Intruder 6
Suche nach drei Motorradfahrern wären, die zwei ihrer Kollegen umgebracht haben?«
»Ich habe niemanden umgebracht«, sagte Stefan, »und Frank auch nicht.«
»Prima«, antwortete Mike in fast fröhlichem Ton und mit einem eisigen Blick, dem Stefan weniger als eine Sekunde standhielt. »Das macht dann vielleicht den Unterschied zwischen fünfzehn Jahren und lebenslänglich aus. Wenn du es riskieren willst, nur zu!«
Die Kellnerin kam, um nach ihren Wünschen zu fragen.
Stefan nahm die Speisekarte und deutete wahllos auf irgendetwas. Frank schloss sich mit einem unwilligen Nicken an. Mike jedoch ließ sich ausreichend Zeit, um sich ein Frühstück zusammenzustellen, an dem er sonst wohl den ganzen Tag gegessen hätte: Rühreier mit Schinken, zwei Pfannkuchen, ein großes Glas Orangensaft und als Nachtisch noch einen Dough-nut. Er hatte entsetzlichen Hunger. Die Kellnerin notierte alles gehorsam und bedankte sich mit einem Lächeln, bevor sie wieder ging.
Frank sah ihr kopfschüttelnd nach und wandte sich schließ-
lich mit einem Stirnrunzeln an Mike. »Glaubst du, das ist jetzt der richtige Moment, um ein Festmahl zu beginnen?«
»Nein«, antwortete Mike. »Aber ich glaube, dass wir noch jedes bisschen Kraft brauchen werden. Außerdem«, fügte er nach einer winzigen Pause und mit einem wehleidigen Blick auf seine Hand hinzu, »kann ich im Moment sowieso nicht weiterfahren.«
»Schlimm?«, erkundigte sich Frank.
Trotz allem klang die Sorge in seiner Stimme echt.
Mike schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Ich brauche vielleicht eine halbe Stunde, dann geht es sicher wieder. Hast du die Karte dabei?«
Frank nickte nervös. Obwohl man ihm ansah, dass er liebend gern etwas anderes gesagt oder getan hätte, griff er unter die Jacke und zog die zusammengefaltete Straßenkarte heraus.
Nachdem er seine Kaffeetasse zur Seite geschoben hatte, breitete er sie vor sich auf der Tischplatte aus und deutete nach kurzem Suchen auf einen Punkt, direkt neben der rot gestrichelt eingezeichneten Staatsgrenze. »Wir sind hier.« Sein Zeigefinger fuhr die nach Südwesten führende Linie der Interstate entlang. »Unser Sprit reicht vielleicht noch vierzig oder fünfzig Meilen. Aber das ist kein Problem. Wir werden auf alle Fälle vorher die nächste Tankstelle erreichen - hier, seht ihr?«
Mike beugte sich gehorsam vor und studierte die Karte, während Stefan demonstrativ an ihm vorbei aus dem Fenster starrte.
»Von da ab geht es praktisch nur noch geradeaus«, fuhr Frank fort. »Selbst wenn wir uns an die Geschwindigkeitsbeschrän-kung halten - was ich dringend empfehlen würde -, müssten wir Las Vegas am späten Nachmittag erreichen.« Er warf Stefan einen fast beschwörenden Blick zu. »Ich bin nicht begeistert, aber wahrscheinlich hast du Recht. Es wäre vollkommen irrsinnig, hier zu bleiben.«
»Aber wenn sie uns irgendwo unterwegs erwischen, wird alles nur noch schlimmer«, sagte Stefan leise und ohne einen von ihnen anzublicken.
»Wie sollten sie uns erwischen?«, fragte Mike. »Es gibt keine Zeugen. Bannermann und sein sauberer Kumpan haben ja dafür gesorgt, dass außer uns niemand da war. Selbst wenn sie die beiden schon bald finden - es gibt keine Verbindung zu uns.«
»Und wenn doch?«, fragte Stefan. »Was ist mit der Waffe?
Dem Revolver, mit dem du Bannermann erschossen hast?«
Mike spielte perfekt den Überraschten. »Oh«, machte er.
Franks Augen wurden groß. Er verlor deutlich an Farbe. »Sag nicht, du hast ihn noch«, murmelte er fast entsetzt.
»Keine Sorge«, sagte Mike. »Ich werfe ihn weg, bevor wir weiterfahren. Und diesmal wische ich vorher die Fingerabdrü-
cke ab.«
»Bist du völlig wahnsinnig geworden?«, murmelte Frank.
»Du schleppst dieses verdammte Ding die ganze Zeit mit dir rum?«
»Woher hast du ihn überhaupt?«, fragte Stefan.
»Besorgt«, antwortete Mike ausweichend.
»Besorgt?« Frank runzelte die Stirn. »Was genau heißt das?«
»Besorgt eben«, antwortete Mike unwillig. »Wie, spielt doch jetzt wohl keine Rolle mehr, oder? Keine Angst, ich lasse ihn verschwinden.«
Frank schien etwas entgegnen zu wollen, beließ es dann aber bei einem fast resigniert wirkenden Achselzucken und drehte den Kopf, um zu den beiden Polizeibeamten am Tisch gege n-
über zu blicken. Mike konnte regelrecht sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
»Das ist Wahnsinn«, flüsterte Stefan. Er spielte immer noch nervös mit der Kaffeetasse, ohne bisher auch nur einen Schluck getrunken
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