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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jetzt verkrampft. Er war nicht sicher, ob seine Kraft ausreichen würde, um bis oben durchzuhalten. Und selbstverständlich - was denn sonst? -
    meldete sich sein Herz jetzt wieder mit dünnen, aber tief ge-henden Stichen.
    Als er bei Frank und Stefan ankam, war er in Schweiß gebadet. Ein kleines, fast ebenes Fahrbahnstück versprach eine kurze Atempause - bevor es endgültig ernst wurde.
    »So schlimm war es doch gar nicht, oder?«, fragte Stefan.
    »Ich meine: Immerhin bist du hier.«
    Mike sparte sich eine Antwort und blickte mit einem verknif-fenen Lächeln nach oben. Hundertfünfzig bis zweihundert Meter, schätzte er, bis zur nächsten Biegung, und dann immer so weiter. Es mussten Dutzende dieser höllischen Serpentinen sein, bis ganz nach oben. Das konnte er nicht schaffen.
    »Also, dann bis gleich.« Stefan brauste los.
    »Willst du vorfahren?«, fragte Frank. Mike schüttelte den Kopf, und Frank fuhr fort: »Tu dir selbst einen Gefallen, und fahr ein bisschen schneller. Du solltest den Motor die Arbeit machen lassen, die Kiste den Berg raufzuschleppen, und nicht deine Muskeln.«
    »Ich denke darüber nach«, knurrte Mike. »Hau schon ab.«
    Frank fuhr los, und Mike zählte in Gedanken langsam bis zehn, ehe er den Fuß auf den Schalthebel setzte.
    Er fuhr nicht los.
    Er hatte den Fehler gemacht und den Kopf nach links gedreht, zum Tal hin. Einen Luxus wie eine Leitplanke gab es nicht, sondern nur eine zwanzig Zentimeter hohe Begrenzung aus rotem Sandstein, die keinerlei Sicherheit bot, sondern gerade niedrig genug war, um darüber zu stolpern und kopfüber in die Tiefe zu stürzen. Bei dem Anblick wurde ihm fast sofort schwindelig.
    Aber das war nicht der Grund, aus dem er vor Schrecken erstarrte.
    Die Wüste unter ihm ...
    ... flackerte.
    Er konnte es nicht besser beschreiben. Die Luft über der Wüs-te flimmerte wie vor Hitze - und doch anders. Für einen winzigen Moment schien die Ebene unter ihm zweimal da zu sein, einmal so, wie die drei Freunde sie seit Stunden gesehen hatten, und einmal in einer vollkommen anderen, älteren Dimension, grüner, weiter und unter einem Himmel, der viel klarer und höher war. Sonderbare Geräusche und fremdartige Gerü-
    che wehten zu ihm empor, und weit entfernt, fast schon am Horizont, bewegte sich etwas Dunkles, Machtvolles.
    Büffel, dachte Mike verblüfft. Das waren Büffel; eine unvorstellbare, gigantische Herde, die nach Hunderttausenden zählen musste. Obwohl sie noch Meilen entfernt war, konnte Mike spüren, wie der Boden unter dem Gewicht der riesigen Tiere erzitterte.
    Er blinzelte, und die Halluzination verschwand. Die Wüste unter ihm war wieder eine Wüste, und die Luft flirrte vor Hitze, mehr nicht.
    Mike schloss für einen Moment die Augen, hob die Lider bewusst langsam wieder und überzeugte sich noch einmal davon, dass unter ihm weder eine geisterhafte Büffelherde noch die vor tausend Jahren verschwundene Grasebene lag.
    Er fuhr los. Auf den ersten Metern hätte er fast die Gewalt über die Maschine verloren, weil er sich kaum noch im Schritt-tempo bewegte, dann beherzigte er Franks Rat und gab mehr Gas - immer noch nicht so viel, wie nötig gewesen wäre, um wirklich sicher zu fahren, aber genug, dass es ihm beinahe schon wieder zu schnell erschien.
    Frank und Stefan warteten an der übernächsten Biegung auf ihn. Stefan fuhr weiter, noch bevor Mike ganz angehalten hatte, aber Frank warf ihm einen fragenden Blick zu, den Mike allerdings geflissentlich ignorierte. Er wedelte mit der Hand, Frank hob die Schultern und fuhr los.
    Mike gönnte sich dreißig Sekunden, in denen sich sein hämmernder Pulsschlag ein wenig beruhigte; erst dann warf er wieder einen Blick in die Tiefe. Keine Büffel. Keine Grasebene. Die einzige Bewegung stammte von einem Wagen, der sich langsam auf den Fuß der Felswand zubewegte. Mike sah genauer hin und stellte erleichtert fest, dass es sich weder um einen Streifenwagen noch um einen schwarzen Van handelte.
    Er fuhr weiter, bewältigte die nächste und die übernächste Etappe und registrierte irgendwann verblüfft, dass sie ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft hatten. Die Straße unter ihm war zu einem hellen Bindfaden zusammengeschrumpft, und aus der dünnen Linie am oberen Rand der Felswand war rau-chiges Grün geworden. Bäume, die sich dort oben der Witterung entgegenstellten? Er konnte es sich kaum vorstellen, und doch musste es so sein.
    Sie legten einen kurzen Zwischenstopp ein, vielleicht fünf Minuten, in denen

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