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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er konnte es schaffen.
    Und er schaffte es!
    Plötzlich war die Straße unter ihm wieder gerade. Statt senkrecht aufsteigendem Fels auf der einen und einem knappen Kilometer Nichts auf der anderen Seite, sah er nur noch einen Teppich aus Moos und verfilztem Gras, auf dem hier und da ein Busch oder ein halbhoher Baum wuchs. Und die Straße war wieder eine Straße, kein Waschbrett mehr. Sein Rückspiegel war leer. Der Indianer war verschwunden.
    Mike ließ den Gasgriff los, trat hart auf die Bremse und lo-ckerte den Druck sofort wieder, als er spürte, dass die Intruder abermals auszubrechen drohte. Fast behutsam lenkte er die Maschine an den rechten Straßenrand und ein kleines Stück auf den Moosteppich hinauf, ehe er endgültig anhielt und versuchte, den Ständer herauszuklappen.
    Es blieb bei dem Versuch. Seine Kräfte versagten endgültig.
    Er spürte, wie das Motorrad zu kippen begann, und versuchte nicht einmal, es aufzufangen, sondern ließ sich einfach zur Seite fallen. Er war gerade noch geistesgegenwärtig genug, das Bein anzuziehen, damit es nicht unter die stürzende Maschine geriet oder er sich an dem glühenden Auspuff verbrannte. Die Intruder fiel mit einem sonderbar weichen Klappern ins Moos.
    Der Motor ging aus. Mike fiel schwer auf die Seite, rollte sich auf den Rücken und wartete darauf, dass er das Bewusstsein verlor - möglicherweise für immer.
    Er wurde nicht ohnmächtig, aber er war sich auch nicht ganz sicher, ob er noch völlig klar war. Alles drehte sich um ihn.
    Obwohl er nicht in der Lage war, auch nur einen Muskel zu rühren, kippte der Himmel unentwegt von rechts nach links und wieder zurück, und der Boden hob und senkte sich in rhythmischen Stößen, fast so, als würde er atmen.
    Eigentlich hätte Mikes Herz rasen müssen, aber es schlug so langsam, als befände es sich in einer Tiefschlafphase. Und anstelle der Angst erfüllte ihn nun etwas anderes; ein Gefühl, das ihm vollkommen fremd war, sodass er es nicht einzuordnen vermochte.
    Eine Gestalt trat in sein Gesichtsfeld. Sie war groß und dunkel gekleidet, das Gesicht von einer düsteren Kriegsbemalung bedeckt. Die Augen waren dunkel; schwarze Löcher ohne Pupille oder Leben, hinter denen etwas Uraltes, unvorstellbar Böses lauerte. Die Gestalt hielt etwas in der Hand, das an einen indianischen Tomahawk erinnerte, sich aber bewegte.
    Töte mich, dachte Mike. Bring es zu Ende.
    Er war nicht fähig, die Worte laut auszusprechen, aber er wusste, dass der Indianer ihn verstand. Er wusste auch, dass er ihn nicht töten würde. Nicht jetzt. Noch nicht. Noch lange nicht.
    Der Indianer löste sich auf, und Mike verlor nun doch das Bewusstsein.
    Er konnte nur wenige Augenblicke so dagelegen haben, denn das Geräusch, das er beim Aufwachen hörte, war das Quiet-schen von Bremsen und das charakteristische Klacken, mit dem ein Motoradständer herausgeklappt wurde.
    Trotzdem hatte Mike das Gefühl, dass Stunden vergangen waren.
    Er erinnerte sich an einen Traum, ein sinnloses Durcheinander aus grellen Bildern und kreischenden Tönen; einen Traum, in dem er gerannt und gerannt und gerannt war, ohne von der Stelle zu kommen; nicht besonders originell, aber grauenhaft.
    Zugleich war er aber auch an einem anderen Ort gewesen, einem düsteren, feuchten Platz, der von den Schreien geplagter Seelen widerhallte. Ein Traum, mehr nicht, nur ein Traum.
    Trampelnde Schritte näherten sich ihm, und im gleichen Moment, in dem er die Augen aufschlug, ließ sich Frank neben ihm auf die Knie fallen und streckte die Hände aus.
    »Mike! Um Gottes willen! Bist du verletzt?« Er führte die Bewegung nicht zu Ende, als er sah, dass Mike bei Bewusstsein war, aber der Ausdruck in seinen Augen war nicht weit von reiner Panik entfernt.
    »Nein.« Mike stemmte sich mühsam auf die Ellbogen hoch und verzog das Gesicht. Er konnte sich bewegen, und er hatte keine Schmerzen, aber jeder Muskel in seinen Armen pochte.
    »Ich glaube es jedenfalls nicht.«
    Er sah aus dem Augenwinkel, dass Stefan auf der anderen Seite neben ihm in die Hocke ging und die Unterarme auf die Knie legte. Er drehte den Kopf, blickte dann aber zu seiner Maschine hin, die fast fünf Meter entfernt im Gras lag. Seltsam
    - er konnte sich gar nicht erinnern, sich so weit von der Intruder entfernt zu haben.
    »Was ist passiert? Bin ich gestürzt?«, fragte er benommen. Er wusste die Antwort wirklich nicht. Er erinnerte sich zwar an jedes Detail - aber das, woran er sich erinnerte, war so bizarr, dass es

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