Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
übernachteten. Nur, dass sie dort nicht übernachten würden! Spätestens morgen Nacht würden sie nicht einmal mehr in der Stadt sein, in der die Cops sie möglicherweise vermuteten. Mike hatte nicht die geringste Ahnung, wie er Stefan und Frank dazu bringen würde, von ihrer monatelang minutiös geplanten Route abzuweichen, aber irgendwie würde er es schon schaffen. Er würde einfach das tun, worin er wirklich gut war: sehen, was geschah, und dann entsprechend improvisieren.
    Er stand auf. »Komm, bevor Stefan noch der Schlag trifft.«
    Frank zog eine Grimasse, setzte sich aber trotzdem gehorsam auf und stemmte sich dann an der Tischkante in die Höhe.
    »Meinetwegen. Obwohl ich hier glatt überwintern könnte. Die Tour war zu knapp geplant, weißt du? Wir hätten einen ganzen Tag allein für das hier einplanen sollen. Mindestens.«
    »Vielleicht kommen wir ja irgendwann einmal wieder«, sagte Mike. »Weißt du, ich habe mir überlegt, dass wir die ganze Tour in ein oder zwei Jahren noch einmal machen könnten -
    mit einem Wagen und unseren Frauen.«
    »Prima Idee«, sagte Frank, allerdings ohne sonderliche Begeisterung. Doch das war egal. Sie würden sowieso nicht wie-derkommen. Falls es Mike gelang, dieses Land zu verlassen, würde er in seinem ganzen Leben keinen Fuß mehr auf amerikanischen Boden setzen.
    Er hörte ein Brummen; ein fernes Grollen, das wie das Ge-räusch eines Motorrades klang, aber irgendwie machtvoller war, als wäre es ein durch und durch gigantisches Motorrad mit einem Hubraum von zehn LKWs. Es näherte sich von Osten, aus der Richtung, in die sie fuhren.
    Frank legte den Kopf schräg und lauschte einen Moment, dann hob er die Schultern und ging vor Mike her zu den Motorrädern.
    Kurz bevor sie sie erreichten, gesellte sich Stefan zu ihnen.
    Auch er hob für einen Moment den Kopf und lauschte, dann sagte er: »Harleys. Ziemlich viele.«
    Er hatte Recht. Das Grollen wurde lauter und wuchs zu einem so tiefen Dröhnen an, dass Mike das Geräusch als schwache Vibration in seiner Brust spüren konnte, dann tauchte das erste Motorrad hinter der Straßenbiegung auf. Es war eine Harley Davidson, ein sehr schweres, niedrig gebautes Motorrad mit einem hochgezogenen Lenker und mehr als einem halben Dutzend Scheinwerfern, deren Licht selbst jetzt am Tage blen-dend hell war. Der Fahrer war ein fetter, mindestens drei Zentner schwerer Bulle mit langem Haar, bis zum Bauchnabel reichendem Bart und Sonnenbrille, der Jeans und eine dazu passende Jacke mit abgerissenen Ärmeln trug. Hinter seinem Rücken flatterte eine Südstaaten-Flagge, die er mit einer Stange am Sattel der Harley befestigt hatte. Er trug Handschuhe ohne Finger, aber keinen Helm. Hinter der ersten tauchten eine zweite und dritte Harley auf, und dann ein ganzer Pulk; mehr als ein Dutzend, schätzte Mike, wenn nicht gar zwei.
    »Da kommt die Kavallerie«, sagte Frank.
    »Beeindruckend, nicht?«, fragte Stefan. »Muss ein geiles Ge-fühl sein, mit den Jungs zu fahren.«
    »Das meinst du nicht ernst«, behauptete Frank.
    »Das sind genau die Typen, denen die fünfundneunzig Prozent anderer Motorradfahrer ihren schlechten Ruf verdanken«, pflichtete ihm Mike bei.
    »Blödsinn!«, sagte Stefan. »Die Jungs sehen doch nur ein bisschen wild aus. Die meisten sind ganz harmlos.«
    »Wollen wir hoffen, dass du Recht hast«, sagte Frank. »Sie kommen nämlich hierher.«
    Der Motorrad-Pulk bog tatsächlich von der Straße ab und rollte, langsamer werdend, auf den Parkplatz, auf dem die Maschinen der drei Freunde standen. Stefan hob die Hand und winkte, und zwei oder drei der Harley-Fahrer erwiderten den Gruß. Die meisten sahen allerdings nicht einmal in ihre Richtung. Mike hoffte, dass Stefan mit seiner Einschätzung richtig gelegen hatte, und es sich tatsächlich nur um ein paar harmlose Jungs handelte, die Spaß daran hatten, sich ausgeflippt anzuziehen und die Leute mit ihrem brachialen Auftreten zu er-schrecken. Dabei war ihm durchaus bewusst, dass Stefans Einschätzung grundsätzlich kaum falsch sein konnte. Die meisten so genannten Rocker waren friedlich, solange man sie nicht reizte.
    Aber eben nur die meisten. Es gab auch die Ausnahmen, und irgendetwas sagte ihm, dass diese Jungs hier dazugehörten.
    Er schüttelte den Gedanken ab. Es gab überhaupt keinen Grund für diese Annahme. Anderthalb Dutzend Motorradfahrer, die sich zu einem Tagesausflug im Grand Canyon getroffen hatten, mehr nicht.
    Was er spürte, war das Ding aus dem Hogan. Seine

Weitere Kostenlose Bücher