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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete Frank betont. »Das müssen Anasazi-Ruinen sein! Fantastisch! Ich wusste gar nicht, dass es sie in dieser Gegend gibt. Normalerweise findet man sie eher in Neu-Mexiko.«
    »Aha«, sagte Stefan. »Annawas?«
    »Anasazi«, antwortete Frank begeistert. Er zückte schon wieder seinen Fotoapparat.
    »Das waren die eigentlichen Ureinwohner Nordamerikas, lange vor den Sioux, Apachen und wie sie alle hießen. Sie waren ein relativ friedliches Volk, das von Ackerbau und der Jagd gelebt hat.«
    »Und was ist aus ihnen geworden?«, erkundigte sich Stefan.
    In seiner Stimme lag nicht die leiseste Spur wirklichen Interesses.
    »Das weiß niemand so genau.« Frank fotografierte, was das Zeug hielt, und wedelte unwillig mit der Hand, als Stefan in den Bereich vor der Kamera treten wollte. »Sie sind einfach verschwunden. Manche glauben, dass sie nach Süden gegangen sind. Vielleicht waren sie die Vorfahren der Azteken.«
    Er schwenkte die Kamera hin und her und fotografierte wie wild.
    »Die alten Legenden behaupten, sie wären in eine andere Welt gegangen.«
    Ein eisiger Windhauch strich über Mikes Nacken. Er schauderte, drehte sich instinktiv um und sah zum Rand der Schlucht hinauf.
    Im grellen Gegenlicht der Sonne war die Gestalt des Jungen nur als verschwommener, tiefenloser Schatten zu erkennen, dessen Konturen sich in der gleißenden Helle wie in flüssiger Säure aufzulösen schienen. Mike konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber er spürte seinen Blick. Die Eiseskälte, die ihn getroffen hatte, war nicht der Wind gewesen.
    »Ich bin kein Spezialist, was die Anasazi angeht.« Frank plapperte so fröhlich weiter, als würde er einen Artikel zu diesem Thema planen. »Aber es ist eine faszinierende Geschichte. Hätte ich gewusst, dass wir so etwas finden, hätte ich mich vorbereitet.«
    Mike starrte weiter zu dem Schatten am Rand der Schlucht empor. Er war nicht wirklich da! Nein, es konnte nur eine Ausgeburt seiner Fantasie sein. Unglücklicherweise änderte diese Erkenntnis nichts an dem Schrecken, mit dem die Erscheinung ihn erfüllte. Es spielt keine Rolle, ob das Monster echt oder eingebildet ist. Es kann dir so oder so den Kopf abreißen.
    Da hast du vollkommen Recht, Blödmann, kicherte die Stimme des Indianerjungen hinter seiner Stirn. Der Unterschied ist gar nicht so groß, wie du glaubst. Aber das wirst du bald herausfinden.
    »Was willst du von mir?«, flüsterte Mike. Er sah aus den Augenwinkeln, dass Stefan irritiert den Kopf wandte und in seine Richtung sah, aber es gelang Mike nicht, den Blick von der schrecklichen Erscheinung auf dem Felsen zu lösen.
    Ich habe dich gewarnt, höhnte der Junge. Ich habe dir gesagt, du sollst diesen Ort meiden, aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Jetzt sieh zu, wie du hier wieder heil herauskommst.
    Diesmal gelang es Mike zumindest, seine Antwort nicht laut auszusprechen und nur in Gedanken zu formulieren.
    Du kannst mir nichts tun, dachte er trotzig. Du bist nicht echt.
    Nur ein Phantom, das ich mir selbst ausgedacht habe.
    Und? Meinst du, das ändert etwas?, kicherte der Junge-Es ändert alles. Du bist nicht real. Du hast keine Macht über Dinge.
    »Mike?«, fragte Frank. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Ach?, höhnte der Junge. Glaubst du? Nun, wenn ich nicht real bin, dann erklär mir doch mal, wie ich zum Beispiel das hier mache.
    Er hob einen zerfließenden, halb in verschwimmendem weißen Licht aufgelösten Arm und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Mikes Blick folgte der Geste. Im ersten Moment geschah nichts, doch dann hörte er ein leises, aber sehr machtvolles Grollen, das rasend schnell an Lautstärke zunahm. Es wurde schlagartig kälter, und etwas geschah mit dem Licht. Es wurde nicht dunkel, aber alles sah mit einem Male ... anders aus, ohne dass er diesen Unterschied in Worte kleiden konnte.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Frank noch einmal.
    Mike wollte antworten, aber die Zeit reichte nicht mehr. Aus dem Grollen wurde ein Brüllen, das jeden anderen Laut einfach verschlang. Der massive Fels unter ihren Füßen begann zu vibrieren.
    Dann kam das Wasser.
    Es war keine Welle, sondern eine kompakte, zehn Meter hohe Wand, schimmernd und hart wie Glas, die mit der
    Geschwindigkeit eines D-Zuges den Canyon hinterraste, um die Biegung tobte und mit unvorstellbarer Gewalt an der gegenüberliegenden Wand zerbarst.
    Mike schrie gellend auf, wirbelte herum und wandte sich verzweifelt zur Flucht, aber natürlich hatte er nicht

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