem mit der Größe, und farbenblind scheinen die auch zu sein. In beiden Fällen.« Karin lächelte Maren aufmunternd an, und so schickte sich diese in ihr vorläufiges Schicksal und folgte der Schneiderin.
Kleid Nr. 5 war, wie sich herausstellte, ein Hosenanzug, der aus einem Stück gefertigt war. Das Stück aus changierendem blauem Chiffon passte ihr wie angegossen, und als sie sich vor dem Spiegel drehte, fühlte sie sich tatsächlich wie ein Model. »Die silbernen Pumps dazu«, sagte eine männliche Stimme, und Maren fuhr herum. Steward Granger stand im Türrahmen, und wenn sie ihn besser gekannt hätte, dann hätte sie geschworen, dass er einen zufriedenen Gesichtsausdruck an den Tag legte. Sie zog die silbernen Pumps an, die keine waren, sondern nur der Hauch eines Schuhs, und stemmte die Hände in die Hüften. Granger nickte ihr zu und sie ging ihm entgegen. Er trat einen Schritt zur Seite und sah ihr hinterher. Es herrschte Totenstille im Raum. Alle Anwesenden, exklusive Maren, warteten auf den nächsten Ausbruch des Meisters. Doch der kam nicht. Granger verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte entspannt in der Tür. »Gut. Unten noch was auslassen, dann passt es. Danke«, sagte er und verschwand.
In diesem Moment brach ein Sturm im Atelier los. Gelöst und beinahe fröhlich gingen die Angestellten zurück an ihre Arbeit. »Scheiß Kreative«, sagte Karin lachend, als sie Maren aus dem Hosenanzug half. »Die drehen schon bei der kleinsten Kleinigkeit durch.« Maren zog sich wieder um, und als sie fertig war, führte Karin sie in das Büro des Meisters. Noch war er nicht da, also setzte sich Maren, legte die Füße über die Lehne des Sessels und wartete ab. Doch auch wenn sie allein im Büro war; sie fühlte sich beobachtet. So schüttelte sie ihren Bob, holte den Lipgloss aus ihrer Tasche und zog sich die Lippen nach. »Wollen Sie sich ein wenig Taschengeld dazuverdienen?«, fragte Granger, der nun hereinkam, um seinen Tisch ging und, ohne Maren eines Blickes zu würdigen, sich hinter seinen Schreibtisch setzte.
»Nö«, gab sie lapidar zur Antwort. »Ich hab keine Lust, meinen Hintern für andere zur Schau zu stellen.«
»Schade«, gab Granger zurück. Jetzt sah er sie an, und ja, da war sogar so etwas wie ein Lächeln in seinem Gesicht zu sehen. »Danke«, sagte er, »danke, dass Sie ausgeholfen haben. Kann ich mich irgendwie revanchieren?«
Maren nickte. »Geben Sie mir ein Exklusivinterview zur Kollektion, und ich hab Sie wieder lieb.«
Granger lachte leise. »Was wollen Sie wissen?«
»Das Gimmick? Verraten Sie mir, was dieses Gimmick sein wird?«
Granger schüttelte den Kopf. »Es gibt keins. Kein Glanz, keinen Glamour, keinen doppelten Boden. Rein gar nichts.«
Maren sah ihn skeptisch an. »Sie wollen mich verkohlen«, sagte sie und zog einen Schmollmund.
»Nein«, gab er zur Antwort, lehnte sich zurück. »Wenn Sie wirklich eine Knaller-Story haben wollen, dann schreiben Sie, dass das Label ‚Steward Granger' beinahe pleite ist und nicht weiß, wie es die nächsten Rechnungen zahlen soll.« Er stand auf, kam um den Tisch und setzte sich dort auf die Kante. »Robert Kleinschmidt«, sagte er lächelnd und reichte ihr die Hand.
»Wie?«, fragte sie verwirrt zurück.
»Mein Name ist Robert Kleinschmidt,
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