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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Angst war wieder da. Sie war die ganze Zeit über da gewesen und hatte geduldig auf ihre Chance gewartet; einen Hebel, den sie an der richtigen Stelle ansetzen konnte, um die Mauer niederzureißen, hinter der er sie eingesperrt hatte. Einen besseren Hebel als diese Hells-Angels-Kopien konnte sie sich kaum wünschen.
    »Lasst uns fahren«, sagte Frank. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.« Er klang ein bisschen nervös, und er musste mittlerweile fast schreien, um sich verständlich zu machen.
    Offensichtlich teilte er Stefans Begeisterung für die Harley-Fahrer so wenig wie Mike.
    Die Harleys kamen näher, schwenkten plötzlich mit fast mili-tärischer Präzision nach links und hielten eine neben der anderen am Straßenrand an, nicht einmal zehn Meter neben den drei Intrudern. Kaum einer der Männer sah auch nur in ihre Richtung.
    Dafür betrachtete Mike sie umso genauer. Er war jetzt sicher, es nicht mit ein paar harmlosen Motorrad-Freaks zu tun zu haben. Keiner der Burschen war wesentlich kleiner als der Anführer mit der Rebellenfahne, und die meisten waren ähnlich wie er gekleidet. Einige wenige trugen schwarzes Leder, und eines war all diesen Männern gemein: Mike spürte die von ihnen ausgehende Gewaltbereitschaft. Vermutlich waren sie nicht mit dem festen Vorsatz hergekommen, einen Streit zu beginnen, aber sie waren sich der Tatsache bewusst, dass sie Furcht verbreiteten: Und sie genossen es.
    Einer der Männer unterschied sich vom Rest der Gang. Er war schlank, trug einen Motorrad-Anzug aus schwarzem Leder und als Einziger einen Helm. Er befand sich fast am anderen Ende der Gruppe, sodass Mike ihn kaum sehen konnte, aber irgendetwas an ihm erweckte seine Aufmerksamkeit, und es war nicht nur der Helm.
    Nein, der Helm mit dem schwarzen Visier war nicht das Einzige, was diesen Mann von den anderen unterschied.
    Er bewegte sich anders. Langsamer, aber zugleich auch irgendwie ... eleganter. Diese Harley-Fahrer waren wie ihre Maschinen, groß und behäbig, geballte Kraft. Dieser Mann wirkte ... anders. Auf seine Art vielleicht gefährlicher als der Rest der Hells Angels; eine Schlange unter Löwen.
    Dann drehte er sich halb um, hob beide Arme zum Kopf und nahm den Helm ab. Er hatte langes, bis weit über die Schultern fallendes glattes schwarzes Haar und ein schmal geschnittenes, fast aristokratisches Gesicht mit einer leichten Hakennase und rotbrauner, sonnengegerbter Haut.
    Mike erstarrte. Der Indianer legte den Helm auf den Soziussitz seines Motorrades, drehte sich vollends um und blickte zu ihm herüber. Mike glaubte zu spüren, wie sich eine eisige, unmenschlich starke Hand um sein Herz legte und es ganz langsam zusammendrückte.
    Der Indianer stand hoch aufgerichtet und reglos da. Sein Gesicht war vollkommen unbewegt, aber in seinen Augen war die Andeutung eines wissenden Lächelns, und er sah Mike nicht einfach nur an - er schien ihn zu erkennen.
    Und das beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Es war nicht irgendein Indianer. Es war der Vater des Jungen, der gekommen war, um ihm die Rechnung zu präsentieren.
    »He, was ist los mit dir?« Frank legte Mike die Hand auf die Schulter, aber Mike reagierte nicht. Er starrte den Indianer weiter an und war gar nicht fähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Es konnte Zufall sein. Es musste Zufall sein.
    Ein Indianer, na und? Sie waren hier schließlich im Land der Indianer, und warum sollten Indianer nicht Motorrad fahren?
    Es war nicht der Vater des toten Jungen. Er konnte es gar nicht sein, sondern sah ihm höchstens ähnlich.
    Das Motorrad des Indianers flackerte.
    Es ging so schnell, dass es schon wieder vorbei war, noch bevor Mike Zeit fand, genauer hinzusehen. Für einen winzigen Moment war die Maschine kein Motorrad mehr, sondern ...
    etwas anderes. Etwas Dunkles, Reißendes, mit Zähnen und Krallen und bösen, dunklen Augen. Etwas, das gar nicht sein konnte.
    »Verdammt, hör auf, die Typen anzustarren«, zischte Frank.
    »Bist du scharf auf Ärger?«
    Mike reagierte nicht, sondern starrte weiter auf das Motorrad.
    Es war ein Motorrad. Nur ein Motorrad. Es war niemals etwas anderes gewesen!
    »Verflucht, hör auf.«, keuchte Frank. »Willst du mit Gewalt Ärger haben?«
    Es war zu spät. Er hatte sich auffällig genug benommen, um die Aufmerksamkeit der Hells Angels auf sich zu ziehen. Mittlerweile starrte nicht nur der Indianer in seine Richtung, sondern auch einige der anderen. Mike fragte sich verzweifelt, was um alles in der Welt er jetzt tun

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