Intimitaet und Verlangen
zu organisieren. Ebenso vermag er »Löcher« in Ihrer autobiographischen Erinnerung zu füllen. Ich werde dies im Folgenden an einem Beispiel erläutern.
Mir ist völlig klar, dass dies alles ziemlich unglaublich klingt. Ich empfehle dies alles nur â und denke mir nur deshalb etwas so Phantastisches aus â, weil ich solche Dinge mit meinen Klienten erlebt habe. Anfangs war ich selbst ein wenig skeptisch, doch als meine Klienten diese sexuelle Praktik ziemlich zuverlässig nutzten, um ihre Vergangenheit zu integrieren, ihre Gegenwart in Ordnung zu bringen und die Zukunft in ihrem Geist zu reorganisieren, fiel es mir leichter, über diese Zusammenhänge nachzudenken. Wenn Oralsex mit zutreffenden autobiographischen Erinnerungen verbunden wird, scheint das Gehirn seine Funktionsweise zu verändern.
Die Voraussetzungen für Hingabe schaffen
Ein kreativer Umgang mit Oralsex kann viele Probleme, die mit dem Verlangen zusammenhängen, lösen. Wie wir gesehen haben, ist dies eine wunderbare Möglichkeit sexueller Aktivität, bei der es nicht zum Orgasmus kommen muss. Allerdings sollte man auch nicht ignorieren, dass dies für Frauen eine der einfachsten Möglichkeiten ist, zum Höhepunkt zu kommen. (Und dazu zählen auch Frauen, die glauben, sie könnten nur durch den Koitus zum Orgasmus kommen.) AuÃerdem lassen sich mit Hilfe von Oralsex sexuelle Dysfunktionen auflösen. Doch uns geht es hier nicht darum, Häufigkeit, Intensität und Leichtigkeit des Erreichens von Orgasmen zu verbessern. Oralsex konfrontiert Sie mit Ihrem innersten Wesenskern.
Philipp fragte: »Warum stellen Sie das Empfangen so stark in den Vordergrund? Mein Problem ist, der Gebende zu sein.«
»Beim Oralsex mit Nicole können Sie beides sein.«
»Aber ich fühle mich ohnehin egoistisch, weil ich so schnell zum Höhepunkt komme. Wenn ich mich auch noch auf das Empfangen konzentrieren würde, wäre ich ja noch egoistischer. Ich sollte mich darauf konzentrieren, Nicole aktiv zu erfreuen.«
»Wenn Sie sie erfreuen wollen, sollten Sie bereit sein, sich von ihr oral befriedigen zu lassen. Dadurch entwickeln Sie eine bessere Kontrolle über Ihre Ejakulation, und das würde Nicole sicherlich gefallen, wie wir wissen.«
»Das stimmt«, bestätigte Nicole.
»Wenn Sie sich von Nicole nicht beim Oralsex nehmen lassen, entziehen Sie sich ihr genauso, wie sie sich Ihnen entzieht: Sie würden sie gern oral befriedigen, aber sie hält Sie davon ab. Das gefällt Ihnen nicht. Dabei geht es um mehr als Ihr gespiegeltes Selbstempfinden. Wenn Sie Nicole oral befriedigen, ist das für den Teil von Ihnen, dem aufrichtig an ihr liegt, sehr befriedigend. Wenn Sie nicht bereit sind, Oralsex von ihr zu empfangen, enthalten Sie Nicole genau diese Befriedigung vor.«
Philipp kicherte. »Dann ist es also egoistisch von mir, wenn ich nicht zulasse, dass Nicole mir einen bläst?«
»Sie möchten Nicole gern oral befriedigen, aber allein der Spezialist für Oralsex sein. Nicole ist klug und kompetent, aber sie offenbart sich nicht und zeigt nicht, was sie kann, zumindest nicht, was Sex angeht, und wahrscheinlich auch in anderer Hinsicht nicht.«
Wie ich gehofft hatte, ergriff nun Nicole das Wort. »Sie haben recht, Dr. Schnarch, manchmal wäre ich tatsächlich gern diejenige, die gibt. Und ich will auch nicht immer meinen Orgasmus als Erste haben, weil Philipp sich wegen seiner Ejakulation Sorgen macht. Manchmal hätte ich meinen Orgasmus lieber als Zweite. AuÃerdem bin ich überzeugt davon, dass ich Philipp genauso gut oral befriedigen kann wie er mich. Ich würde es häufiger machen, wenn er dabei nicht immer so ängstlich wäre. Einem Kerl, der nervös ist, einen zu blasen, macht keinen SpaÃ.«
Wir schauten uns alle drei mit einem Ausdruck des Erstaunens an. Dies war eine ziemlich überzeugende Demonstration dessen, dass Nicole in der Lage war, sich so zu zeigen, wie sie wirklich war. Philipp war so überrascht, dass er nicht automatisch in eine Verteidigungshaltung wechselte. Er wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte. Nicole hatte sogar sich selbst überrascht.
Philipp lachte. »Nun, ich bin bereit zu lernen. Ich glaubâs einfach nicht, dass wir hier zusammensitzen und uns über Blasen und Ficken unterhalten. Das macht mich irgendwie nervös.«
Ich antwortete: »Da Sie es geschafft
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