Intruder 4
schießen wahrscheinlich schon auf dich, wenn du nur danach fragst«, sagte Frank fröhlich. »Oder erschlagen dich mit Müslipackungen und Bibeln. Von beidem haben sie übrigens reichlich da.«
»Du bist ein Sadist«, sagte Mike.
»Ich weiß.« Frank lachte. »Was hast du denn ...?«
Die Tür flog auf, und Stefan stürmte herein. Im letzten Moment hielt er sich am Türrahmen fest und wurde vom Schwung seiner eigenen Bewegung um ein Haar von den Füßen gerissen.
»Weg!«, keuchte er. »Sie ist weg!«
»Was ist weg?«, fragte Mike alarmiert.
»Die Satteltasche!«, keuchte Stefan. Er zitterte am ganzen Leib. »Die ... die Satteltasche mit dem Skalp! Sie ist weg!«
Mike und Frank sprangen nahezu gleichzeitig auf die Füße.
Mikes Stuhl fiel polternd um, was niemand beachtete. »Was soll das heißen, weg?«
»Hast du genau nachgesehen?«
»Verdammt noch mal, haltet ihr mich für blöd?« Stefan schrie fast. Es war nicht genau zu sagen, ob er kurz davor stand, in Panik zu geraten, oder es schon war. »Natürlich habe ich genau nachgesehen! Dreimal!«
»Nun mal langsam.« Frank hob besänftigend die Hände. »Wo genau hattest du sie versteckt?«
»In meinem Schrank, wo denn sonst?«, fauchte Stefan.
30
»Hast du vielleicht gedacht, ich hänge das Ding zum Trock-nen auf dem Balkon auf?«
»Bist du sicher?«, beharrte Frank. »Ich meine ja nur: Wir waren letzte Nacht alle ziemlich daneben. Da tut man manc hmal Dinge, die man selbst nicht für möglich hält. Du könntest den falschen Schrank erwischt haben, zum Beispiel.«
In Stefans Augen loderte die blanke Wut auf, aber er beherrschte sich. »Ich habe in allen Schränken nachgesehen«, sagte er gepresst. »Dreimal. Und auch überall sonst. Das Ding ist weg.«
»Aber das ist unmöglich«, behauptete Mike. »Außer uns war doch niemand hier!«
»Wir suchen noch einmal«, bestimmte Frank. »Zusammen.
Und überall. Auch da, wo sie eigentlich gar nicht sein kann.
Los!«
Sie durchsuchten das gesamte Apartment, nicht nur einson-dern gleich dreimal hintereinander, so gründlich es überhaupt nur ging. Und sie taten es zusammen, damit einer den anderen überwache n und sich niemand hinterher fragen konnte, ob man auch wirklich überall nachgesehen hatte. Es blieb dabei: Stefans Satteltasche samt ihres grausigen Inhaltes war verschwunden.
»Allmählich wird mir die Sache unheimlich«, murmelte Frank, als sie ihre dritte Runde beendet hatten und nervös im Wohnzimmer standen. Nachdenklich sah er Mike an. »Bist du sicher, dass der Typ vorhin wirklich nur hier war, um uns aus dem Zimmer zu werfen?«
»Warum sonst?«, erwiderte Mike.
Statt zu antworten, drehte sich Frank zum Fenster um und zog die Vorhänge eine Handbreit auf. »Ich kann ja mal nachsehen, ob draußen schon die Helikopter kreisen und die Nationalgarde aufmarschiert.«
Niemand lachte. Der Scherz ging nach hinten los und schürte ihre Furcht nur noch.
31
»Und ... und wenn sie sie gefunden haben?«, fragte Stefan nervös. »Vielleicht war ja eine Putzfrau hier und hat rumge-schnüffelt.«
»Hier war keine Putzfrau«, erwiderte Mike. »Sieh dich doch um. Das ist immer noch das gleich Chaos, das wir gestern Nacht hinterlassen haben.«
»Sie kann ja zuerst in den Schrank gesehen haben«, beharrte Stefan.
»Hört auf, ihr zwei«, sagte Frank vom Fenster aus. »Bist du sicher, dass du die Tasche nicht auf deine Maschine gehängt hast, Stefan?«
»Natürlich bin ich sicher!«, antwortete Stefan. »Ich bin doch nicht besch ...«
Er brach mitten im Wort ab, als er zusammen mit Mike neben Frank ans Fenster trat und auf den Parkplatz hinabsah. Ihre Maschinen standen fertig beladen und in Fahrtrichtung gewen-det vor dem Bungalow: abgesehen von den Beschädigungen an Mikes Intruder absolut identische, eineiige Drillinge.
Alle drei trugen ihre Satteltaschen.
»Unmöglich«, stammelte Stefan. »Das ist vollkommen unmöglich!«
»Das ist jetzt wichtig!«, sagte Frank ernst. »Überleg ganz genau, Stefan. Du warst genauso nervös wie wir. Bist du ganz sicher, dass du sie nicht ganz automatisch mit aufgeladen hast, nur um möglichst schnell hier wegzukommen?«
»Ich bin doch nicht bescheuert!«, fuhr Stefan auf. Dann riss er sich sichtbar zusammen und sagte mit leiserer, mühsam beherrschter Stimme: »Ja, ich bin vollkommen sicher.«
»Dann haben wir ein Problem«, sagte Frank ernst.
»Ja, und zwar ein verdammt großes«, fügte Mike mit belegter Stimme hinzu. »Seht mal nach links.«
Er hob die
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