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Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gezücktem Fotoapparat in einer der größeren Hütten, und Mike drehte sich unschlüssig um, um zu Stefan zu gehen. Er konnte ihn nirgendwo sehen. Stattdessen registrierte er aus den Augenwinkeln eine hastige, flüchtige Bewegung. Mike fuhr wie elektrisiert herum und sah gerade noch, wie eine kleine Gestalt mit kurzen Gliedern und viel zu großem Kopf in einem der beiden größeren Hogans verschwand.
    Sein Herz begann zu hämmern, und die Angst war wieder da, plötzlich, ohne die geringste Vorwarnung und zehnmal schlimmer als zuvor. Seine Hände und Knie begannen zu zittern. Furcht breitete sich wie eine Welle klebriger Lähmung in seinem Körper aus.
    Unsinn, dachte er hysterisch. Der Junge war nicht da! Es gab keinen Jungen. Der reale Junge war schon mindestens hundert Meilen weit weg. Nein, er hatte kein Kind gesehen. Er hatte gar nichts gesehen, allenfalls einen Schatten - oder vielleicht Stefan, der in die Hütte gegangen war.
    Es nutzte nichts. Die Angst, sein uralter Wegbegleiter, war wieder da, und sie zerrte nicht an ihrer Kette, sondern hatte sich losgerissen. Er versuchte sie mit Logik zu bekämpfen, aber Logik war keine Waffe gegen die Furcht. Es spielte keine Rolle, dass ihm sein Verstand sagte, dass der Junge nicht da sein konnte. Er spürte, dass er da war, irgendwo in dieser Hütte in den Schatten hockte und ihn aus seinen schmalen Augen anstarrte.
    Ich habe es dir gesagt. Du hättest nicht hierher kommen sollen.
    »Ich habe keine Angst vor dir«, murmelte Mike. Er war sich nicht einmal sicher, ob er es wirklich sagte oder vielleicht nur dachte. Sein Herz hämmerte, als wolle es aussetzen. Er zitterte am ganzen Leib. Hätte er noch die Kraft dazu gehabt, hätte er geschrien. Er hatte Angst wie nie zuvor in seinem Leben. Noch ein Deut mehr - und er würde einfach den Verstand verlieren.
    Ich . Habe . Keine . Angst . Vor . Dir ., hämmerten seine Gedanken.
    Du kannst mir nichts tun. Du existierst nicht wirklich. Du bist ich.
    Langsam, in einer Bewegung, als schleppe er eine Zentnerlast hinter sich her, drehte er sich um und ging auf den Hogan zu.
    Jeder Schritt kostete ihn größere Überwindung. Seine Beine weigerten sich, seinen Befehlen zu gehorchen. Alles in ihm schrie danach, herumzufahren und davonzustürzen, so schnell und so weit er nur konnte.
    Stattdessen ging er langsam auf die aus Holz und Laub erbaute Hütte zu, sammelte noch einmal alle Kraft und trat gebückt ein.
    Nichts geschah. Es war vollkommen dunkel. Fast schien es, als hindere irgendetwas das Tageslicht daran, durch den weit offen stehenden Eingang hereinzuströmen. Und es war fast vollkommen still. Stefan war nicht hier - und der Junge auch nicht. Und trotzdem: Etwas war hier. Etwas Böses. Etwas Uraltes und Mächtiges und auf eine grässlich falsche Weise Lebendiges.
    Mike ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Fingernägel in seine Handflächen gruben und Blut an seinen Gelenken herab zu Boden tropfte. Es tat weh, aber vielleicht war dieser Schmerz das Einzige, was ihn in diesem Moment noch daran hinderte, wirklich den Verstand zu verlieren. Er klammerte sich mit aller Macht an diesen Schmerz, presste die Hände noch fester zusammen und keuchte laut auf. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Trotzdem lockerte er den Griff nicht, denn dieser Schmerz war etwas Reales, ein Teil der Welt, die er begreifen und anfassen konnte, nicht das mahlende Chaos, das dahinter lauerte. Er begriff, dass er tatsächlich nicht allein hier drinnen war. Aber kein mythischer Dämon lauerte auf ihn, sondern ein viel vertrauterer - und deshalb viel schlimmerer - Feind: seine eigene Angst.
    Cleverer Versuch. Du bist feige, aber nicht dumm.
    Der Junge stand hinter ihm, und er war nun kein Schatten mehr, der sich im Sonnenlicht auflöste, sondern körperlich und real, eben jener seltsame Indianerjunge, den er gestern im Hotel und heute Nachmittag in Flagstaff getroffen hatte. Nur seine Augen hatten sich verändert. Sie waren jetzt keine Augen mehr, sondern unheimliche, glühende Tümpel, die in einem giftigen Grün loderten.
    »Du ... bist... nicht real«, stammelte Mike. »Ich glaube nicht an dich.«
    Er schloss seine Fäuste noch fester. Der Schmerz war unglaublich, aber dieser Schmerz war die Wirklichkeit, und obwohl er schon nach einer Sekunde so schlimm wurde, dass Mike wimmernd auf die Knie sank, schöpfte er trotzdem die Kraft daraus, die er brauchte, um dem Blick des Dämons standzuhalten.
    »Ich glaube nicht an dich«, sagte er

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