Interwelt
dort in die Festung ein, wo sich gerade noch die Nordmauer befunden hatte, aber jetzt nicht mehr dort war. Saß zog an Wadsworths Ärmel, und beide rannten zur Tür.
Grample und Gloria waren verschwunden, und die Tür stand weit offen. Auf dem Platz fand ein Gemetzel statt. Schreiende Menschen und schweigende Mechs gingen aufeinander los.
»Zur goldbemalten Hütte mit dem Schild ›Palast‹«, wies ich Wadsworth an.
Auch diese Tür stand weit offen. Die billigen Küchenstühle waren gold und purpur gestrichen. Unsere gesammelte Habe fanden wir unter der armseligen Bettstatt Seiner Exzellenz. Erleichtert seufzend griff Dr. Saß nach Aktivator und Wiederhersteller.
Da schauten zwei Mechs durch die Tür. Einer trat sofort ein. Der zweite brachte einen schweren Hammer zum Vorschein und schlug ihn dem vorderen Mech auf den Blechschädel, daß er zusammenbrach.
»Sie sacken immer zusammen, wenn man auf die Batterie haut«, erklärte der Roboter mit dem Hammer. »Übrigens, ich bin Klox, der Robotphilosoph.«
Da kamen weitere mechanische Wahnsinnige herbeigerannt.
Saß, der auf den Monitor schaute, sagte: »Grample ist durch eine andere Tür weg, Dunjer.«
Die Hütte verschwand.
29.
Es gab nur Stille und grauen Nebel. Die Wände und das schäbige Mobiliar schienen schwach zu wogen. Nebel drang durch ein halboffenes Fenster. Der kleine Mann sagte:
»Das hier ist die Welt der Geister, Mr. Dunjer.«
»Der was?« hörte ich mich fragen.
»Eine Phantasmagorie. Sie und ich sind lediglich Phantome. Ich bin der Geist von Dr. Saß. Alle seine Erinnerungen sind auch meine. Dieser Aktivator – er ist ebenfalls ein Phantom – hat es mir ermöglicht, einen Teil meines Ichs beizubehalten. Die Benutzung eines Aktivators, Mr. Dunjer, hat alles, was Sie hier sehen, erschaffen.«
»Ich kann mich nicht erinnern«, murmelte ich.
»Sie haben Ihren Aktivator verloren, und deshalb treiben Sie hilflos umher. Er ist jetzt im Besitz des Spelville-Phantoms. Sollte ihm auch meiner in die Hände fallen, könnte er diese Welt stofflich machen und zu seiner eigenen. Genau das erstrebt er. Doch um sein Ziel zu erreichen, muß er uns beide vernichten. Wir sind Zufallsfaktoren, die sein Vorhaben in Gefahr bringen.«
»Der blonde junge Mann«, sagte ich, »und der mit den Pausbacken …«
»Sind seine Helfer.«
»Sie nennen mich Dunjer?«
»Stimmt, aber es stimmt nicht ganz. Während mir ein Teil der Saß-Persönlichkeit geblieben ist, hat der Verlust Ihres Aktivators Sie völlig von Ihrem ursprünglichen Dunjer-Wesen getrennt. Ihre Charakterzüge – was immer sie auch sein mögen – sind anders. Sie sind, sozusagen, Ihr separates Ich.«
»Wie schön«, sagte ich spöttisch. »Wie hat dieser Spelville mich übertölpelt?«
»Als das Spelville-Original vor Ihnen durch die Türen des Universums kam, entstand sofort das Spelville-Phantom und übernahm ausreichende Erinnerung, um Ihnen aufzulauern. Sie verloren Ihren Aktivator gleich zu Beginn Ihrer Reise.«
»Ich fuhr einen Wagen durch den Nebel …«
»Dafür war ich verantwortlich. Hätte ich schneller geschaltet, hätte diese ganze Kalamität möglicherweise vermieden werden können. Ich hatte Sie durch meinen Aktivator gefunden, kam aber zu spät an, um Spelville abzuwehren. Statt dessen erschuf ich eine abweichende Wirklichkeit. Die Wohnung, in der Sie eine Leiche entdeckten, sollte unser Treffpunkt sein. Ein solches Strategem war erforderlich, um Spelville zu verwirren und seine Angriffe auf Sie möglichst zu vereiteln. Ich machte mich daran, eine Botschaft für Sie zu schreiben, die ihnen vielleicht geholfen hätte, zumindest die letzten Reste Ihrer Identität zu bewahren, aber ich konnte sie nicht zu Ende führen, weil ich vor Spelville und Konsorten fliehen mußte. Seither habe ich Sie am Leben erhalten, indem ich Spelvilles Angriffe auf Sie mit Gegenangriffen zurückwarf.«
»Vielen Dank«, sagte ich. »Aber weshalb? Wenn es stimmt, was Sie sagten, könnten wir genausogut tot sein.«
»Wir sind es aber nicht. Was hier geschieht, kann seinen Einfluß auf andere Welten haben, auf die, durch welche unsere Originale reisen. Und was wichtiger ist, Mr. Dunjer, wenn Sie und ich die Kontrolle über diese Phantomebene übernehmen können, gelänge es uns, sie wirklich zu machen – eine von den vielen Welten – und unser Weiterbestehen zu sichern.«
Saß trat an den Schrank und öffnete ihn. »Bitte folgen Sie mir, Mr. Dunjer. Noch ist Zeit.«
Ich fuhr wieder im
Weitere Kostenlose Bücher