Intruder 2
lächerlichen Geschwindigkeitsübertretung angehalten zu werden.«
Stefan warf ihm einen wütenden Blick zu und setzte seinen Helm auf. »Ich halte jedenfalls erst wieder in Utah an«, sagte er. »Ihr beide könnt ja machen, was ihr wollt.«
Er fuhr so brutal los, dass sie hastig die Köpfe einzogen, um nicht von den Steinen getroffen zu werden, die unter dem durchdrehenden Hinterrad der Suzuki wegspritzten. Frank sah ihm kopfschüttelnd und mit finsterem Gesicht nach.
»Was ist los mit ihm?«, wunderte sich Mike.
Frank drehte langsam den Kopf in seine Richtung. Sein Gesicht wurde nicht unbedingt freundlicher. »Kannst du dir das nicht denken?«
»Ich? Wie kommst du auf die Idee, dass ... ?«
»Ich war es jedenfalls nicht«, sagte Frank. Er schüttelte den Kopf, als Mike etwas erwidern wollte. »Aber in einem Punkt hat er Recht: Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen.
Reden können wir später.«
Sie fuhren los. Kurz bevor sie Cameron und damit die Tankstelle erreichten, kamen ihnen zwei Patrol Cars der Staatspoli-zei und ein Krankenwagen entgegen, alle drei mit überhöhter Geschwindigkeit und heulenden Sirenen. Mikes Herz begann vor Entsetzen zu hämmern, aber die beiden Polizeiwagen wurden nicht langsamer. Vielleicht wäre das der Moment gewesen, erleichtert aufzuatmen. Er konnte es nicht. Es war nicht die Staatsmacht, die er fürchtete. Er wusste nicht, wieso, aber er war mittlerweile davon überzeugt, dass die Polizei nicht nach ihnen suchen würde. Weder wegen heute noch wegen gestern.
Unbehelligt erreichten sie Cameron und fuhren hintereinander an die gleiche Tanksäule. Als Mike als Letzter seine Maschine voll getankt hatte, wollte Frank seine Kreditkarte nehmen und ins Tankwarthäuschen gehen, um zu bezahlen, aber Stefan hielt ihn mit einer ärgerlichen Handbewegung zurück.
»Bar«, sagte er. »Oder willst du vielleicht gleich deinen Rei-sepass hier lassen?«
Frank sagte nichts, aber Mike stattete Stefan nicht nur in Gedanken einen kurzen Dank ab, sondern erteilte sich auch gleich selbst einen Verweis, nicht selbst daran gedacht zu haben.
Kreditkarten hinterließen eine Spur, die so breit war wie eine Autobahn.
Nachdem Frank zurückgekommen war, fuhren sie weiter. Die Straße führte noch gute zwanzig Kilometer weit nach Norden und teilte sich dann. Mike erwartete, dass Stefan die rechte Abzweigung nehmen würde, um auf die Route 160 zu gelangen, wie er es angekündigt hatte, aber Stefan hatte es sich anscheinend anders überlegt und fuhr weiter Richtung Norden.
Mike hatte die Karte hinlänglich genug im Kopf, um sich zu wundern. Der Weg, den sie nun nahmen, war vermutlich etli-che Meilen kürzer, aber er ahnte auch, dass die Strecke viel, viel schwieriger sein würde. Sie würden ein paar Meilen spa-ren, aber ein paar Stunden verlieren.
Er gab ein wenig Gas, um an Franks Seite zu kommen und ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen, erntete aber nur ein Achselzucken. Frank wusste so wenig wie er, was Stefan zu diesem plötzlichen Meinungswechsel veranlasst hatte.
Gut anderthalb Stunden später und fünfzig Meilen weiter nördlich näherten sie sich dem Ende der Welt. Jedenfalls kam es Mike so vor.
Am Anfang war es nur eine dünne Linie gewesen, kaum mehr als ein Schatten, der den Horizont nachzeichnete. Aber aus dem Schatten war bald eine Linie geworden, dann ein dicker, rostroter Strich, und mittlerweile ragte eine vollkommen senk-rechte, mindestens tausend Meter hohe Felswand vor ihnen auf, die in beiden Richtungen so weit reichte, wie das Auge blicken konnte.
Vor zehn Minuten hatten sie die Interstate verlassen. Die Straße, über die sie nun fuhren, war zwar auf ihrer detaillierten Karte eingezeichnet, hätte aber in ihrer Heimat diesen Namen niemals verdient; sie musste in der Hierarchie amerikanischer Straßen am unteren Ende rangieren und war entsprechend schlecht ausgebaut. Nicht alles in Amerika war größer als in der alten Welt.
Mike hatte zweimal versucht, Stefan zum Anhalten zu bewegen, aber dieser war jedes Mal einfach noch schneller gefahren, und schließlich hatte er es aufgegeben. Sie rasten weiter auf die Felswand zu. Mike konnte immer noch keine Spur irgendeiner Straße entdecken, die durch diese gigantische Felsbarriere führte, aber es musste ja wohl eine vorhanden sein. Vielleicht gab es einen Tunnel, oder die Straße führte unmittelbar am Fuße der riesigen Felswand entlang.
Immerhin kamen sie dann und wann an einem Schild vorbei.
Mike konnte sie nicht
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