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Intruder 6

Intruder 6

Titel: Intruder 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er.
    Mike nickte. »Es wird schon gehen. Was hat sie gesagt?«
    »Ich habe mich erkundigt, was die Straßensperre draußen soll«, antwortete Frank.
    »Hältst du das für klug?«
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Frank scharf. »Willst du jetzt hören, was sie gesagt hat, oder nicht?«
    »Sicher.«
    »Es ist eine normale Lkw-Kontrolle«, erklärte Frank. »Das machen sie ab und zu - nachsehen, ob die Fahrer die Pausen eingehalten haben, ob die Trucks überladen sind, ob die Papiere stimmen ...« Er zuckte mit den Schultern. »Genau wie bei uns.«
    »Und dafür sperren sie den ganzen Highway?«
    »Ist nun mal so üblich hier. Nur für den Fall, dass es dir nicht aufgefallen sein sollte: Wir sind in einem Land, in dem sich die Polizei manchmal wie eine Besatzungsmacht verhält. Und in dem sich niemand etwas dabei denkt.«
    Das war vielleicht etwas scharf formuliert, aber es kam der Wahrheit nahe - und Frank war vermutlich nicht in der Verfas-sung, besonders diplomatisch zu sein. Mike zuckte nur mit den Schultern und ging langsam zur Tür.
    Trotz allem sah er sich rasch und aufmerksam nach allen Seiten um, als sie den Truckstop verließen. Der Parkplatz war immer noch so verlassen wie zuvor. Auch der Streifenwagen stand unverändert an seinem Platz. Er war leer. Die beiden Polizisten, die vorhin am Tisch neben ihnen gesessen hatten, waren nirgends zu sehen.
    Mike seufzte erleichtert. Die letzte Etappe ihrer Reise lag vor ihnen. Niemand konnte ahnen, was sie noch an Schrecken für sie bereithielt.
    Wortlos bestiegen sie ihre Maschinen und fuhren los.

    *

    Am späten Nachmittag erreichten sie Las Vegas. Sie hatten nur noch einmal angehalten, um aufzutanken. Mike ging Frank während der kurzen Rast so gut er konnte aus dem Weg und verhinderte so jedes Gespräch. Bei Stefan war das nicht nötig.
    Dieser parkte seine Intruder hinter ihnen an der Tanksäule, stieg ab und entfernte sich ein Dutzend Schritte, um starr und demonstrativ abgewandt in die Richtung zurückzublicken, aus der sie gekommen waren. Frank schüttelte den Kopf, sagte aber nichts und fuhr fort, die Motorräder zu betanken, während Mike bereits nach drinnen ging, um die Rechnung zu beglei-chen. Danach fuhren sie weiter.
    Die Fahrt war die Hölle. Der Highway war nicht annähernd so gut ausgebaut, wie sie erwartet hatten, sondern entpuppte sich als zwar breite, aber miserable Schnellstraße, auf der, wie um es noch schlimmer zu machen, auch noch deutlich mehr Verkehr herrschte als sonst. Es wurde beständig heißer, und nicht nur die braun-roten Sanddünen und Felsen rechts und links der Autobahn erinnerten sie in jeder Sekunde daran, dass Nevada ein Wüstenstaat war. Schon nach wenig mehr als einer Stunde hatte Mike das Gefühl, es vor Durst nicht mehr ausha lten zu können. Seine rechte Hand pochte und schmerzte beinahe unerträglich.
    Mike atmete erleichtert auf, als die ersten Hochhäuser der Spielermetropole am Horizont in Sicht kamen und nur wenig später die erste Ausfahrt, auf der »Las Vegas« zu lesen stand.
    Dennoch verging noch fast eine Stunde, bis Frank, der die Führung übernommen hatte, endlich vom Highway herunter-fuhr und sie die eigentliche Stadt erreichten.
    Auf den ersten Blick war Las Vegas eine Enttäuschung. Mike kannte die Stadt nur so, wie sie nahezu jeder kannte: als ein glitzerndes Lichtermeer, in dem das Leben pulsierte; eine Stadt, die dem einzigen Zweck zu dienen schien, immer neue Vergnügungen zu finden. Möglicherweise entsprach dieses Bild auch nach Einbruch der Dunkelheit der Wahrheit, aber im hellen Tageslicht betrachtet und aus der Richtung, aus der sie kamen, erschien die Stadt einfach nur schäbig. Die Straßen waren breit, aber in erbärmlichem Zustand, der Verkehr viel dichter, als Mike es für möglich gehalten hätte. Die zuvor schon unerträgliche Hitze steigerte sich hier nochmals, denn die Luft staute sich zwischen den Gebäuden, und der Wind war vollkommen zum Erliegen gekommen. Dazu kam, dass sie offensichtlich genau am falschen Ende der Stadt vom Highway abgebogen waren. Sie benötigten noch einmal fast eine halbe Stunde, um ihr eigentliches Ziel zu erreichen: das Bally’s, einen von vielleicht einem Dutzend Hochhaustürmen, das sich im Zentrum der Stadt erhob und die ansonsten fast ausnahmslos niedrigen Gebäude überragte.
    Mike hatte mittlerweile große Mühe, das Motorrad unter Kontrolle zu halten. Seine Hand hatte sich in einen einzigen, fast nutzlosen Klumpen aus Schmerz und pulsierender Hitze

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