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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schon seit fünf Tagen tot.« Er legte eine schier endlos wirkende Pause ein, um seine Worte gehörig einsinken zu lassen, dann deutete er dorthin, wo der Leichensack in der Dunkelheit verborgen lag.
    »Die drei ziehen diesen Trick seit mindestens zehn Jahren durch. Sie besorgen sich ein totes Kind - auf einem Friedhof, in einem Krankenhaus, da gibt es genug Möglichkeiten, wenn man nur will - und suchen sich dann einen gutgläubigen 68
    Dummkopf, dem sie es vor den Wagen werfen können.
    Diesmal haben sie es zum ersten Mal bei einem Motorrad versucht, soweit ich weiß. Aber es hat funktioniert. Bei dir haben sie die Leiche offensichtlich mit einem Pflock stabilisiert und sie dir in den Weg gestellt.«
    »Aber warum?«, murmelte Stefan.
    Strong machte ein Gesicht, als hielte er dies für die mit Abstand dämlichste Frage der letzten hundert Jahre - was sie ja irgendwie auch war -, ignorierte Stefan aber ansonsten.
    Stattdessen drehte er sich zu Mike um.
    »Wie viel haben sie verlangt?«, fragte er.
    »Fünfzigtausend«, antwortete Mike.
    »Fünfzigtausend.« Strong wirkte leicht überrascht.
    »Sie werden allmählich gierig. Normalerweise verlangen sie höchstens halb so viel.«
    »Wieso?«
    »Weil das eine Summe ist, bei der sich die meisten kaum überlegen, ob sie nicht besser zahlen, bevor sie sich woche n-langen Ärger mit den Cops und der Staatsanwaltschaft einha ndeln«, antwortete Strong. »Ich habe euch doch gesagt, die Alte ist gerissen. Es klappt nicht jedes Mal, aber meistens. Fast alle zahlen am Ende. Ich schätze, dass sich die drei im Laufe der letzten zehn Jahre eine gute halbe Million zusammenerpresst haben. Wenn nicht mehr.«
    Alles drehte sich um Mike. Es fiel ihm immer schwerer, der Unterhaltung zu folgen. Strongs Worte hätten ihn mit einem Gefühl unendlicher Erleichterung erfüllen müssen, aber das Gegenteil war der Fall. Eine Art ungläubiger Hysterie hatte von ihm Besitz ergriffen, die mit jeder Sekunde, schlimmer zu werden schien.
    Er wusste plötzlich, wie sich Stefan gerade gefühlt haben musste, als ihm klar wurde, auf was für einen plumpen Trick er hereingefallen war. All das Entsetzen, all die Schrecken und die überstandenen Ängste der zurückliegenden Tage! Und das 69
    nur deshalb, weil eine gierige alte Indianerin es auf sein Geld abgesehen hatte? Die Vorstellung war fast grausiger als die Annahme, seine Halluzinationen könnten Realität sein.
    Aber irgendetwas stimmte an dieser Sache nicht, dessen war er sich tief in seinem Herzen sicher. Das, was Strong so dramatisch enthüllt hatte, konnte nicht die ganze Wahrheit sein.
    Nicht einmal annähernd.
    Er hörte ein Geräusch, das aus dem hinteren, dunklen Teil der Höhle drang, und drehte mit klopfendem Herzen den Kopf.
    Das Geräusch war nicht wirklich da, so wenig, wie sich der tote Junge wirklich aus seinem Sack befreit haben konnte und nun auf seinen zerschmetterten Beinen aus der Dunkelheit herausgekrochen kam. Aber Mike sah und hörte trotzdem beides.
    »Woher wissen die drei, bei wem etwas zu holen ist?«, fragte Stefan.
    »Seht euch doch an«, antwortete Strong. »Ihr leistet euch einen Trip, der mehr kostet, als sie mit einem Jahr ehrlicher Arbeit verdienen könnten. Außerdem glaube ich, dass sie jemanden haben, der ihnen Tipps gibt. Im Hotel oder vielleicht in der Auto-Vermietung.«
    »Wenn das wirklich alles stimmt«, fragte Frank, »warum erzählen Sie es uns? Wieso sind Sie nicht schon längst bei der Polizei gewesen und haben die drei hochgehen lassen?«
    »Das ist meine Sache«, antwortete Strong. »Nehmt an, ich hätte eine persönliche Rechnung mit ihnen zu begleichen.«
    Er sah auffordernd in die Runde. »Seit ihr dabei?«
    »Dabei?«, wiederholte Frank misstrauisch.
    »Wobei?«, wollte Stefan wissen.
    »Diesem sauberen Trio das Handwerk zu legen«, antwortete Strong. »Ich war noch nie so nahe dran wie diesmal. Aber das wird nicht lange so bleiben. Spätestens, wenn sie wieder hierher zurückkommen und ihnen klar wird, dass ich ihr Versteck gefunden habe, gehen sie auf Tauchstation, und ich 70
    kann von vorne anfangen. Möglicherweise dauert es wieder fünf Jahre, bis ich ihre Spur aufnehmen kann. Vielleicht gelingt mir das auch nie wieder.«
    Stefan wollte etwas sagen, aber Frank brachte ihn mit einer raschen Geste zum Schweigen und fragte langsam und sehr betont: »Und was genau erwarten Sie jetzt von uns?«
    »Nichts anderes als das, was ihr bis jetzt auch schon getan habt. Ihr spielt weiter die Unwissenden

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