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Interwelt

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Titel: Interwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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GRILLSTUBE – BANKTRESORE.
    »Zu den Laboratorien, Burschen«, befahl ich den Mechs.
    Die Mechs hatten Rollschuhe angeschnallt, und sie zogen Seymour und mich in einem kleinen Karren an einem langen Strick hinter sich die Hauptstraße her. Aber für Karren waren die Straßen hier wirklich nicht geschaffen – wir wurden gründlichst durchgerüttelt. Bis jetzt hatte noch niemand sich herabgelassen, von uns Notiz zu nehmen.
    Als wir an einem schlaksigen Burschen in Arbeitskleidung vorbeikamen, ließ ich anhalten. »Wo sind die Labors?« fragte ich.
    »Die Labors? Gewöhnlich will man zu den Tresoren.«
    »Nun, wir geben uns mit den Labors zufrieden.«
    »Nach zwei Blocks müssen Sie bei den Sklavenverliesen – der große, graue Bau mit den Gitterfenstern – links abbiegen. Das fensterlose Steingebäude danach ist der Laborbau. Aber Sie werden es bereuen.«
    Unser Mechschütze schoß die Tür ein. Von da an wußten die Mechs, was sie zu tun hatten und taten es auch. Sie besetzten die Treppen, Paternoster, Fahrstühle und Lastenaufzüge. Ein Teil meiner Mechs schlüpfte in Klebeschuhe und begann, die Hauswände hochzuklettern.
    Ich trat an die Infotafel und fand Dr. Minkle unter 9C. Verdammt hoch zu steigen. Ich sprach in meinen Reversknopf: »9C.«
    Der Knopf antwortete: »Durch das Foyer, Boß, zweite Tür links.«
    So kamen wir zur Feuerleiter. Unsere zwei Mechbegleiter warteten auf uns. Einer gab mir ein Paket.
    »Zu Fuß zum achten Stock!« beschwerte sich Seymour.
    »Mechanische Beförderungsmittel können steckenbleiben«, gab ich zu bedenken, »und Treppen können verbarrikadiert werden, wenn Ungewünschtes geortet wird«, erklärte ich. »Hier, passen Sie gut darauf auf.« Ich reichte Seymour das Paket.
    »Was ist drin?« erkundigte er sich mißtrauisch.
    »Dynamit.« Ich zog meinen Handstrahler. »Ich werde wohl eine Weile beschäftigt sein, also halten Sie das Ding.«
    »Wir Reporter sollen nicht an kriegerischen Auseinandersetzungen teilnehmen.«
    »Keine kriegerische Auseinandersetzung, sondern Diebstahl, Einbruch vielleicht«, entgegnete ich.
    »Sollen sie doch das Zeug tragen.« Seymour deutete mit einem Kopfnicken auf unsere zwei Mechs.
    »Haben Sie die Verzerrer vergessen?« fragte ich. »Falls die Blechkameraden damit getroffen werden, lassen sie alles fallen, und das wäre ungut. Wenn es diese Verzerrer hier nicht gäbe, würden sie uns zum achten Stock tragen. Sie wollen doch nicht, daß das Dynamit plötzlich herunterfällt?«
    Daraufhin trug Seymour brav das Paket.
    Endlich erreichten wir den achten Stock, und ich öffnete die Tür. Auf dem breiten Korridor war der Teufel los. Mechs – unsere und andere – hopsten und tanzten herum, zuckten und stürzten. Unsere zwei Begleiter benahmen sich ebenfalls sofort recht merkwürdig und fielen die Stufen hinunter.
    »Kommen Sie«, forderte ich Seymour auf. »Weichen Sie den Blechkameraden aus und lassen Sie ja das Paket nicht fallen. Und halten Sie Ausschau nach 9C.«
    Wir bahnten uns einen Weg durch das Gewühl. Die Mechs achteten überhaupt nicht auf uns. Geschickt vermieden wir, mit um sich schlagenden Armen und Beinen und sich windenden Leibern – alles natürlich aus Metall – in Berührung zu kommen.
    »Wissen Sie«, wandte ich mich an den Reporter. »Beide Seiten haben eingebaute Verzerrer. Bei Kontakt, manchmal auch schon aus einiger Entfernung, verzerren sie einander. Die Frage ist nur, wessen Verzerrer sind wirkungsvoller, und wie schnell werden die Entzerrungsexperten etwas unternehmen können? Jedenfalls brauchen wir uns im Augenblick nicht um die Mechs zu kümmern. Wir müssen lediglich nach Menschen Ausschau halten. Aber ich bin nicht einmal sicher, ob es hier noch welche gibt. Wenn Sie einen sehen, brüllen Sie, und ich schieße.«
    »Ich bin froh, daß wir nicht wirklich Krieg führen, sondern nur was stehlen wollen«, sagte Seymour.
    »Ja, das ist viel weniger gefährlich – oder auch nicht.«
    »9C!« brüllte Seymour da.
    Er hatte recht. Ich versuchte die Klinke. Natürlich war zugesperrt. »Aufmachen!« rief ich.
    »Sind Sie verrückt?« rief eine Stimme von innen.
    Mein Laser schnitt ein hübsches Loch um das Schloß, und ich stieß die Tür auf. Vor uns lag ein kleines, scheinbar leeres Labor.
    »Was wollen Sie?« klang es da zaghaft unter einem Tisch.
    »Dr. Minkle?«
    Ein Mann mit gerötetem Gesicht kroch unter dem Tisch hervor und wischte sich die Hände an seinem weißen Kittel ab. Durch rahmenlose Brillengläser blickte er

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