Interview mit einem Verführer - Caprice: Erotikserie (German Edition)
ich bin der Designer und führe das Label im Moment noch. Wie lange? Kann ich Ihnen nicht sagen. Aber im Augenblick haben Sie es mit mir zu tun.«
Maren bedauerte es, dass sie sich so entspannt im Sessel zurückgelehnt hatte. Theatralischer wäre es gewesen, wenn sie sich jetzt hätte perplex zurückfallen lassen können. Der Großmeister des Schnittmusters trug einen vollkommen banalen, ja beinahe langweiligen Namen. Kleinschmidt. Und dann auch noch Robert. Innerlich schmunzelte sie. »Ist nicht wahr.«
Granger bzw. Kleinschmidt lachte leise. »Doch. Und Sie haben Ihre Story.«
Maren schüttelte den Kopf und dachte kurz nach. Mit einem breiten Lächeln setzte sie sich auf. »Stimmt es, dass weder Models noch Designer während der Fashion Week etwas essen?«
»Bei manchen«, gab er bereitwillig zu, »aber was hat das hiermit zu tun?«
Maren stand auf, nahm ihn bei der Hand und sagte: »Sie sind gerade dabei, mir die Story meines Lebens zu liefern, inklusive Titelseite und einer Schlagzeile, die mich unsterblich machen wird in der Modewelt, da werde ich Sie doch wohl zum Essen einladen dürfen? Oder?« Sie schwang ihren Hintern so verführerisch, dass er laut nach Luft schnappte. »Und außerdem will ich Details. Ich will wissen, warum das Label nicht mehr in der Lage ist, Rechnungen zu bezahlen, will genau wissen, wie es dazu kommen konnte. Wagen Sie es ja nicht, irgendwelche Einzelheiten auszulassen. Klar?«
»Mögen Sie italienische Küche?« Schmunzelnd schob er sie zur Tür. Dabei kam er ihr näher, als sie es erwartet hatte, und seine Körperwärme ging auf sie über.
Doch Robert führte sie nicht in ein Restaurant, so wie sie es erwartet hatte. Kaum, dass sie auf der Straße standen, bog er nach rechts ab und öffnete die Tür zu einem Nachbarhaus. Marens fragenden Blick kommentierte er mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Ich hoffe«, sagte er mit einem verschmitzten Blick, »Sie sind gut bei Puste? Dachgeschoss. Und da gibt’s die besten Antipasti in Berlin.«
Maren nickte und stieg hinter ihm die ausgetretenen Stufen hoch. Es roch nach Bohnerwachs und Putzmitteln, und unvermittelt fühlte sie sich an ein Haus erinnert, aus dem sie vor Jahren beinahe die Flucht ergriffen hatte. In ihrem Elternhaus hatte es genauso gerochen. Nach Kleingeist und Spießertum.
Robert war zwei Schritte vor ihr oben angekommen. Gerade als sie die letzte Stufe erklomm, kämpfte er mit dem Türschloss einer Metalltür. »Altbau«, grinste er entschuldigend, »da hat man immer Spaß.« Die Tür gab mit einem Ächzen nach, und er geleitete sie hinein. Im Flur war es stockduster. Maren blieb stehen, damit sie sich orientieren konnte. Wieder kam ihr Robert sehr nahe, und sie empfand seinen Duft als äußerst anregend.
»Hier entlang.« Robert schlängelte sich an ihr vorbei und ging eine weitere Treppe hinauf. »Mein privates Atelier«, sagte er nicht ohne Stolz in der Stimme. Und Maren fand, dass ihm dieser Stolz durchaus zustand. Es war ein Atelier, wie man es aus den französischen Filmen der 50er Jahre kannte. Hohe Fenster in Bleirahmen. Um die Wärme im Raum zu halten, hatte Robert einige Paravents so aufgestellt, dass dieses riesige Areal in mehrere kleinere Zimmer aufgeteilt wurde.
»Also: italienisch?«, fragte er erneut und Maren nickte lächelnd. Er nahm ihr den Mantel ab und verschwand hinter einem der Paravents. »Wein steht direkt am Fenster«, rief er ihr zu.
Sie ging hinüber, öffnete eine Flasche, schenkte für zwei ein und folgte ihm in die Küche. »Nun«, begann sie, nachdem sie an ihrem Glas genippt hatte, »wo ist die Story?«
Robert lachte, griff nach einem Messer und begann Gemüse zu schneiden. »Dass am nächsten Donnerstag, die lange Modenacht, die letzte Show des Labels stattfinden wird. So denn kein Wunder passiert. Aber da ich Realist bin, erwarte ich da weder himmlische noch sonstige Hilfe.«
Maren sah ihn prüfend an. »Wie kam es dazu?«, fragte sie und begann sich an den Vorbereitungen für das Essen zu beteiligen.
»Anscheinend hat mein VHS-Kurs für Firmengründer nicht gereicht«, erwiderte er lachend, aber mit sarkastischem Unterton. »Aber wollen wir uns wirklich nur über die Firma unterhalten?«, fragte er plötzlich, beugte sich zu ihr, und Maren sah ihm tief in die Augen. »Die Zahlen für die Pleite kann ich Ihnen morgen hübsch auf Papier präsentieren.« Während er das sagte, war er noch näher herangekommen. Beinahe so nah, dass sich ihre Lippen berühren konnten.
Maren
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