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Intruder 2

Intruder 2

Titel: Intruder 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hundertprozentig entziffern - die Stra-
    ßenschilder waren hier viel textlastiger als die zum größten Teil aus Piktogrammen bestehenden europäischen Schilder, aber was er erraten konnte, trug nicht unbedingt zu seiner Beruhigung bei. Einige davon kündigten an, dass die Straße vor ihnen für Fahrzeuge über sechs Meter Länge gesperrt war, auf anderen wurden die Fahrer aufgefordert, auf Steinschlag zu achten und in einen niedrigeren Gang zu schalten, und einmal glaubte er etwas von sechsundzwanzig Prozent Steigung zu lesen - was ihm vollkommen absurd vorkam.
    Aber genau so war es.
    Mike sah die Straße nicht einmal dann, als sie am Fuß der Felswand anhielten. Der Weg wurde noch schlechter und verschwand einfach hinter einer Biegung, aber ein Stück über ihnen quälte sich ein schmutzig grauer VW-Bus in einer vollkommen absurden Schräglage die Straße hinunter auf sie zu.
    Der Auspuff qualmte, und der überdrehte Motor kreischte, als wolle er jeden Moment auseinander fliegen. Der Fahrer marter-te den Wagen im ersten Gang, vermutlich, weil er die Bremsen des altersschwachen Gefährts auf diesem mörderischen Gefalle irgendwann überhitzt hatte.
    Stefan hatte beide Füße auf den Boden gestellt und den Helm abgesetzt. Er sah müde und ziemlich erschöpft aus. Aber zumindest war der lodernde Zorn in seinen Augen erloschen.
    »Was hast du vor?«, fragte Frank. »Eine kleine Mutprobe?«
    Stefan lächelte müde. »Die Straße ist auf den meisten Karten gar nicht verzeichnet«, sagte er. »Jedenfalls nicht auf den Karten für uns blöden Touries. Ein Insider-Tipp, den ich vor Jahren einmal in einer Motorradzeitschrift gelesen habe. Ist mir vorhin wieder eingefallen, als wir von Cameron Richtung Norden gebrettert sind.«
    »Und?«, fragte Mike misstrauisch.
    »Wir schneiden mindestens dreißig Meilen ab, wenn wir da rauffahren, statt außen rum«, antwortete Stefan. »Außerdem werden uns die Cops hier nicht vermuten.
    Niemand, der seine fünf Sinne noch beisammen hat, würde versuchen, mit einem Motorrad da raufzufahren.«
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte Mike grimmig. »Ich tue es jedenfalls nicht.«
    »Dann wirst du wohl zurückmüssen«, antwortete Stefan ruhig. »Bin gespannt, aufweichen von unseren Freunden du zuerst triffst. Die Hells Angels oder die Cops.«
    Mike wollte gereizt antworten, aber Frank kam ihm zuvor, indem er den Kopf in den Nacken legte und fragte: »Und was ist dort oben?«
    »Das ist ja die Sache«, sagte Stefan. »Eine Straße, die direkt Richtung Utah führt. Und von da aus sind es nur noch ein paar Dutzend Meilen bis zur Staatsgrenze. Ich glaube nicht, dass uns dort irgendjemand vermutet. Wie gesagt: Eigentlich ist es Wahnsinn.«
    »Eigentlich?« Mike lachte schrill. »Es ist Wahnsinn!«
    »Der aber auch seine Vorzüge hat«, sagte Frank. »Wenn wir da oben sind, haben wir es geschafft.« Er lächelte aufmunternd.
    »So schlimm ist es nun auch wieder nicht.«
    »Aber es ist vollkommen sinnlos!«, protestierte Mike. Der VW-Bus war mittlerweile unten angekommen und kroch an ihnen vorbei. Seine Bremsen rochen verbrannt, und sein Fahrer wirkte so erschöpft, dass er sich noch nicht einmal zu einem neugierigen Blick auf die Motorradfahrer mit den drei identischen Bikes aufraffen konnte. Mike wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder es als Warnung vor der sich windenden Strecke verstehen sollte, die wie eine in Stein gemeißelte Drohung vor ihnen lag.
    »Jetzt mal im Ernst«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass die Polizei hinter uns her ist. Wenn sie wirklich der Meinung wären, wir hätten irgendetwas mit der Sache zu tun, wären die Streifenwagen doch vorhin nicht an uns vorbeigedonnert, als ob wir unsichtbar wären.«
    »Sie werden im Moment alle Hände voll damit zu tun haben, zwei Dutzend durchgeknallter Hells Angels einzusammeln«, antwortete Frank. »Aber danach ...«
    »Du glaubst doch nicht wirklich, dass die Ranger sich unsere Kennzeichen aufgeschrieben haben.«
    »Die Ranger«, sagte Stefan ernst, »sind wahrscheinlich tot.«
    »Oder zumindest schwer verletzt«, bestätigte Frank. »Aber da waren noch mehr Leute. Die Bedienung im Restaurant, ein paar Gäste ...« Er hob die Schultern. «Ich glaube auch nicht, dass sich jemand unsere Nummern aufgeschrieben hat. Aber drei Typen auf identischen Motorrädern, von denen eines beschädigt ist, sind so schwer nun auch wieder nicht zu finden.
    Zumal es hier nur wenige Straßen gibt, die die größeren Städte miteinander

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