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Intruder 4

Intruder 4

Titel: Intruder 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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(noch) schlechterem Zustand als die staatlichen Fahrspuren und waren mautpflichtig - und das nicht zu knapp -, kamen ihnen unter den gegebenen Umständen allerdings dennoch wie ein Geschenk des Himmels vor, denn sie verfügten über einen im Augenblick unschätzbaren Vorteil: Da es sich praktisch um Privatgelände handelte, gab es keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Sie tankten noch einmal voll, bezahlten ihren Obolus und holten aus den Maschinen heraus, was die Motoren hergaben. l Selbst Mike war überrascht. Einmal auf Touren gekommen, beschleunigten die gerade einmal fünfzig PS starken Motoren der Intruder ohne Probleme auf mehr als hundert Meilen. Das Fahren bei dieser Geschwindigkeit war ungemein anstrengend.
    Die Intruder waren keine Rennmaschinen und nicht im Entferntesten mit der Hayabusa zu vergleichen, die Mike zu Hause fuhr - ein kleines, giftiges Geschoss, das ohne Probleme im zweiten Gang bis hundertzwanzig beschleunigte und erst nach Erreichen der Zweihundert-Kilometer-Marke so richtig lebendig wurde -, oder Stefans Honda, die nicht annähernd einen so spektakulären Ruf genoss, aber kaum langsamer war (vor allem mit einem Kamikaze-Fahrer wie Stefan im Sattel).
    Nein, die Intruder waren das genaue Gegenteil: gemächliche, schwere Arbeitstiere, die kaum windschnittiger als Ziegelsteine waren und zum gemütlichen Tuckern taugten, aber nicht zum Rasen.
    Das Fahren beanspruchte die Arme und bei diesem Tempo vor allem den Rücken. Aber sie legten in knapp zwei Stunden eine Strecke zurück, für die sie auf normalen Land- und 76
    Seitenstraßen wahrscheinlich einen halben Tag gebraucht hätten. Als der Turnpike endete und der Highway, auf den sie wechselten, kurz darauf einen scharfen Knick nach Norden machte, hatten sie seit ihrem Aufbruch insgesamt mehr als zweihundert Meilen zurückgelegt. Stefan sagte nichts dazu, als sie ein letztes Mal anhielten, um zu tanken, aber er strahlte Selbstzufriedenheit aus wie ein Hochofen unsichtbare Hitze.
    Zwischen ihnen und St. George lagen jetzt nicht einmal mehr fünfzig Meilen sowie eine schmale Gebirgskette, die auf der Karte eher harmlos aussah. Sie würden zweifellos in die Nacht hineinfa hren, aber sie konnten es selbst dann schaffen, wenn sie sich im Schritttempo über einen Pass quälen mussten.
    Jedenfalls sah es so aus.
    Sie hatten sehr wenig miteinander gesprochen, seit sie Monument Valley verlassen hatten, selbst in den kurzen Tankpau-sen nicht - so groß und unhandlich die Maschinen waren, so lächerlich war das Fassungsvermögen ihrer Tanks.
    Eine Füllung reichte gerade einmal für hundertzwanzig Meilen -, aber Mike spürte trotzdem, wie sehr sich die Stim-mung verbessert hatte. Strongs Eröffnung war einfach zu überraschend und schockierend gewesen, um sie sofort und in ganzer Tragweite zu verarbeiten. Außerdem hatten ihnen Hitze, Erschöpfung und Furcht zu stark zugesetzt, um Erleichterung zuzulassen. Aber sie war da, tief unter all dem seelischen Müll verborgen, den die vergangenen Tage in ihren Gedanken angehäuft hatten. Und die Stunden, die für drei Freunde allein mit sich und dem monotonen Grollen der Motoren in den Sätteln verbrachten, gaben dieser Erleichterung allmählich Zeit, an die Oberfläche zu kommen.
    Zu behaupten, dass sie sich in ausgelassener Urlaubsstim-mung befanden, wäre sicherlich übertrieben gewesen, aber die Anspannung, die Mike nun auf den Gesichtern der beiden anderen las, war nur noch rein körperlicher Natur. Sie waren erschöpft, zum Umfallen müde, und sie hatten alle drei noch 77
    weit mehr unter den Nachwirkungen des Hitzeschocks vom Vormittag zu leiden, als sie zugeben wollten, doch sie hatten es geschafft! Wenn sie St. George noch an diesem Abend erreic hten, dann waren sie nicht nur den Indianern entkommen, sondern auch diesem verrückten Revolverhelden, der womö glich schlimmer war als alle drei Indianer zusammen. Was jetzt noch vor ihnen lag, war eine rein körperliche Anstrengung.
    Eine Fleißaufgabe. Kein Problem.
    Für das nächste - wenn auch nicht lebensbedrohliche -
    Problem war ausnahmsweise Stefan verantwortlich.
    Die Berge, die auf der Karte so harmlos ausgesehen hatten, lagen mittlerweile in Sichtweite vor ihnen: eine Mauer aus verschwommenen Schatten, die sich beharrlich weigerte, näher zu kommen, so angestrengt sie sich auch daraufzu bewegten.
    Für Mikes Geschmack sagte das mehr über ihre Größe aus, als ihm lieb war. Er schüttelte diesen Gedanken schnell ab. Sie hatten drei verrückte Indianer

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