Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 1

Intruder 1

Titel: Intruder 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
dreißig Zentimeter war.
    »Unglaublich«, sagte er, als er ihre Schritte hörte, ohne sich zu ihnen umzudrehen. »Seht euch das an!«
    »Ein Baum«, sagte Mike.
    »Eher ein Bäumelchen«, fügte Frank hinzu. »Was ist daran so spannend?«
    »Ihr seid Banausen«, sagte Stefan. »Habt ihr eigentlich eine Ahnung, was dieser Baum bringen würde?«
    »Sechs Monate, falls sie uns am Zoll damit erwischen«, vermutete Frank. »Mindestens. Du spielst doch nicht etwa mit dem Gedanken ... ?«
    »Ihn mitzunehmen?« Stefan seufzte. »Nichts, was ich lieber täte.«
    »Lass es lieber«, sagte Mike belustigt. »Wenn du hier etwas anrührst, könnte dich ein uralter Fluch treffen.«
    Frank warf ihm einen giftigen Blick zu, aber Stefan seufzte nur abermals und richtete sich kopfschüttelnd in eine sitzende Position auf. »Er würde den Transport nicht überleben«, sagte er. »Unglaublich! Für so etwas zahlst du bei uns mindestens zwanzigtausend. Wenn nicht mehr!«
    »Warum nimmst du dir nicht einen Ableger mit?«, fragte Mike.
    Stefan lächelte. »So geht das nicht«, sagte er in nachsichtigem Tonfall. »Du kannst nicht einfach einen Ast abbrechen und ihn zu Hause ins Wasser stellen. Das da ist ein richtiger Baum, verstehst du?«
    »Und wieso ist er so klein?«, fragte Mike. Nicht, dass es ihn wirklich interessierte. Aber er wusste natürlich, welche Freude es Stefan bereitete, über sein Hobby zu reden, und er war in Geberlaune. Er hatte gerade den wichtigsten Sieg seines Lebens errungen.
    »Eigentlich dürfte er gar nicht existieren«, antwortete Stefan.
    »Seht euch nur an, auf welchem Boden er wächst. Reiner Fels.
    Die Wurzeln krallen sich in mikroskopisch kleine Risse des Steins. Er ist so klein geblieben, weil er einfach nicht genug Nahrung bekommt, und wahrscheinlich auch zu wenig Licht.
    Alle guten Plätze hier waren schon besetzt, als er kam. Und trotzdem steht er seit mindestens hundert Jahren hier. Wahrscheinlich noch viel länger.«
    »Und was ist daran so besonders?«, fragte Frank.
    »Für mich ist es ein Beweis, wie zäh das Leben ist.« Stefan stand auf und schenkte dem Zwergenbaum einen letzten, fast wehmütigen Blick. »Ganz egal, wie ungünstig die Umstände auch sein mögen: Das Leben findet einen Weg.«
    »Jeff Goldblum in Jurassic Park«, bemerkte Frank.
    »Ich habe den Film auch gesehen«, ergänzte Stefan. »Aber nur, weil irgendein Drehbuchautor diesen Satz verwendet hat, ist er ja nicht zwangsläufig falsch, oder?« Er seufzte. »Lasst uns gehen, bevor ich noch etwas Dummes tue.«
    »Ich denke, er würde den Transport nicht überleben?«
    »Er nicht«, bestätigte Stefan. »Aber ein paar von den Kleineren dort hinten vielleicht schon, wenn man sie sorgfältig verpackt und feucht hält...«
    »Dann tu es doch«, sagte Mike. »Wen interessiert es schon, ob hier ein Baum mehr oder weniger steht?«
    »Jeden, der nach uns hierher kommt«, sagte Frank. »Schluss jetzt! Ich will nichts mehr davon hören. Habt ihr beide denn gar keinen Respekt vor der Natur?«
    »Doch«, antwortete Stefan. »Vor allem vor gewissen Gesetzen, nach denen es hier bald stockduster wird. Fahren wir weiter.«
    Mike enthielt sich vorsichtshalber jeden Kommentars. Er hatte keine Lust auf eine endlose Diskussion mit Frank, und er hatte vor allem keine Lust, auch diese Situation mit einem Missklang enden zu lassen. Nicht an diesem Tag.
    Er warf seine Zigarette zu Boden - Frank quittierte es mit einem missbilligenden Stirnrunzeln, aber schweigend -, trat die Glut sorgsam aus und wandte sich dann um. Schatten huschten in alle Richtungen davon und verschwanden zwischen den Bäumen. Irgendwo blitzte etwas auf, grün, unheimlich und zu schnell, um es identifizieren zu können.
    Anderthalb Stunden, bevor die Sonne untergehen würde, kamen sie zu den Motorrädern zurück. Frank machte noch einige abschließenden Aufnahmen, während Stefan und Mike bereits Handschuhe und Helme aufsetzten und ihre Maschinen wendeten. Es war immer noch warm, aber nicht mehr so unerträglich heiß wie am Nachmittag, und am Himmel waren sogar vereinzelte Wolkenfetzen zu sehen. Eine leichte Dämmerung hatte bereits eingesetzt.
    »Meinetwegen kann's losgehen«, sagte Stefan. Er steckte den Zündschlüssel ins Schloss, startete den Motor aber noch nicht, sondern sah mit einer Mischung aus gutmütigem Spott und Ungeduld zu Frank zurück, der immer noch emsig
    fotografierte. »Falls du heute noch einmal fertig wirst, heißt das.«
    »Lass ihn«, sagte Mike grinsend. »Wann

Weitere Kostenlose Bücher