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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und auch nicht annähernd so elegant -
    mit dem Ergebnis, dass er vor lauter Unsicherheit tatsächlich fast ins Stolpern gekommen wäre und nur im letzten Moment an einem vorstehenden Ast Halt fand. Schwer atmend und mit heftig klopfendem Herzen erreichte er den Grund des Miniatur-Canyons. Stefan, der dicht hinter ihm ging, deutete zwar ein Kopfschütteln an, war aber klug genug, sich jeden Kommentar zu verkneifen, während Frank von Mikes Ungeschick nicht einmal etwas gemerkt zu haben schien. Er fotografierte bereits wieder.
    Die Schlucht war an der schmälsten Stelle keine fünf Meter breit und so steil, dass das Sonnenlicht den Grund nicht mehr erreichte, wodurch sie tiefer wirkte, als sie tatsächlich war.
    Unter Mikes Stiefeln knirschte trockener Sand, und als er nach unten sah, stellte er fest, dass es sich tatsächlich um einen Canyon handelte: Sie standen auf dem Grund eines ausgetrockneten Flussbettes, das sich offensichtlich im Laufe etlicher Millionen Jahre in den weichen Sandstein gegraben hatte.
    Mikes Blick wanderte an der Felswand hinauf und blieb an einer dunklen Linie hängen, fast einen Meter über dem Boden.
    Ganz so ausgetrocknet schien der Fluss wohl doch noch nicht zu sein. Der Fels unterhalb der Wasserlinie war so glatt, als hätte ihn jemand mit großer Sorgfalt poliert. Wenn es hier über längere Zeit hinweg regnete, musste sich diese harmlose Schlucht in einen reißenden Gebirgsbach verwandeln. Ganz automatisch legte er den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Aber der Himmel war leer. Auf dem strahlenden Blau zeigte sich nicht einmal ein Wolkenfetzen.
    »Keine Sorge«, sagte Stefan hinter ihm. »Ich habe heute Morgen im Hotel den Wetterbericht gehört. Es wird nicht regnen.« Er machte eine Geste in Richtung der glatt polierten Felswände. »Das war auch mein erster Gedanke. Wenn dieses Flüsschen Wasser führt, dann ist hier garantiert die Hölle los.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Komischer Platz für einen Friedhof.«
    »Die Gräber sind da oben, in den Wänden«, sagte Frank, der seinen Fotoapparat bereits in die entsprechende Richtung geschwenkt hatte und emsig den Auslöser drückte. »Seht ihr die Höhlen? Sie haben sie in den weichen Fels gemeißelt und ihre Toten darin bestattet. Auf diese Weise waren sie vor Tieren und Grabräubern geschützt.«
    »Donnerwetter«, sagte Stefan anerkennend. »Du weißt eine Menge darüber, wie?«
    »Ja«, bestätigte Frank. »Außerdem steht es auf dem Schild, über das ihr beide gerade fast gestolpert wärt.«
    Mike sah sich überrascht um und entdeckte tatsächlich einen weiteren Holzpflock mit einem Schild, das dicht über der Wasserlinie angebracht war. Er hatte so viel damit zu tun gehabt, heil die Treppe herunterzukommen, dass er es nicht bemerkt hatte. Neugierig ging er hin, überflog die unter Plastik geschützten Zeilen und betrachtete mit etwas mehr Interesse die daneben liegende Skizze.
    »Hinter der nächsten Biegung scheint etwas Besonderes zu sein«, sagte er. »Gehen wir hin?«
    »Das ist mindestens ein Kilometer, hin und zurück«, sagte Stefan. »Ihr denkt hoffentlich daran, dass wir noch gute fünfzig Meilen vor uns haben?«
    »Gott sei Dank müssen wir sie ja nicht zu Fuß gehen«, antwortete Mike. »Außerdem hasse ich es, etwas umsonst zu tun. Ich latsche doch nicht die ganze Strecke hier hinunter und kehre dann zehn Schritte vor dem Ziel um!«
    »Stimmt«, sagte Frank. »Aber Stefan hat auch Recht. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich habe keine Lust, diesen Berg im Dunkeln runterzudonnern. Also beeilen wir uns lieber ein bisschen.«
    Der Weg zog sich länger hin, als sie angenommen hatten, allein schon deshalb, weil das Gehen auf dem feinkörnigen trockenen Sand des Flussbettes äußerst mühsam und kräftezehrend war. Doch die Anstrengung lohnte sich: Nachdem sie die fast rechtwinklige Biegung hinter sich gelassen hatten, erweiterte sich das Flussbett auf das gut Dreifache seiner ursprünglichen Breite. Unmittelbar vor ihnen lag eine etwa anderthalb Meter hohe ebene Plattform aus härterem Gestein, die wie eine Insel aus den Fluten ragen musste, wenn der Fluss Wasser führte. Jetzt war sie nicht mehr als ein Miniatur-Tafelberg, den sie ohne besondere Mühe erklettern konnten. Genau in seiner Mitte erhob sich der Überrest eines halb zusammengestürzten Kuppelbaus, der aus rechteckigen Lehmziegeln erbaut worden war.
    »Na toll«, maulte Stefan. »Und dafür die ganze Mühe? Für einen Iglu aus Lehm?«
    »Das ist kein Iglu«,

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