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Intruder 5

Intruder 5

Titel: Intruder 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wäre, selbst wenn er es gewollt hätte, nicht einmal dazu in der Lage gewesen. Er versuchte zwar aufzustehen, fiel jedoch sofort wieder zu Boden und begann lauthals zu fluchen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte er sich wieder hoch und begann seine Unterarme, Handgelenke und Waden zu massieren.
    »Soll ich versuchen, irgendwo eine Masseuse aufzutreiben?«, fragte Stefan böse.
    »Ich brauche ein paar Sekunden«, sagte Strong gepresst.
    »Immerhin war ich die ganze Nacht gefesselt. Nur ein paar Augenblicke. Behaltet die Straße im Auge.«
    Genau das tat Mike schon die ganze Zeit. Die Flammen waren mittlerweile fast heruntergebrannt und führten ein zischendes Rückzugsgefecht gegen den Schnee, der unter ihrer Hitze schmolz. Die Vorstellung, dass dieses gemeine Wurfgeschoss sein Ziel hätte treffen können, jagte ihm noch immer einen eisigen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Seltsamerweise verspürte er dabei nicht wirklich Angst. Vielmehr fühlte er sich auf eine sonderbare Art benommen, als hätte er Fieber und wäre gerade aus einem Albtraum erwacht - ohne ganz sicher zu sein, ob er es auch tatsächlich war. Die Situation kam ihm ... bizarr vor, auf eine schauderhafte Art unwirklich.
    Der Fahrer des Schneepfluges war tot. Die Indianer hatten ihn erschossen, sein Leben brutal und rücksichtslos ausgelöscht, einfach nur, weil er das Pech gehabt hatte, im falschen Moment aufzutauchen. Die Brutalität dieser Tat schockierte ihn. Er hatte Sze nen wie diese unzählige Male in Filmen gesehen und in Büchern gelesen, sie sich unzählige Male selbst ausgedacht, aber die Realität war anders; vollkommen anders. Sie hatten ein Leben ausgelöscht, unwiderruflich und vollkommen grundlos. Auf einer anderen, tiefer liegenden Ebene seines Bewusstseins war ihm klar, dass er sehr wohl Angst hatte; Angst von einer Art, die ihm fremd und unbekannt war und die er deshalb noch nicht richtig fassen konnte.
    »Wir müssten irgendwie in den Wagen kommen«, murmelte Frank. »Das Ding ist so stabil wie ein Panzer. Damit hätten wir eine Chance.«
    »Noch einen Augenblick«, sagte Strong. Er hatte sich weiter aufgesetzt und schloss und öffnete rhythmisch die Hände. »Ich bin gleich so weit. Und wenn das hier vorbei ist, unterhalten wir uns einmal über die Genfer Menschenrechtskonvention.
    Und über die Bedeutung des Wortes Folter.«
    »Prima Idee«, sagte Stefan. »Dazu fällt mir bestimmt auch noch das ein oder andere ein.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was du willst«, grinste Strong.
    »Eine gebrochene Nase gibt deinem Gesicht wenigstens ein bisschen Charakter.«
    Er kam zu ihnen - seine Bewegungen waren noch immer ein wenig holperig, trotzdem schon wieder erstaunlich schnell -, ließ sich zwischen Frank und Mike auf die Knie sinken und spähte durchs Fenster. Die Flammen waren mittlerweile vollkommen erloschen. Nur ein schwarzer Kreis im Schnee, in dem einige Glassplitter glänzten, zeigte noch die Stelle an, an der der Molotow-Cocktail explodiert war.
    »Alles ruhig«, murmelte er, während er noch immer abwechselnd seine Handgelenke massierte und die Finger zur Faust ballte und ruckartig wieder öffnete, um die Blutzirkulation richtig in Gang zu bringen. »Das gefällt mir nicht. Wahrscheinlich denken sie sich gerade eine neue Schweinerei aus.«
    »Das brauchen sie gar nicht«, sagte Mike. »Wenn er das nächste Mal besser zielt, sind wir geliefert.«
    Strong starrte ihn aus zusammengekniffenen Augen an, als suche er nach einem stichhaltigen Argument, um zu widersprechen, fände aber keines. »Dann sollten wir ihm vielleicht gar keine Gelegenheit mehr dazu geben«, sagte er. Er nickte, grimmig, aber anscheinend wenig begeistert von seiner eigenen Idee. »Also gut, wir machen Folgendes: Ich laufe zum Wagen und fahre ihn ganz dicht vor die Tür.«
    Frank wollte ihm die Waffe reichen, aber Strong schüttelte den Kopf. »Ihr gebt mir Deckung«, sagte er.
    »Aber ...«
    »Niemand verlangt, dass du irgendetwas triffst«, sagte Strong. »Ziel einfach auf den Wald und drück ab, wenn sich etwas bewegt. Und gib auf den Rückstoß Acht.«
    Frank legt e den 44er wieder vor sich auf den Boden. Er wirkte genauso wenig begeistert wie Strong. Mike sah wieder nach draußen. Am Waldrand rührte sich noch immer nichts.
    Das würde bestimmt nicht mehr lange so bleiben.
    Strong huschte zur Tür, stieß sie ohne zu zögern auf und rannte los; weder geduckt noch im Zickzack, wie der Fahrer eben, sondern direkt auf den Schneepflug zu und

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